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Jost Schumacher

Hinderliche Gesetze? Wie sich die Effizienz mit freien Löhnen steigern liesse

«Ich wäre dafür, dass wir Dinge wie Höchstarbeitszeit, Überstunden und Ruhezeiten jedem Einzelnen überlassen.»

(Bild: Katarzyna Kos)

Anwalt Jost Schumacher kritisiert die Gesetze, die das Verhältnis zwischen den beiden Parteien in einem Arbeitsvertrag regeln. Er wünscht sich dieselbe Freiheit, die andere Länder bereits an den Tag legen, und die – so prophezeit er – auch in Luzern die Effizienz der Arbeitskräfte beachtlich steigern würde.

Immer mehr Gesetze regeln das Verhältnis zwischen den Partnern im Arbeitsvertrag. Da werden beispielsweise die Ladenöffnungszeiten genaustens festgelegt. Insbesondere zum Leidwesen der arbeitenden Bevölkerung, die am liebsten nach Feierabend einkaufen würde. Das können sie in Luzern aber eigentlich nur in den Bahnhöfen und in den Autobahnraststätten tun, weil ausser den Abendverkäufen (höchstens zwei Mal in der Woche) die Geschäfte um 18.30 Uhr schliessen. Es gelten diesbezüglich richtig harte Sitten. Die Gewerkschaften begründen dies mit der Überbelastung von Arbeitnehmern.

Die Entwicklung in der Welt geht aber genau in die entgegengesetzte Richtung. Fast alle asiatischen Staaten liberalisieren den Arbeitsmarkt. Es darf auch samstags und sonntags sowie in der Nacht gearbeitet werden. Auch die Frauen werden nicht eingeschränkt, wenn sie arbeiten wollen. Selbstverständlich bin ich gegen Kinderarbeit.

Die Mindestlöhne werden in Luzern ebenfalls konsequent durchgesetzt. Auf den Baustellen kontrollieren die Verantwortlichen der Gewerkschaften, ob allenfalls Ausländer zu «Sondertarifen» arbeiten. Auswärtige Firmen müssen Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen ihrer Mitarbeiter vorlegen können (bei Schweizer Firmen gilt das Gleiche). Als kürzlich zwei Ausländer in der Stadt Luzern ein Büro für ein Schweizer Reisebüro einrichteten, waren schon am ersten Tag Kontrolleure vor Ort. Aber selbst die Schweizer Armee hatte Pech. Als sie von Amerikanern Hilfe bei der Kontrolle von FA-18 in Emmenbrücke erhielten, gab es Ärger mit der Arbeitsbewilligung.

Löhne freier gestalten

Eigentlich sollten die Löhne viel freier gestaltbar sein. Damit könnte der Nachfrage und auch der Qualität der Arbeitsleistung besser Rechnung getragen werden.

Günstige Arbeitskräfte dürfen im Kanton Luzern schon gar nicht arbeiten. Von Flüchtlingen und Ausländern, die gerne zu tieferen Löhnen arbeiten würden, darf schon gar nicht die Rede sein. Aber auch die Selbstständigkeit ist nicht einfach. Dies wird durch die AHV verhindert, indem sie Einzelpersonen das selbstständige Abrechnungsrecht nicht zugesteht.  

Ich wäre dafür, dass wir Dinge wie Höchstarbeitszeit, Überstunden und Ruhezeiten jedem Einzelnen überlassen.

Als Folge unserer konservativen, einengenden Gesetze werden wir immer mehr vielen aufgeschlossenen Staaten hinterherhinken und bald weltweit nicht mehr mithalten können. Ich wäre dafür, dass wir Dinge wie Höchstarbeitszeit, Überstunden und Ruhezeiten jedem Einzelnen überlassen. Der Arbeitgeber kann arbeiten, so viel er will. Der Arbeitnehmer wird bevormundet. Ich bin überzeugt, dass mehr Freiheit die Effizienz steigern würde. Der Staat muss uns nicht durch Gesetze vor uns selber schützen, vor Krankheiten, Burnouts und Stress.

