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Wie Zug, Schwyz und Luzern die Bedrohung angehen

Kirschlorbeer, so giftgrün sind deine Blätter

Der Kirschlorbeer verdrängt einheimische Arten. (Bild: Andreas Merz)

Spaziergängern fällt gerade jetzt in unseren Wäldern der immergrüne Kirschlorbeer auf – eine problematische invasive Pflanze. Doch die Kantone Luzern und Zug gehen ganz unterschiedlich mit der Bedrohung um.

Im Winter, wenn unsere Wälder braun sind, fällt er besonders auf – der immergrüne und immer noch so beliebte Kirschlorbeer. Auf jedem Spaziergang in unseren Wäldern fällt er mir in der Zwischenzeit auf. Im Moment sind es mehrheitlich noch junge Pflanzen – schätzungsweise zwei bis fünf Jahre alt.

Eigentlich genau in dem Alter, in dem sie noch mit relativ kleinem Aufwand ausgerissen werden könnten. Doch wird das überhaupt gemacht? Dem wollte ich nachgehen.

Kein Geld im Kanton Luzern

Im Kanton Luzern gibt es bezüglich des Kirschlorbeers keine kantonal koordinierte Aktion. Einzig für Aktionen zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität stehen dem Kanton Luzern finanzielle Mittel zur Verfügung. Im normalen Wald ist es jedoch den Eigentümern, Forstbetrieben und Gemeinden überlassen, aktiv zu werden.

Peter Kull von der Koordination Neobiota begrüsst es, wenn weitere Akteure aktiv werden und Aktionen gegen den Kirschlorbeer initiieren.

Aktionen rund um Luzern

Das Stadtforstamt Luzern ist für die Pflege und Nutzung von rund 1700 Hektaren Wald verantwortlich und versucht mit gezielten Massnahmen in ausgewählten Stadtwäldern, den Kirschlorbeer an der Ausbreitung zu hindern. Doch dessen Entfernung ist zeitaufwendig und teuer. Deshalb braucht es gemäss Raphael Müller, Stadtoberförster von Luzern, zusätzliche Aktivitäten.

Bis jetzt erhält das Stadtforstamt vom Kanton Luzern kein Geld für die Bekämpfung des Kirschlorbeers. Es muss die Mehrkosten selbst tragen, obschon die Problematik nicht selbstverschuldet ist und die Quelle des Kirschlorbeers im Siedlungsgebiet zu suchen ist.

Vorreiter Meggen

2018 wurde die Gemeinde Meggen aktiv; sie hat in den letzten beiden Jahren mit Zivildienstleistenden den Kirschlorbeer in den gemeindeeigenen Wäldern entfernt und damit eine stärkere Ausbreitung verhindert. Es wird aber vorderhand eine Daueraufgabe für Werkdienst und Zivis bleiben, den Kirschlorbeer aktiv zurückzudrängen, wie der Umweltschutzbeauftragte der Gemeinde Pius Theiler bestätigt.

Die Gemeinde empfiehlt auch privaten Eigentümern in deren Wäldern rasch aktiv zu werden, denn der Handlungsbedarf ist gross.

Ganz anders im Kanton Zug

Der Kanton Zug hat sich für einen anderen Weg entschieden. Mit einem gemeinsamen Bekämpfungsprojekt vom Amt für Wald und Wild und vom Amt für Raum und Verkehr werden der Kirschlorbeer und andere invasive Neophyten in Zusammenarbeit mit den Forstbetrieben in den Wäldern rund um die Siedlungsgebiete seit über zehn Jahren aktiv bekämpft.

Ziel ist es zu verhindern, dass sich der Kirschlorbeer immer tiefer in den Wald hinein ausbreiten kann. Diese Strategie setzt der Kanton Zug erfolgreich um, wie Lea Bernath vom Amt für Wald und Wild bestätigt. Durch regelmässig wiederkehrende Aktionen wird der Kirschlorbeer ausgerissen, bevor die Sträucher gross sind, Beeren ausbilden und diese von den Vögeln weiter in den Wald getragen werden.

Würde der Kanton Zug den Kirschlorbeer wachsen lassen, wären gemäss Lea Bernath unsere Wälder bald voll davon und der Kirschlorbeer würde immer abgelegenere Waldgebiete besiedeln. Die natürliche Verjüngung des Waldes wäre dadurch stark behindert und die Artenvielfalt im Wald nähme ab.

Ohne Geld geht es nicht

Mit einem Engagement der öffentlichen Hand ist ein erfolgreiches Neophyten-Management machbar, wie auch das Beispiel des Kantons Schwyz zeigt. Der Kanton Schwyz ging 2016 mit einem eigenen Pilotprojekt in die Offensive und unterstützt seither seine Gemeinden und Bezirke bei der Eliminierung invasiver Neophyten.

Für Massnahmen gegen den Kirschlorbeer übernimmt der Kanton 30 bis 50 Prozent der Kosten. Die Erfahrungen zeigten, dass mit dieser finanziellen Unterstützung die Zahl der Aktivitäten massiv erhöht und invasive Arten erfolgreich dezimiert werden konnten. Für andere Kantone oder den Bund könnte dieses Projekt durchaus als Vorbild dienen.

Sisyphusarbeit wegen unserer Gärten

Gemäss Adrian Kempf von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern ist ein weiterer Punkt zentral: Die Quelle der Ausbreitung müsste als Erstes gestoppt werden können. Andernfalls verkommen alle Massnahmen gegen den Kirschlorbeer im Wald zu einer Sisyphusarbeit, weil immer wieder neue Samen durch Vögel in den Wald getragen werden. Diese Problematik bestätigt auch der Kanton Zug.

Die Entfernung von grossen Pflanzen im Wald erfordert einen grossen Starteffort. Danach sinkt der Aufwand, kann aber aufgrund der stetigen Versamung aus den Gärten kaum weiter reduziert werden. Bei anderen, verbotenen invasiven Arten hingegen nimmt der Bekämpfungsaufwand im Wald mit der Zeit ab, weil die Massnahmen greifen und aus dem Siedlungsgebiet nicht ständig neue invasive Neophyten einwandern.

Kirschlorbeer soweit das Auge reicht

Ein Blick in die Gärten unserer Region bestätigt die Problematik: Es hat weiterhin Kirschlorbeer, soweit das Auge reicht! Leider ist vorderhand weder eine Bekämpfungspflicht noch ein Verkaufsverbot in Sicht. Deshalb steht der Kirschlorbeer in den Gartencentern immer noch zum Verkauf.

Einzig die Migros hat im letzten Jahr aus eigener Initiative beschlossen, keinen Kirschlorbeer und keine anderen invasiven Neophyten mehr zu verkaufen – ein kleiner Lichtblick im Kirschlorbeerwald.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Heinz Gadient
    Heinz Gadient, 28.01.2020, 14:50 Uhr

    Absolut unverständlich, dass die Planzen immer noch verkauft werden dürfen.

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