«Kick Ass»: Mischung aus Kriegsfilm, ADHS und Meme-Compilation
Im neuen Blogformat «Juanway» geht es um das Luzerner Nachtleben. In dem Blog werden Events, Veranstaltungen und Konzerte aus der Sicht des Autors erzählt. Den Auftakt macht ein Besuch am «Kick Ass Award» in der Schüür Luzern.
Zur Erinnerung: Der «Kick Ass Award» soll den besten Luzerner Song des Jahres küren, spielt aber in den Medien meist vor allem wegen seiner skurrilen Bühnenshow und den passiv-aggressiv-ironisch ausgewählten Gästen eine mittelrelevante Rolle.
Ich ging natürlich hin. Ich freute mich fast, mich wegen meiner sexuellen Identität und Ethnie dort ein wenig schlecht fühlen zu dürfen. Es ging also los. Die Vorband war ok. «Halt 3Fach-Style hä?», würden die älteren Semester unter uns sagen. Ich bin es aber gewohnt.
Soundkulisse: Eine auditive Überlastung
Nach wenigen Minuten im Saal wurde mir – die Show hatte gerade erst begonnen – ein Platz in der zweitvordersten Reihe angeboten. Also machte ich mich an, meinen Stuhl in der Ecke zu verlassen und nach vorne zu gehen. Für hochsensible und autistische Menschen wäre dieser Abend wohl zu einem traumatischen Erlebnis geworden. Die Soundkulisse erinnerte an eine Mischung aus Kriegsfilm, ADHS im Endstadium und eine Meme-Compilation mit übersteuerten viralen Internetsounds. Von Letzteren hätte ich mir aber mehr gewünscht.
Nach ein paar Minuten konnte ich mich aber an die auditive Überlastung gewöhnen und konzentrierte mich auf das Visuelle.
Chaotisch-erfrischende Moderation
Die Moderatorinnen Noah Sigrist und Anja Bieri waren – genau wie ein grosser Rest des Teams des Jugendsenders – in coolen Fashion-Pieces gekleidet und trugen als Accessoires Elektronikartikel. Zusammen mit den Moderierenden stand auf der Bühne eine Art Alexa-Roboter, gespielt und vertont von 3Fach-Chefin Ilayda Zerek.
Sie leiteten uns mit ihrer chaotischen und erfrischenden Moderation durch den Abend. So wurden also die Awards verteilt. Das beste Album des Jahres, der beste Radioversprecher und so weiter. Alles cool inszeniert: Die Gewinnerinnen wurden aus Robo-Ilaydas Hintern gezogen, wild gewordene «Genderstars» mussten eingefangen werden und coole New-York-Drill-Dance-Moves wurden ausgepackt.
Was mir direkt auffiel, war, wie Musiker Boni Koller (Schtärneföifi) ein Pussy-Riot-Shirt unter seinem grau-braunen Anzug trug. Es gibt keine Zufälle!
Nachdem also der als alte weisse Mann vorgestellte Herr mit Pussy-Riot-Shirt den Award für das beste Album verteilt hatte, ging es weiter. Nach der Halbzeitpause begann die Show etwas zu versanden.
Gewinnerin reist in die Dominikanische Republik
Wir alle warteten auf den oder die Gewinnerin des Awards, mussten uns jedoch noch durch den einen oder anderen technischen Fehler kämpfen, bis es dann endlich so weit war. Mit über 100 Dezibel wurde dann die Gewinnerin bekannt gegeben.
Ich freute mich, als Losus Reynoso aus Ruswil den «Kick Ass Award 2022» gewann (zentralplus berichtete). Ihr Song ist wirklich ein schönes Werk und zeigt deutlich auf, wie viel Potenzial in der Stimme von Lorena (wie sie wirklich heisst) steckt. Mit dem Preisgeld von 3333 Franken kann sie sich nun einiges leisten. Auf der Bühne sagte sie, dass sie in wenigen Tagen in die Dominikanische Republik reisen werde. Nach diesem aufregenden Abend sehne ich mich durchaus auch nach einem längeren Urlaub in Mittelamerika.
the_duke, 17.01.2023, 20:10 Uhr Was bitte soll ADHS im Endstadium bedeuten?
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