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Regionale Gärtnereien verkaufen Problempflanzen

Alptraum im Garten

Der Sommerflieder – eine exotische Problempflanze.

(Bild: pixabay)

Die Gartensaison ist eröffnet und damit auch die Qual der Wahl: Welche Pflanze kommt in meinen Garten? Für Blogger Andreas Merz ist klar: keine Exoten! Doch regelmässig sind die Problempflanzen in den regionalen Gärtnereien zu finden.

Pünktlich zur Gartensaison zeigen die Zentralschweizer Kantone an der Luga die Sonderschau «Exotische Problempflanzen». In deren Auftrag konzipierte ich mit meinem Team diese Ausstellung, in der sich Gäste zum Thema einheimische und exotische Pflanzen informieren können. Das Thema trifft einen Nerv der Zeit. Mit grossem Erstaunen nehmen viele Besucher zur Kenntnis, dass eine Mehrheit der als einheimisch angesehenen Gartenpflanzen exotischer Herkunft ist und damit Vögeln, Schmetterlingen und anderen Insekten kaum Lebensgrundlage bietet.

Traurige Realität im Fachhandel

Auf allgemeines Unverständnis stösst die Tatsache, dass unter den exotischen Pflanzen auch bekannte exotische Problempflanzen wie der Kirschlorbeer oder der Sommerflieder sind, welche immer noch im Verkauf angeboten werden. Für den normalen Gartenbesitzer ist es nahezu unmöglich, den Überblick zu haben und die richtige Wahl zu treffen. Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, wieso in den Gärten so viele exotische Problempflanzen wachsen.

Fast zeitgleich mit der Luga flatterte in meinen Briefkasten ein Prospekt einer grossen regionalen Gärtnerei. Mit viel Farbe macht der Prospekt Lust auf Garten. Mit dem Wissen der Sonderschau «Exotische Problempflanzen» im Kopf habe ich die Broschüre unter die Lupe genommen. Total waren von über 80 vorgestellten Pflanzen nur gerade ein Dutzend Arten einheimisch – eine traurige Realität, nicht nur in diesem Prospekt.

Exotische Problempflanzen ohne Hinweis

Mit einer Vielzahl von Icons erfahre ich im Prospekt, welchen Nutzen die Pflanze haben und wo sie besonders gut gedeihen. Auch wird viel Wert auf die einheimische Produktion gelegt, was durchaus begrüssenswert ist. Welche Arten aber einheimisch oder exotisch sind, wird mir vorenthalten.

Gartenbetriebe haben sich verpflichtet, mit Warnhinweisen auf deren Problematik aufmerksam zu machen.

Als Tiefpunkt der näheren Betrachtung fand ich unter den vorgestellten Pflanzen mit der Tessiner Palme auch eine exotische Problempflanze, welche in der Schweiz auf der schwarzen Liste steht. Gartenbetriebe haben sich verpflichtet, mit Warnhinweisen auf deren Problematik aufmerksam zu machen. Als interessierter Hobbygärtner wünschte ich mir, dass ich auch in Prospekten entsprechend vorinformiert werde. Noch besser wäre natürlich, der Fachhandel würde die exotischen Problempflanzen gar nicht mehr verkaufen.

Fehlendes Vertrauen

Die Werbung dieser Gärtnerei zeigt die gegenwärtige Situation exemplarisch auf. Die Bevölkerung ist erstaunt, mit wie vielen exotischen Pflanzen wir unsere Gärten schmücken. Viele wären bereit – das zeigt sich an der Luga-Ausstellung klar –, mehr einheimische Arten anzupflanzen. In konventionellen Gärtnereien und Prospekten finden sie allerdings statt der erwarteten fachlich kompetenten Beratung vor allem attraktive Farbfotos, aber kaum Informationen zum aktuellen Thema «einheimisch oder exotisch».

Einige wenige Fachbetriebe haben sich in unserer Region auf einheimische Pflanzen spezialisiert und beglücken die Kunden mit unproblematischen und ökologisch sinnvollen Pflanzen. Zu wünschen wäre, wenn weitere Gärtnereien diesem Bedürfnis gerecht würden und mehr einheimische Pflanzen sauber deklariert anpreisen würden.

Exotische Problempflanzen

Exotische Pflanzen sind gebietsfremde Pflanzen, welche ursprünglich nicht bei uns vorkommen und durch den Menschen als Nutz- oder Gartenpflanzen zu uns gelangten oder unbewusst eingeschleppt wurden. Nur bei einem Teil von ihnen handelt es sich um exotische Problempflanzen, sogenannte invasive Neophyten. Haben sich diese einmal ausserhalb von Gärten und Parkanlagen etabliert, fallen sie durch ihren üppigen Wuchs und die Verdrängung der einheimischen Pflanzen auf.

Ein Teil der exotischen Problempflanzen sind in der Freisetzungsverordnung des Bundes als verbotene Arten aufgeführt, womit diese nicht mehr neu angepflanzt, gehandelt oder verkauft werden dürfen. Eine Mehrheit der exotischen Problempflanzen, welche infoflora auf der schwarzen Liste zusammenfasst, dürfen jedoch weiterhin verkauft werden.

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