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Krieg und fossile Energien

Deshalb sind fossile Energieträger nichts für Luzern

In Luzern wird bereits Energie aus Seewärme gewonnen. Mehrere Gebäude sind bereits am Leitungsnetz angeschlossen und beziehen erneuerbare Energie aus dem Vierwaldstättersee. (Bild: cbu)

Unterstützt durch kantonale Fördergelder die energetische Unabhängigkeit erlangen, Arbeitsplätze generieren und die lokale Wertschöpfung stärken – klingt doch vernünftig. Der Ukrainekrieg bestärkt diesen Gedankengang: Russland als Öl-, Gas- und Uranlieferant finanziell zu unterstützen, scheint absurd. Und dennoch fliessen die fossilen Energieträger putzmunter weiter in den Kanton Luzern, besonders in die Stadt.

Normalerweise versuche ich in meinen Blogs Themen aufzugreifen, welche nicht bereits konstant in den Medien vertreten sind. Dieses Mal mache ich eine Ausnahme, denn der vorherrschende Krieg in der Ukraine verdeutlicht die Sinnwidrigkeit von fossilen Energieträgern in diverser Weise und eröffnet mir die Frage, warum politische Kräfte sich immer und immer wieder an Energiequellen festklammern, welche unserem Volk überhaupt nicht zugutekommen.

Warum sind fossile Energieträger nichts für unser Volk?

Grund 1: Umweltschutz

Mir als Umweltberater ist natürlich der Umweltschutz ein zentrales Anliegen. Denn er sorgt dafür, dass die nachkommenden Generationen noch immer auf diesem Planeten leben können. Erdölbetriebene Heizungen verursachen immerhin siebenmal mehr Umweltschäden in Kohlenstoffdioxid als Erdsondenwärmepumpen (CO2-Emissionen inkl. vorgelagerte Prozesse und unter Verwendung des Schweizer Strommixes).

Grund 2: Unabhängigkeit

Die unabhängige Schweiz: davon träume auch ich. Mein Wunsch dabei ist es, unabhängig von anderen Staaten zu sein, welche mit spekulativen Preisen über unser Wohlbefinden entscheiden. Unabhängig von der Energieform zu sein, ermöglicht es uns, freier zu handeln; denn wir müssen uns weder um die Erdwärme noch um die Sonnenenergie kümmern. Diese Energien sind in unerschöpflichen Mengen vorhanden. Nicht aber Öl, Gas oder Uran aus anderen Ländern.

Grund 3: Kosten

Wie einfach mit dem vom Bund zur Verfügung gestellten Heizkostenrechner nachzuvollziehen ist: erneuerbare Heizmedien sind günstiger als fossile. Dabei sind die städtischen oder kommunalen Fördergelder noch nicht einmal einkalkuliert. Leider ist dies für die Hausbesitzer von Mietwohnungen kaum interessant, da die anfallenden Investitionskosten nur teilweise über Nebenkosten oder höhere Mietzinse gedeckt werden können.

Grund 4: Mehr Jobs

Eine Studie des renommierten «World Resource Institute» zeigte, dass die Investitionen in die Herstellung von Fotovoltaikanlagen 1.5-mal so viele Arbeitsplätze schaffen, wie wenn gleich viel Geld für die Produktion fossiler Brennstoffe ausgegeben würde. Die Zahl für Windkraft ist 1,2-mal so hoch. Was will man mehr?

Grund 5: Wertschöpfung für den Kanton Luzern

Warum ist die Wertschöpfung für Luzern besser, wenn man auf erneuerbare Energien zurückgreift? Der grosse Kostenanteil einer Heizung liegt bei fossil betriebenen Heizungen nicht in der Beschaffung der Heizungen, sondern in der Beschaffung des Energieträgers.

