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Sind Haben-Wollen und Das-Richtige-Tun Gegensätze?

10 Tipps für einen ethischen Alltag in Luzern

Gutes Gefühl und ein Schnäppchen obendrein: Kleider vom Flohmarkt.

(Bild: hae)

Konsum und Solidarität, ist das ein Widerspruch? Dieser Frage geht eine Podiumsdiskussion in Luzern nach. Von einem Ethiker wollte ich wissen, wie man mit gutem Gewissen einkaufen kann. Ausserdem gibt’s 10 Tipps, wie sich ein Tag des alltäglichen Konsums in Luzern moralisch gestalten lässt.

«Vielleicht ist der moralischste Konsum schlicht weniger Konsum, also Verzicht.» Das vermutet Rayk Sprecher (42), Philosoph und Ethiker. Der Fakultätsmanager an der Uni Luzern machte sich zur Konsumentenethik Gedanken und wird sie einleitend zur Podiumsdiskussion im Parterre Luzern am Donnerstag Abend (ab 19.30 Uhr, Eintritt mit Kollekte) vortragen. Das Podium bestreiten Vertreterinnen und Vertreter aus der Kleiderbranche, des effektiven Altruismus und von Public Eye (ehemals Erklärung von Bern).

Was ist moralisch, was politisch?

Rayk Sprecher will uns den Konsum allerdings nicht vergraulen. Man könne ihm auch bewusst und nachhaltig nachgehen. Sprecher unterscheidet dabei zwischen einer moralischen und einer politischen Komponente: Wer sich für erstere entscheidet, der kauft und isst beispielsweise kein Fleisch, weil er sich um das Tierwohl sorgt. Wer zusätzlich politisch sein und gesellschaftlich etwas verändern will, verzichtet auf Fleisch, um die Nachfrage danach zu vermindern.

Experte in Sachen Konsumethik: Rayk Sprecher, Philosoph und Fakultätsmanager an der Uni Luzern.

Experte in Sachen Konsumethik: Rayk Sprecher, Philosoph und Fakultätsmanager an der Uni Luzern.

(Bild: zvg)

Dennoch bleibt die Kombination aus Haben-Wollen und Das-Richtige-Tun ein Gegensatz. Wirklich? Moral und Wirtschaft können durchaus Hand in Hand gehen, weiss Rayk Sprecher: «Es gibt Unternehmen, die auf das Wohl ihrer Mitarbeitenden achten, ohne nur deren Motivation steigern zu wollen. Oder die technische Innovationen umsetzen und nicht nur die pure Vermarktbarkeit in den Mittelpunkt stellen, sondern den Umweltschutz.»

«Gerade im Zeitalter der sozialen Medien, von Shitstorms und Internetpranger gibt es eine Überforderung der Guten.»

Rayk Sprecher, Ethiker und Philosoph

Solche Unternehmen stellen also nicht nur praktische Produkte, sondern auch einen Zusatznutzen, ein Nebengut her: Moral. Doch ist unsere Zeit eine moralischere als die früheren Zeiten? Rayk Sprecher dazu: «Gerade im Zeitalter von sozialen Medien, von Shitstorms und Internetpranger gibt es eine Überforderung der Guten. Denn es gewinnen diejenigen, die am lautesten schreien. Ob sie nun Recht haben oder nicht.» Von Fake News ganz zu schweigen.

Die 10 Tipps

So viel zur Theorie, die Rayk Sprecher im Parterre im Detail ausführen wird. Aber wie sieht das Ganze in der Praxis aus? Hier also meine zehn Tipps, wie ein ethischer und solidarischer Tag in der Stadt Luzern aussehen könnte:

1. Schlafen im ungeheizten Zimmer und Strom sparen am Morgen: bessere Erholung und nachhaltiges Aufstehen

2. Anziehen von Biokleidern oder von solchen, die auf dem Flohmarkt oder im Brockenhaus gekauft und somit recycelt statt nur einmal getragen werden

3. Kaffee in einer Beiz wie dem «Salü» geniessen oder sich für einmal den Luxus im «Hotel des Balances» mit Blick über die Reuss gönnen, statt stehend aus einem To-go-Becher (zentralplus berichtete)

Nachhaltiger Genuss: Mal ein schicker Kaffee im Sitzen statt im Pappbecher to go.

Nachhaltiger Genuss: Mal ein schicker Kaffee im Sitzen statt im Pappbecher to go.

(Bild: hae)

4. Bettler mit einem aufmunternden Lächeln und einem Zustupf unterstützen, das gibt dem Geber wie dem Empfänger ein gutes Gefühl

5. Zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem öffentlichen Verkehr zur Arbeit; das macht munter, ermöglicht Kontakte und ist gut für die persönliche Ökobilanz

6. Mittagessen im «Drei Könige» oder im Restaurant «Peacefood» (zentralplus berichtete), wo gesund, saisonal und lokal gekocht wird

7. Einkaufen von Fairtrade-Artikeln, bei denen die Produzenten einen gerechten Lohn erhalten und ökologisch hergestellt wird – nicht nur bei Nahrungsmitteln, sondern auch zusehends bei Kleidern

8. Nachtessen mit Rohkost: gesund, bekömmlich und ohne grossen Energieaufwand

9. Ausgang in einer Bar, die regionale Kunstschaffende auftreten lässt: Ehrt einheimisches Schaffen und garantiert den Künstlern kurze Anfahrtswege

10. Positive Kommunikation, mal wieder einen Brief schreiben. Und dann vor allem: Handy über Nacht ausstellen oder, ganz gewagt, sogar mal tagsüber. Spart Strom. Und Nerven.

Alles schön und gut, doch mal ganz ehrlich: Macht das auch wirklich Spass? Das muss jeder für sich selbst beantworten. Dass aber bewusstes und moralisches Verhalten ein gutes Gefühl hinterlässt, das ist ein durchaus positiver Nebeneffekt.

Wohlan denn!

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