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Mario Stübi zur Theater Infrastruktur

«Welches Theater wollen wir eigentlich?»

Ein Bild aus alten Projekttagen: Wie die «neue» Salle Modulable aussieht und wo sie zu stehen kommen soll, muss bis Dezember 2018 geklärt sein. (Bild: zvg/Bearbeitung tkre)

Alles deutet darauf hin, dass die Neue Theater Infrastruktur (NTI) bald kommt – oberflächlich betrachtet. Die Grundsatzfrage, welches Theater wir eigentlich wollen, ist aber nach wie vor ungeklärt.

Gerne hätte ich an dieser Stelle die politischen Folgen des Standortentscheids zur Salle Modulable erörtert. Aber während alles auf die offizielle Kommunikation seitens der Verantwortlichen der NTI (Neue Theater Infrastruktur) gewartet hat, äusserten diese einzig Durchhalteparolen (zentral+ berichtete). Man sei im Zeitplan, aber eben doch nicht wie geplant. Und der neue Gesamtprojektleiter beginne erst am 1. Februar 2016 Vollzeit für die Kulturinfrastruktur der Zukunft zu arbeiten.

Viel Geld, wenig Zeit

Dies gibt Zweiflern des Projekts Aufwind, denn im Vertrauen räumen Involvierte ein, dass die NTI kaum eine Verzögerung in ihrer Realisierung verträgt – wegen des Geldes. Sind bis Ende 2018 nicht sämtliche politischen Entscheidungen zugunsten der Salle Modulable gefällt, können die Engelhorn-Erben ohne Konsequenzen die geschätzten 80 Millionen Franken, welche nach dem jahrelangen Rechtsstreit noch übriggeblieben sind, zurückfordern.

Welches Theater wollen wir eigentlich?

Unterdessen nimmt die PR-Kampagne der Ersatzbau-Turbos Fahrt auf. In Interviews und Leserbriefen wird in anderen Medien seit Wochen das bestehende Theatergebäude an der Reuss präventiv als nicht mehr erhaltenswert, ja gar baufällig, kleingeredet. Klar, mit weniger Widerstand aus der Bevölkerung lässt sich das älteste noch bespielte Mehrspartentheater der Schweiz dereinst schneller abreissen, sollte die NTI wie absehbar an dieser Stelle zu stehen kommen. Sollte das jetzige Theater aber tatsächlich in einem so schlechten Zustand sein, würde mich mal die Haltung der Liegenschaftsbesitzerin interessieren. Hat die Stadt Luzern in den vergangenen Jahren etwa den Gebäudeunterhalt vernachlässigt? Mitnichten, die Hütte ist prima im Schuss. Es fragt sich nur, wofür: Welches Theater wollen wir eigentlich?

Stadtentwicklung kommt auf die Agenda

Und just zu dieser Thematik der Stadtentwicklung formiert sich heute erstmals öffentlich eine neue Interessengemeinschaft. Die IG Stadtentwicklung hat zum Ziel, sich künftig aktiv und vielfältig in die Debatte um öffentlichen und privaten Raum in der Stadt Luzern einzubringen (die erste Veranstaltung dreht sich inhaltlich um die Rösslimatt, wo die Grundstücksbesitzerin SBB – nennen wirs beim Namen – gerade die zweite Europaallee plant). Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich auch diese Kreise in die Theaterdiskussion einmischen, gemeinsam mit Anhängern des Denkmalschutzes, denen der über 175-jährige Theaterbau am Herzen liegt. Weitere Verzögerungen sind also vorprogrammiert, was mich weiterhin an der Realisierung einer Salle Modulable zweifeln lässt.

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