Literatur
Blog
Thomas Brändle

Bruno will hoch hinaus

Die Nachfrage nach Zuger Kirschtorten mit Kirschwasser aus lokalem Anbau ist eklatant angestiegen, seit die Zuger Kirschtortengesellschaft das Label landesweit schützen möchte. (Bild: mbe)

«Was sagen Sie zu den neuesten Enthüllungen?», wird LVP-Kantonsratskandidat Bruno Weber an einem Podium von der adretten Moderatorin gefragt. Vor wenigen Tagen ist durch eine undichte Stelle in der Staatskanzlei der Inhalt eines regierungsrätlichen Geheimplans gesickert, wonach mittelfristig alle Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Zug in Hochhäuser umgesiedelt werden sollen.

«Was sagen Sie zu den neuesten Enthüllungen?», wird LVP-Kantonsratskandidat Bruno Weber an einem Podium von der adretten Moderatorin gefragt.

Vor wenigen Tagen ist durch eine undichte Stelle in der Staatskanzlei der Inhalt eines regierungsrätlichen Geheimplans gesickert, wonach mittelfristig alle Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Zug in Hochhäuser umgesiedelt werden sollen.

«Immerhin ein mutiger Gedanke», gibt sich Weber reserviert. «Anfänglich hiess es noch, man wolle so dem Bevölkerungswachstums Herr werden. Später kam der Aspekt hinzu, dass man damit mehr Fruchtfolgeflächen für Chriesi-Plantagen schaffen könne.»

Tatsächlich ist die Nachfrage nach Zuger Kirschtorten mit Kirschwasser aus lokalem Anbau eklatant angestiegen, seit die Zuger Kirschtortengesellschaft das Label landesweit schützen möchte. Nur noch die süssen Torten aus hiesigen Zutaten sollen als Echte verkauft werden dürfen. Das provoziert eine Nachfrage, die die traditionellen Obstbauern nur noch schwerlich befriedigen können. Der bekannte Walliser Winzer Dominique Giroud bedrängte die lokalen Distillerien gar mit preiswerten und echten Zuger Kirschen aus Ungarn.

«Und wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Affäre Fuchsberger?», doppelt die Moderatorin nach und hält Weber erneut das Mikrofon hin.

«Gut, vielleicht hat man es mit der strengen Herkunftsbezeichnung der Früchte etwas übertrieben. Regierungsrat Fuchsberger ist ja nicht der einzige, der dabei erwischt wurde, wie er auf seiner Terrasse illegal Kirschen angebaut hat», beschwichtigt Weber. «Vielleicht müsste man den alternativen Kirschenanbau überhaupt in die künftige Raumplanung einbeziehen, um ihn so zu entkriminalisieren.»

«Wie meinen Sie das?», hakt sie nach, während die anderen Podiumsteilnehmer ob des mangelnden Interesses durch die Moderatorin langsam nervös werden. 

«Kantonsarchitekt Franz-Peter Tebartz-van Elst sieht durchaus Möglichkeiten, wie wir moderne, anspruchsvolle Architektur mit den Anforderungen der hiesigen Obstlandwirtschaft vereinigen könnten», erhöht Weber die Spannung.

«Nämlich?»

«Blicken Sie zu den berühmten Reisterrassen auf den Philippinnen. Wir hätten hier genügend interessante Hanglagen, die für Wolkenkratzer gänzlich ungeeignet, für luxuriöses Wohnen ‹close to nature› aber umso bedeutender sind. Man müsste nur die Raumplanungsverordnung entsprechend anpassen. Als Kantonsrat würde ich mich gerne dafür verwenden», schliesst Bruno Weber seine Ausführungen.

«Dürfte ich dazu auch etwas sagen», meldet sich einer der Podiumsteilnehmer entnervt. 

«Leider nein, wir haben den Saal nur bis 22 Uhr», wiegelt die Moderatorin ab. «Sind noch Fragen aus dem Publikum?»

Weitere Blogbeiträge von Thomas Brändle
Bruno kandidiert

Themen
Literatur
Blog
Ob Kurzgeschichten, Kolumnen, Lyrik oder Romanauszüge: In diesem Blog bieten wir Zentralschweizer Literaten eine Plattform, ihre Texte zu teilen und den aktiven Austausch zu suchen. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon