Die tiefe Verwurzelung Luzerns mit seinen Eichen
Eichen waren für Luzern schon immer bedeutend. Stand der Laubbaum früher vor allem wirtschaftlich im Fokus, ist er heute ein wichtiger Teil der ökologischen Vielfalt. Hier erfährst du auch, wo in der Stadt die über 300-jährige Eiche namens «Sara» steht.
Eichen haben es mir angetan. Die mächtigen Bäume mit ihren knorrigen, breiten Kronen finde ich beeindruckend. Und nicht nur ihre Erscheinung ist bemerkenswert. Die Eiche war in Europa lange Zeit einer der wichtigsten Laubbäume. Die wirtschaftliche Nutzung reichte von der Nahrung für Menschen und Nutztiere über die Verwendung als Bauholz bis hin zur Verwertung der Rinde zum Gerben von Leder.
Die Eiche im Wandel der Zeit
Die ökonomische Bedeutung verschob sich nach und nach. Der Anbau von Kartoffeln und Weizen verdrängte das Eichelmehl und manche Eiche musste für die Äcker weichen. Weiter wurden Schweine zunehmend mit Speiseabfällen statt mit Eicheln gemästet. Durch den aufkommenden Handel sank der Konsum von Schweinefleisch ohnehin. Eichenholz war beliebt als Baustoff für Boote und Dachstöcke; auch für die Kapellbrücke wurde es verwendet.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts tauchte die Eisenbahn als neues Transportmittel auf. Eine Unmenge von Schwellen aus Eichenholz wurden benötigt. Eichen mussten dazu reihenweise gefällt werden. Heute werden in der Schweiz zum Glück mehrheitlich Betonschwellen verwendet. Holzschwellen kommen nur noch an wenigen Orten, wie etwa auf Rangierbahnhöfen, zum Einsatz. Für Parkettböden und Möbel ist die Eiche nach wie vor beliebt. Der heutige Bedarf an Eichenholz bleibt aber im Rahmen.
Unübertroffen unter den einheimischen Baumarten ist die ökologische Bedeutung der Eiche. Besonders alte Bäume – die bis zu tausend Jahre alt werden können – sind für etliche Tiere enorm wertvoll. Insbesondere Vögel tun sich auf Eichen gütlich an den Früchten und Samen sowie an Käfern und Insekten, die auf und im Baum leben. Die Stiel- und Traubeneichen bieten 300 bis 500 Tierarten Nahrung und Unterschlupf. Es gibt gar solche, die auf Eichen angewiesen sind, um zu überleben. So ernähren sich etwa die Raupen der beiden Nachtfalterarten Eichenwickler und Eichenspinner nur von Eichenblättern.
Die Eiche hat keine grossen Ansprüche und ist anpassungsfähig. Sie gehört deshalb zu den Zukunftsbäumen, die klimatische Veränderungen wie häufigere Trockenheit, Starkregen, Hitze und Frost gut wegstecken können.
Eichenbestand in der Schweiz und in Luzern
Die grösste Anzahl Eichen wurde in den Kantonen Genf (vor allem Traubeneichen), Solothurn und Schaffhausen gezählt. Der Kanton Luzern liegt im Mittelfeld, wobei die meisten Eichen in der Stadt Luzern vorkommen. Zumeist sind es Stieleichen. Die mächtigste, freistehende Eiche auf Stadtgebiet befindet sich bei der Bushaltestelle Unterlöchli. Sie erhielt den Namen Sara und ihr Alter wurde 2007 auf 285 Jahre geschätzt.
Sara ist ein Methusalembaum. Diese Bezeichnung erhalten Bäume, wenn sie auf Brusthöhe mindestens einen Durchmesser von 100 cm aufweisen. Es gibt weitere 14 Eichenveteranen auf Stadtgebiet, die mindestens 225 Jahre alt sind. Sie alle haben einen Namen erhalten.
Auffällig sind auch die zu Reihen angeordnete Eichen, die beispielsweise auf der Allmend, beim Unterlöchli und beim Hubelrain zu finden sind. Hier handelt es sich offensichtlich um Grenzeichen. Die Stadtgemeinde Luzern war früher in einzelne Gehöfte unterteilt. Entlang der Hofgrenzen wurden anstelle der üblichen Marksteine oder Pfähle Eichen gepflanzt. Etliche Eichenhaine verschwanden jedoch mit der Ausdehnung des Siedlungsgebiets.
Überdurchschnittlich viele Eichen gibt es im Biregg- und im Gütschwald zu bewundern. Und als mehr oder weniger reiner Eichenwald gilt das Eichwäldli nördlich der Allmend.
Das Eichwäldli: Ein Sonderwaldreservat
Der Eichwald stand einst unter grossem Druck. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden im Herbst Schweine zum Mästen in den Wald getrieben, die sich an den Jungpflanzen gütlich hielten und eine Waldverjüngung erschwerten. Weiter fanden schon im 18. Jahrhundert auf der Allmend militärische Übungen statt und verursachten durch Gewehrkugeln Schäden an den Bäumen. Dank der Robustheit der Eiche überlebte der Wald.
Heute ist das Eichwäldli Teil des Naturerlebnisgebiets Allmend und seit 2010 ein Sonderwaldreservat. Das heisst unter anderem, dass der eichendominierte Wald erhalten bleiben und angemessen gepflegt werden muss. Insbesondere lässt man Biotopstrukturen wie Alt- und Totholz liegen. Auch der Waldrand wird im Auge behalten, damit er licht bleibt, Dornensträucher gedeihen und genügend Kleinstrukturen vorhanden sind. Damit kann der Eichwald auch Lebensraum für seltene Arten sein, wie etwa für die gefährdete Fledermausart grosser Abendsegler.
- Stadt Luzern PDF Allmendtafel
- Roman Graf 2007: Der Eichenbestand der Stadt Luzern und seine Bedeutung im kantonalen Vergleich. Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Luzern, Band 38 S. 54-75
- Proquercus.org
- Nadja Brodmann 1996: Grenz-Eichen als Grenzzeichen in der Stadt Luzern. – Umweltschutz der Stadt Luzern. Werkstadtberichte, Heft 79.