Eine Unsitte ist es, wenn Arbeitszeugnisse von Gesetzes wegen zugunsten des Arbeitnehmers verlangt werden. Das führt zu kodierten Zeugnissen. Der Arbeitgeber könnte, wenn er bewusst falsche Zeugnisse verfasst, von einem anderen Arbeitgeber haftbar gemacht werden.

Was würden Sie tun?

Da stellt sich mir die Frage: Was ist ein korrektes Zeugnis und was ist pure Lüge oder Übertreibung? Wenn jemand zum Beispiel gestohlen hat, müsste man trotzdem schreiben, er sei ehrlich gewesen? Oder soll man einfach nichts schreiben oder gehört es ins Zeugnis, wenn er eben gestohlen hat? Was würden Sie als Personalchef tun?

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Jost Schumacher – auch bekannt als «Junker Jost» – schreibt über «sein Luzern». Vorwiegend greift er die Themen Politik, Umweltschutz, Bauangelegenheiten und Rechtsfälle auf. Die Themen sind frei gewählt, seine Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Robert M. Muench
    Robert M. Muench, 30.05.2017, 10:47 Uhr

    @Traugott77: «Und klar, der böse Staat ist wie immer der Schuldige, und lässt der armen Wirtschaft einfach keine Freiräume.» – Das ist eben nicht so, wie Jost Schumacher auch schreibt, die Wirtschaft hat die Freiräume, die AN nicht. Als Unternehmer bin ich ziemlich flexibel, wenn mich gewisse Regelungen einengen. Und zwar nicht dadruch, dass man sich daran hält, sondern dadurch, dass man das Unternhemn so organisiert, dass die Regelungen nicht greifen.

    Über den Schuzt vor Ausbeutung muss man nicht diskutieren, der ist richtig. Aber sobald die persönliche Flexibilität des einzelnen künstlich eingeengt wird, sollte schluss sein. Das Gegenteil von «gut» ist eben nicht «schlecht» sondern «gut gemeint».

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  • Profilfoto von Samuel Kneubuehler
    Samuel Kneubuehler, 29.05.2017, 19:40 Uhr

    Jost Schumacher mag von Immobilien Ahnung haben, nicht aber von Arbeitsrecht. Selbstverständlich führt die momentane Situation dazu, dass wir vor Stress geschützt werden müssen. Dafür wäre eine Liberalisierung der Wochenarbeitszeit nach unten nötig. Menschen werden onehin mehr von Maschienen ersetzt, also sollten wir weniger Arbeiten müssen. Besonders zeigt sichs Schumachers Unwissheit am Schluss: Ein Arbeitnehmer, der geklaut hat, erhält kein gutes Zeugnis, wenn es um diese Straftat geht. Straftaten dürfen (und müssten) genauso benannt werden, jedoch nicht zu ungunsten des Arbeitnehmers. Darunter vielen etwa unsachliche Äusserungen wie «er hat schurkenhaft gestohlen». Das überlassen wir dem Strafrecht. Aber, dass er z.B. «Büromaterial gestohlen» hat, wäre absolut legal.

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  • Profilfoto von Traugott77
    Traugott77, 25.05.2017, 17:31 Uhr

    Effizienz steigerung mit freien Löhnen? Na klar! Weil der Arbeitnehmer ist ja selbst Schuld wenn er zu viel und zu lange arbeitet und dann ein Burnout hat. Gibts ja in Asien nicht. Und den Menschen dort gehts auch viel Besser als uns, weil sie nicht so viele Gesetze haben. In Japan z.B. machen die Arbeitnehmer gleich Selbstmord und belasten auch nicht das Sozialsystem. Das ist mal Engagement für ein Unternehmen. Und klar, der böse Staat ist wie immer der Schuldige, und lässt der armen Wirtschaft einfach keine Freiräume. Böser böser Bund. Pfui Aus.
    Echt Herr Schumacher, haben Sie ihre Ausbildung bei den Chicago Boys gemacht? Ich sehe einfach keine Berechtigung für ihren Blog bei Zentralplus, vielleicht bei der Weltwoche oder der NZZ.

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