Where the hell is Downtown Zug?
Während Mundart und Hochsprache heiss diskutiert werden, hinterfragt Autor Max Huwyler die englischen Gebäudenamen, die sich immer öfters einschleichen. Er erklärt, wie wenig das «Uptown» mit seinem Namen gemein hat.
Mundart und Hochsprache ist seit Monaten ein Politikum. Da wird mit zum Teil hanebüchenen Argumenten für heimatliche Rettungsaktionen geworben. Dabei gäbe es ein anderes sprachliches Verhaltungsphänomen zu diskutieren: Die Benennung von Häusern. An der Bahnlinie nach Luzern gibt’s ein Büro- und Wohnhaus mit raumhohen Fenstern, das heisst «Lakeside».
In Flachzug steht seit ein paar Jahren zwischen Stierenmarkt und Eisstadion dominant das Hochhaus «Uptown». Und neu kommt an der Baarerstrasse ein langer Block «Downtown» dazu, das Partnerwort. Ich sage hier nichts zur Architektur. Ich schreibe zur Namensgebung, zum Umgang mit Sprache am Beispiel von «Uptown» und «Downtown».
Ein Stadtgebiet entfernt vom Zentrum
Die beiden Begriffe sind aus dem Amerikanisch-Englischen übernommen. Im «English dictionary for advanced learners» steht zu den beiden Wörtern das zu lesen: «downtown AmE in or near the center of a town or city, especially the business or shopping areas» und «uptown AmE in or towards the areas of a city that are furtherst away from the center» – Stadtgebiet weitest entfernt vom Zentrum.
Siedlungen an Gewässern fangen unten an, am Wasser, wo die Schiffe anlegen. Dort ist Umschlagplatz, Handelsplatz, Lagerplatz, sind die Hotels, Handelskammern, Ämter. Historisch ist Downtown Zug in der Altstadt mit der Sust, dem ehemaligen Hotel Schwanen, dem Salzlager, dem Schatzturm, dem Rathaus, auf der einen Seite die Altstadtkirche, auf der anderen Seite der Zytturm mit dem Chefi. Und eine Wasserstelle gab’s auch. Das Abwasser floss zu den Fischen.
Wörter haben Geschichte
«Downtown» bezeichnet im Amerikanischen nicht ein Haus, sondern ein Stadtgebiet, eine «area». Auch «Uptown» bezeichnet nicht ein Haus, sondern ein ausserhalb liegendes Stadtquartier, meist höher gelegen, ist das Villenviertel. In Zug Town sind es die Abhänge vom Zugerberg.
«Architekten und Bauherren mögen Namensgeschichten lesen. Das würde uns vor widersinniger Namensgebung verschonen.»
Wörter haben Geschichte. Auch persönliche. Ich wohnte mit der Familie an der Bruggackerstrasse, an der Püntenstrasse, an der Langholzstrasse. Jetzt sind wir am Grafenauweg. Die Pünt bezeichnet im Zürichdeutschen den nicht beim Bauernhof liegenden Gemüsegarten. Eine Aue ist Flachgebiet an einem Wasser, hier war es der Aabach. Wie der Graf ins ehemalige Bauerngut geriet, erzählt Beat Dittli in Band 2 von «Zuger Ortsnamen».
Architekten und namensgebende Bauherren mögen sich das Buch einmal vornehmen und darin Namensgeschichten lesen. Das würde sie und uns vor widersinniger Namensgebung verschonen. Man kann doch nicht einfach ein Haus ins Gras setzen und behaupten, das sei jetzt ein Stadtviertel am Hang.