Bei Öl, Gas und Uran fliesst das Medium zwar in die Schweiz, Milliarden von Franken aber ins Ausland, wie der «Beobachter» schreibt. Wird anstelle fossiler Heizungen auf lokale, erneuerbare Heizungen gesetzt, so profitieren die lokalen Holzwärmenetzbetreiberinnen, die lokalen Stromproduzenten oder auch die Eigenheimbesitzerinnen mit ihren eigenen Wärmepumpen und mit den in der Schweiz hergestellten Fotovoltaikanlagen.

Grund 6: Frieden und Risikovermeidung

Zum Krieg muss ich mich nicht äussern. Aber klar ist: Tschernobyl wurde ziemlich schnell erobert, weitere Uranquellen sind im Fokus. Dabei ist laut dem «Tagesanzeiger» die Gefahr von weiteren Umweltkatastrophen durch die Bombardierungen von Kernkraftwerken enorm – oder warum kaufen sich alle zurzeit neue Jodtabletten? Trotzdem schieben wir noch immer und ohne Sanktionen Milliarden von Franken in Putins Portemonnaie.

Kanton und Stadt Luzern möchten schon lange weg von fossilen Energieträgern

Vorab einmal dies: Der Kanton Luzern, die Stadt Luzern wie auch weitere Gemeinden unterstützen den Umstieg auf erneuerbare Energien in verschiedenster Art und Weise – kumulativ und seit langer Zeit. Sei es durch kostenlose Beratungsangebote oder durch eine direkte finanzielle Unterstützung beim Heizungsersatz oder bei der Gebäudehüllensanierung.

Das Angebot wurde bei allen zu Beginn des Jahres 2022 massgeblich erhöht; so stehen derzeit noch rund 19 Millionen seitens Kanton zur Verfügung. Das Angebot ist sogar so gross, dass man sich gut darin verirren kann. Die Umweltberatung Luzern hilft kostenlos bei der Auswahl der richtigen Angebote.

Die Umsetzung ist nicht einfach

Trotz grosser Bemühungen der Behörden und der Hausbesitzer ist die Umsetzung oft nicht einfach. Es scheitert weder an der Zusammenarbeit noch am Interesse. Viel grundlegendere Sachen verhindern den schnellen Umstieg auf erneuerbare Energien: Die Stadt Luzern ist mit einem Anteil von rund 90 Prozent fossiler Heizungen ein exemplarisches Beispiel. Die Gebäude liegen sehr dicht, mehrere Parteien teilen sich Blockrandbebauungen, Infrastruktur oder Platz fehlt und die Bevölkerungsdichte verhindert Holzheizungen mit gewünschten hohen Brenntemperaturen durch die Feinstaubemissionen.

Man könne meinen, die Stadt und die ewl hätten verschlafen, doch diese setzten in den letzten Jahren drei neue Energiezentralen aus Seewärme in Betrieb und sind mit dem massiven Ausbau der Fernwärmenetze beschäftigt. Trotzdem ist dies ein Prozess, der mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird, bis alle Häuser der ausgewählten Gebiete angeschlossen werden können.

Ausserdem ist es oft lukrativer, kommunale Lösungen wie Heizzentralen anzustreben als Einzelheizungen. Da die Nachbarin jedoch gerade erst die Heizung ersetzt hat, möchte sie verständlicherweise nicht schon wieder Geld für eine gemeinsame Lösung in die Finger nehmen.

Die Lösung: Zeit mit starkem Fokus zum Ziel

Ich glaube nicht, dass ein Umstieg zu 100 Prozent erneuerbaren Energien in den kommenden vier Jahren möglich sein wird. Aber ich glaube, dass es bis 2030 möglich ist. Dazu muss jedoch der Druck von beiden Seiten (Behörden und Bevölkerung) steigen und der Fokus muss klar sein: weg von fossilen Energien, hin zur Unabhängigkeit. Wir alle tragen damit zu einer lebenswerten Zukunft bei.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Peter
    Peter, 18.03.2022, 18:33 Uhr

    sehr fair geschrieben, chapeaux!

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  • Profilfoto von mast
    mast, 16.03.2022, 18:44 Uhr

    Danke, Tobias, das war sehr klar und Nötig
    Herzlichen Gruss
    Marcel Staubli

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