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Hoffnung + Kiwi

Geheimnisse aus dem Zuger Untergrund

(Bild: Hoffnung + Kiwi)

Zwei junge Kulturschaffende aus Zug machen sich unter dem Namen Hoffnung+Kiwi auf die geheimnisvollen Spuren der Zuger Kultur.

Getrieben von historischem Halbwissen und detektivischer Neugierde machen wir uns auf nach Zuger Kulturgeheimnissen.

Wer in Zug die Ohren spitzt, hört von vielen Seiten Klagelieder. Die einen singen, dass Zug weder Geheimnisse noch Kultur besitze, andere klagen, dass alle Stadtrebellen das Weite suchen, sobald die Möglichkeit dazu besteht. Wie Sirenen will dieser Haufen von Kulturpessimisten motivierte Kräfte vom rechten Weg abbringen. Denn in Wirklichkeit brodelt es im Suppentopf. Oft hinter verschlossenen Türen und ohne grosses Tamtam.

Eine Perle des Untergrunds

Um konkreter zu werden, decken wir bislang Verborgenes auf: Eine Perle des Zuger Untergrunds. Jene Kellertüre, die bis vor Kurzem noch von der Öffentlichkeit unbeachtet regelmässig den Weg in magische Sphären öffnete: Die Gefilde der PizzPurBar*. Mitten in Zug. Im Keller eines Wohnquartiers.
Eine ehemals unauffällige Bar. Das eine oder andere in diesem Keller zeugt noch heute von wilden Zeiten. Zerschredderte Zielscheiben, alte Schwarzlichtröhren und eine Decke, komplett mit Eierkarton ausgekleidet. Letzteres wohl weniger um wirklich Lärm zu dämmen, sondern mehr um das schlechte Gewissen gegenüber den Nachbarn zu beseitigen.
Die Backsteinwände sind in düsterem Schwarz besprüht und mit Kreide bekritzelt. Eine Wand mit Comics zugepflastert. Inzwischen ist der Raum zu einer Gerümpelkammer verkommen. Es lässt sich anhand der Gegenstände nicht mehr eindeutig feststellen, was an diesem Ort einst alles geschah.

«Und hätten wir damals darüber geschrieben, hätte es wohl eine Tracht Prügel gegeben.»

Das Gespräch mit Eingeweihten bestätigt aber die Vermutung: In diesem Raum krachte es noch bis vor wenigen Monaten mächtig. Wilde Partys wurden gefeiert. Grosse Pläne geschmiedet und das Gefühl von Rebellion gehegt. In der Nachbarschaft tobte unwissend eine Horde von Kulturwütigen. Wir stellen fest: Gut so! Denn was die Meute der PizzPurBar vor ein paar Jahren geschaffen hat, ist ein Stück Zuger Untergrund.

Und damit ein bis vor kurzem gut gehütetes Geheimnis. Denn was dieses Stück Untergrund auszeichnet, ist nicht der Umstand, dass es unter der Erde liegt. Vielmehr ist es die Magie eines Geheimnisses, das jahrelang gut gehütet wurde. Und hätten wir damals darüber geschrieben, hätte es wohl eine Tracht Prügel gegeben. Oder Hausverbot.

Ein neues Geheimnis

Nun scheint es aber keinen mehr zu jucken, dass darüber berichtet wird. Denn von der einstigen PizzPurBar ist nur noch eine materielle Hülle übrig. An die Stelle des Geheimnisses von damals ist ein anderes gerückt. Und dieses wird wieder streng gehütet. Und wer es lüftet, der kriegt eine Tracht Prügel. Oder Hausverbot. Geheimnisse zu lüften, ist unklug. Und langweilig. Warum nicht Teil davon sein oder ein Neues schaffen?

In Zug gibt es zwei aktive Gegenspieler von Geheimnissen: Dorfcharakter und Aufmerksamkeit. Ersteres ist in Zug reichlich auszumachen. Hier kennt jeder jeden. Umso schneller verbreiten sich Informationen, was schlussendlich dazu führt, dass jeder alles weiss. Und alles zu wissen, macht auf Dauer keinen Spass. Warum noch neugierig sein? Alles zu wissen, heisst, die Neugier zu opfern. Doch der Hunger nach neuen Entdeckungen bleibt. Gestillt wird dieser dann einfach in anderen Städten. Zug wird verlassen.

«Um ein Stück Zuger Untergrund zu schaffen, braucht es ein breites Schweigen.»

Aber auch das Streben nach Aufmerksamkeit in der Kultur stellt sich als Zweihänder heraus, der auf intime Atmosphären niedersaust und diese in kleinste Stücke zerschlägt. Warum muss alles in der Zeitung stehen? Oder im Kulturkalender? Durch das unzählige Abdrucken verschiedener Kulturanlässe werden diese auf desillusionierte Art und Weise uninteressant. Wie also Geschichte schreiben, wenn sie bereits gedruckt ist?

Um ein Stück Zuger Untergrund zu schaffen, braucht es ein breites Schweigen. Es braucht Leute, die Geheimnisse schaffen wollen. Es braucht Leute, die Atmosphäre über Aufmerksamkeit stellen. Und es braucht Kulturstellen, Institutionen und Medien, welche die Finger davon lassen. Der Kultur zuliebe. Danke. 



*Name von der Redaktion geändert

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