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Osterschoggi hat noch immer ein Problem

Der Schoggiosterhase ist ein Klimakiller

Die schlechte Bilanz bezüglich Klima und fairen Handel von Osterhasen dürfte nicht nur diesen Schoggihasen erschrecken. (Bild: Adobe Stock)

Bereits sind die Geschäfte wieder mit Osterhasen gefüllt. Doch die süsse Versuchung hat bezüglich Klima und Fairness einen bitteren Beigeschmack. Was können wir dagegen tun?

Als ich das letzte Mal im Geschäft stand, habe ich mich gefragt, welche Schokolade bei all den Labels und Möglichkeiten am besten ist. Ich begann, über Schokolade und Nachhaltigkeit zu recherchieren und bin dabei auf spannende Zahlen und Unternehmen gestossen: Im Jahr 2023 lag der Schokoladenkonsum in der Schweiz bei rund elf Kilogramm pro Kopf.

Damit übertreffen wir alle anderen Länder in Europa. Das ist aber nicht unbedingt etwas, worauf wir stolz sein sollten: Für ein Kilogramm Schokolade werden 3,5 kg CO₂-Äquivalent verursacht. Das ist im Durchschnitt etwa gleich viel wie bei einer 30 Kilometer langen Autofahrt. Zudem werden für eine Tafel Schokolade elf Badewannen voll Wasser verbraucht. Die Schokolade landet damit laut dem Magazin für Nachhaltigkeit «Utopia» auf Platz fünf der umweltbelastendsten Lebensmittel.

Auswirkungen aufs Klima

Die wichtigste Zutat der Schokolade ist der Kakao. Dieser wächst nur in wenigen Ländern nahe dem Äquator. Er wird hauptsächlich in Ghana, an der Elfenbeinküste und in Indonesien angebaut. Der Kakaobaum ist eine sehr anspruchsvolle Pflanze, die einen nährstoffreichen Boden und Schatten benötigt. Jedoch wird sie oft auf sonnigen Plantagen angebaut, weshalb eine intensive Bewässerung nötig ist.

Für diese Plantagen werden häufig Wälder gerodet, die ein wichtiger CO₂-Speicher sind und eine enorme Artenvielfalt besitzen. Die Schweiz ist dabei mitverantwortlich, sie importiert nämlich laut einem WWF-Report über die Hälfte ihrer Kakaoprodukte aus Ländern mit hohem Risiko für Abholzung. Ebenfalls wird auch für Palmölplantagen abgeholzt, denn auch Palmöl kann in der Schokolade enthalten sein.

Zusätzlich kommt noch die Klimaerwärmung dazu, die einen immensen Teil der jetzigen Anbauflächen unbrauchbar machen wird. Eine Lösung für eine nachhaltige Bewirtschaftung wäre ein Agroforstsystem. Dabei wird die Landwirtschaft und der Wald als naturnahes System betrachtet, wobei weniger Pestizide und Wasser verwendet werden müssten.

Die Armut der Kakaobauern

Ein grosses Problem in der Branche liegt ganz am Anfang der Lieferkette – nämlich bei den kleinen Kakaobauernfamilien. Ihr Einkommen ist zu tief, um einen angemessenen Lebensstandard zu führen. Dieses Problem begünstigt wiederum Kinderarbeit, Abholzung und Geschlechterungleichheit, denn die Armut der Bauern zwingt sie dazu, alte Bäume zu fällen oder ihre Kinder auf die Plantage statt zur Schule zu schicken.

Obwohl alle grossen Kakao- und Schokoladenunternehmen diesbezüglich Ziele veröffentlicht oder Referenzpreise für ein faires Einkommen festgelegt haben, fehlen spezifische und verbindliche Massnahmen. Oft würde bereits ein kleiner Teil des Preises, den wir für die Schokolade bezahlen, ausreichen, um das Einkommen der Bauern deutlich anzuheben. Das scheint jedoch nicht im Interesse der Unternehmen zu liegen, da viele trotz der Coronakrise weiterhin Rekordgewinne erzielten.

Label versprechen Fairness

Verschiedene NGOs veröffentlichten eine «Chocolate Scorecard». Diese bewertet 85 Schokoladenunternehmen und Einzelhändler nach verschiedenen Kriterien in Bezug auf Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Transparenz. Dabei sind auch Schweizer Unternehmen aufgeführt. Diese schneiden grösstenteils eher mittelmässig ab. Alarmierend ist, dass nur elf Prozent aller Unternehmen ihren Kakao bis zum Ursprung zurückverfolgen.

Ein Anhaltspunkt, den wir als Konsumenten haben, sind die Labels. Es gibt verschiedene Zertifikate, die versuchen, die Nachhaltigkeit in den Lieferketten und das Leben der Kakaobauern zu verbessern. Die grössten sind Fairtrade (Max Havelaar), UTZ/Rainforest Alliance und Bio. Gemäss Public Eye kann den Kakaobauern jedoch noch kein Label ein existenzsicherndes Einkommen ermöglichen.

Faire Schokolade überall

Es lohnt sich dennoch, zertifizierte Schokolade zu kaufen, da beispielsweise das Biolabel eine biologische Produktion ohne Pestizide und synthetischen Dünger voraussetzt. In Luzern verkauft zum Beispiel die Stiftung Brändi solche Schoggiosterhasen, die aus Bio- und Fairtrade-Schokolade sind. Darüber hinaus sind laut einem Schweizer Beratungsunternehmen die dunklen Osterhasen, die kein Milchpulver und am wenigsten Kakaobutter enthalten, am klimafreundlichsten. 

Die Schweizer Organisation «Good Chocolate Hub» versucht, eine Verbindung zwischen der Kakaoproduktion und dem Schokoladenkonsum zu schaffen. Dazu bietet sie unter anderem Workshops an, bringt sich politisch ein und organisiert jährlich das Schoggifestival, wo sich viele interessierte Menschen vernetzen und nachhaltige Schokolade probieren können.

Auch in der Zentralschweiz ist Nachhaltigkeit bei der Schokolade ein Thema: So fand letztes Jahr ein Vortrag zu «Schokolade polarisiert» in Luzern statt, bei dem über Menschenrechte sowie Verantwortung gesprochen wurde. Und es gibt auch Zentralschweizer Unternehmen, die besonderen Wert auf Nachhaltigkeit und faire Produktion ohne Armut und Kinderarbeit legen. Das Luzerner Start-up SCHÖKI kommuniziert beispielsweise transparent über ihre Lieferkette vom Rohstoff bis zur Schokolade (zentralplus berichtete).

Was passiert mit den übrig gebliebenen Osterhasen?

Verschiedene Zuger Confiserien haben vorletztes Jahr ihre übrig gebliebene Osterschokolade an gemeinnützige Organisationen oder an Mitarbeitende gespendet. Die Detailhandelsketten verkaufen ihre überzählige Ware in Rabattaktionen nach den Festtagen. Teilweise wurde sie auch zur Herstellung von Biogas weiterverwendet.

Selbstverständlich müssen wir nicht sofort vollständig auf Schokolade verzichten, sie aber bewusster konsumieren. Denn für jeden Osterhasen musste ein Kakaobaum gepflanzt, die Blüten bestäubt, die Früchte geerntet, die Samen getrocknet, geröstet, gemahlen und verarbeitet, die Schokolade verpackt und transportiert werden, bis er schliesslich in unseren Regalen steht.

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