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Verdrängen Billigklamotten die Tradition?

Gwand und Grend zum Spottpreis

Grad gut für die nahende Fasnacht.

(Bild: Ingo Höhn)

Bloggerin Rebekka Sommerhalder hinterfragt den Trend, dass für die Fasnachtsverkleidung nur Billigklamotten herhalten sollen. Wo bleiben die Tradition und der Stil?

Ich bin Luzernerin, aber keine Fasnächtlerin. Das grenzt an ein Verbrechen – und es öffentlich, schriftlich und unwiderruflich zu gestehen, braucht schon etwas Mut. Ich bitte also um Nachsicht. Denn ich habe meine Gründe. Gute, wie ich finde. Die Musik ist nicht meins, das Besaufen ist nicht meins, das Angebaggert-Werden ist nicht meins. Und nun gesellt sich leider ein weiterer Grund dazu.

«Nur für die Fasnacht»

In den Wochen vor der Fasnacht werde ich bei mir im Laden nämlich des Öfteren nach diesem oder jenem gefragt. Aber dieses oder jenes darf dann bitte nicht so teuer sein, weil «… es ist ja nur für die Fasnacht!» Wäre ja schade drum. Kann ich zwar irgendwie nachvollziehen. Aber dieses oder jenes muss trotzdem von jemandem genäht werden, verbraucht trotzdem Ressourcen und legt trotzdem einen beachtlichen Weg zurück. Rechtfertigt die Fasnacht den Kauf von billigem Schrott, der unter miserablen Bedingungen hergestellt wurde? Naja. Liegt wie immer im Auge des Betrachters. In meinen Augen tut sie es auf keinen Fall.

Billigklamotten vs. Tradition

Ich bin nicht unbedingt eine, die den guten alten Zeiten nachtrauert. In diesem Fall habe ich aber tatsächlich den Eindruck, dass früher alles besser war. Mein bescheidenes Fasnachtswissen und meine noch bescheidenere Fasnachtserfahrung mögen täuschen. Mich dünkt es aber, dass die Tradition eigentlich eine sorgfältige Planung und Anfertigung von Kostüm und Maske beinhaltet.

«Echte Fasnächtler scheuen weder Kosten noch Aufwand für Gwand und Grend.»

So war doch das früher, oder? «Echte» Fasnächtler scheuen weder Kosten noch Aufwand für Gwand und Grend. Da geht es nicht um die billigste Option, sondern um die beste. Um eine herausragende Leistung an Kreativität und Handwerkskunst. Fast schon um Perfektion.

Fasnacht mit Stil und Stolz

Ist die Fasnacht grosses Hobby und Leidenschaft, dann soll sie auch so gepflegt werden. Ich kann wirklich gut damit leben. Ich überlasse dem wilden Treiben zur fünften Jahreszeit gerne die Stadt. Und jenen, die dafür die verrücktesten Ideen umsetzen, sowieso. Ich bin froh, gibt es sie noch. Diejenigen, die mit Fleiss und Elan fast ein Jahr an der perfekten Verkleidung tüfteln und basteln. Sie setzen dabei auf gute Materialien und saubere Arbeit. Jedes Detail wird mit Bedacht gewählt, am besten selber gemacht und zu einem individuellen Ganzen verarbeitet. Im Notfall hilft Mami. Was eher nicht zu eingefleischten Fasnächtlern passt: billige Plastik-Ganzkörper-Klamotte aus Südostasien, die nach sechs Tagen im Müll landet. Echte Fasnächtler haben eben doch noch Stil und Stolz. Mögen sich diese Fasnächtler wieder fröhlich vermehren, bitte. Und die Ära von Gwand und Grend zum Spottpreis bald Geschichte sein.

Nein, ich werde auch so keine Fasnächtlerin (Gründe siehe ganz oben). Aber ich versöhne mich vielleicht wieder mit ihr. Und so wünsche ich mal hoffnungsvoll optimistisch: «E rüüdig schöni Fasnecht!»

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