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Martina Clavadetscher

Sonntagnachmittag Dramolette

Schon schön hier. Diese ganze Natur, nicht? (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Es ist laut, es ist Sonne, auf dem Spielfeld stehen 22 Männer in kurzen Hosen.
Auf der Tribüne zwei junge Männer.

Im Fussballstadion

Es ist laut, es ist Sonne, auf dem Spielfeld stehen 22 Männer in kurzen Hosen.
Auf der Tribüne zwei junge Männer.

MANN 1          Das gibt’s doch nicht! Jetzt liegt der schon wieder am Boden! Du Memme!
MANN 2          Das macht der schon die ganze Zeit.

Beide pfeiffen den Spieler aus.
Das Spiel geht weiter. Es ist die 93. Minute. Ein Pfiff. Foul.
Ein Aufschrei im Stadion.

MANN 1 laut    Schwalbe! Geh nach Hause, du alte Schwuchtel.
MANN 2 laut    Du schwule Sau, du!
MANN 1          Jaja, und jetzt steht er wieder auf.
MANN 2          Und wie der rumstolziert, mit seiner oberschwulen Frisur.

Das Spiel geht weiter. Der Schiedsriechter pfeifft ab. Jubel.

MANN 1          Yeeeah, so geil!
MANN 2          Wir haben es geschafft.

Musik erklingt – die Stimme von Freddie Mercury.
Die beiden Männer halten sich an den Schultern und singen mit.

BEIDE              We are the Champions, my friend! We are the Champions!


In der Seebadi

Eine Grossfamilie auf mehreren Badetüchern.
Eine Kühltruhe steht in der Mitte. Alle unterhalten sich.
Ein achtjähriger, auffallend dicker Bub in Badehose kommt angelaufen.

BUB                Der hat mich voll angegriffen da drüben. Voll, dieser Hurensohn, Missgeburt!

Niemand der Anwesenden reagiert.

BUB                Voll!

Erst jetzt setzt sich ein anderer Junge von 17 Jahren langsam auf.

JUNGE            Wer?
BUB                Da drüben, Mann. Voll!

Der Junge steht auf, spannt seine Muskeln an. Beide schauen in Richtung Seeufer.

JUNGE            Da ist niemand.

Der Junge legt sich wieder hin.
Der dicke Bub watschelt zur Kühltruhe und nimmt sich einen Schokoriegel.

 

Auf der Sonnenterasse

Vater und Tochter sitzen auf einer Bank an der Sonne.
Er trinkt Kaffee, sie eine Fanta. Sie schweigen.
Eine Fliege schwirrt umher und setzt sich auf den Unterarm des Vaters.
Dieser holt aus. Mit Wucht schlägt er die Fliege tot.

VATER             Du – tot, Arschloch!

Der Vater lacht. Die Tochter schweigt und zieht an ihrem Strohalm.
Sie blicken auf den See, auf die Berge.

VATER             Schon schön hier. Diese ganze Natur, nicht?

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