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Endoskopische Kastration in Chamer Praxis

So lief die Kastration von Hündin «Kartoffel» ab

Die Hündin Kartoffel wird kastriert. (Bild: Kleintierpraxis myVets GmbH)

Weil die Hündin «Kartoffel» bei der letzten Läufigkeit stark gelitten hatte, haben sich Ihre Besitzer dazu entschlossen, sie kastrieren zu lassen. Wie die Schlüssellochkastration genau ablief, beschreibt der Chamer Tierarzt Yuri Béosier.

Kartoffel ist eine fröhliche Cavalier-King-Charles-Spaniel-Hündin. Sie ist 2,5 Jahre alt und wurde schon 4 Mal läufig. Nach der letzten Läufigkeit war sie während zwei Wochen stark scheinträchtig, war daher sehr müde und hatte wenig Appetit. Sie hat dabei wirklich gelitten, deshalb möchten die Besitzer ihre Hündin kastrieren lassen.

Bei der Voruntersuchung und Operationsbesprechung bei Tierärztin Silvie Gsell Tanner wird klar, dass sich die Besitzer grosse Sorgen um die ersten Tage nach der Operation machen. Schonen ist für die junge, quirlige Hündin Kartoffel sehr schwierig. Zudem beunruhigen die Schmerzen nach dem Eingriff die Besitzer.

Sterilisation oder Kastration?

Auch die oftmals für den Laien verwirrende Unterscheidung zwischen Sterilisation und Kastration wird besprochen. Bei der Sterilisation (Unterbindung) werden die Eileiter (oder beim männlichen Tier die Samenleiter) durchtrennt, was zur Folge hat, dass zwar noch Hormone produziert werden, eine Befruchtung und somit eine Schwangerschaft aber verunmöglicht werden.

Bei einer Kastration werden die Eierstöcke (beziehungsweise die Hoden beim Rüden) entfernt, entsprechend werden auch keine Geschlechtshormone mehr produziert, was zum Ausbleiben der Läufigkeit (oder Spermienproduktion) führt. Da bei unseren Haustieren, abgesehen von wenigen Ausnahmen, fast immer eine hormonelle Unterdrückung das Ziel ist, empfehlen wir eine endoskopische Kastration.

Vorbereitungen für die Operation

Die Operation wird in der Chamer Kleintierpraxis myVets durch med. Vet. Yuri Béosier durchgeführt. Wie bei jeder hier durchgeführten Narkose wird auch Kartoffel beim «Schlafen» von einer Veterinär-Anästhesietechnikerin (Tiermedizinische Praxisassistentin mit spezieller Ausbildung in Anästhesieassistenz) überwacht. Vor Beginn werden meist nochmals kurz die Operation, der genaue Tagesablauf und offene Fragen besprochen. Wie bei jeder Anästhesie starten wir bei Kartoffel mit einer Beruhigungsspritze in den Oberschenkel. Die Besitzer sind bei dieser ersten Spritze und während der folgenden fünf Minuten anwesend.

Wenn Kartoffel langsam schläfrig wird, nehmen wir sie mit in die OP-Vorbereitung, wo das Anästhesieteam sich um sie kümmert. Sobald die Hündin schläft, wird der Bauch ausrasiert und steril gewaschen. Dann wechselt Kartoffel ins Operationszimmer und wird dort an diverse Monitore angehängt, damit wir die Narkose optimal überwachen können.

Bei der Schlüssellochkastration sind nur kleine Schnitte nötig

Nachdem Kartoffel steril abgedeckt ist, machen wir den ersten Schnitt auf der Höhe des Nabels. Nachher werden Arbeitskanal und Kamera (5 Millimeter Durchmesser, 30 Zentimeter lang) eingebracht und der Bauch mit sterilem Kohlendioxid unter kontrolliertem Druck aufgeblasen. Das Bild wird auf einem externen Monitor vergrössert dargestellt. Eine zweite und dritte Öffnung von je 5 Millimetern werden in der Mittellinie 2 bis 3 Zentimeter vor und hinter dem Nabel gesetzt.

Diese zwei kleinen Löcher ermöglichen je einen Arbeitskanal für 2 speziell entwickelte Instrumente: eine Fasszange, um Gewebe zu greifen, und ein sogenanntes Diathermiegerät, um Gewebe zu durchtrennen. Dieses Diathermiegerät versengt die Blutgefässe und durchtrennt diese im Anschluss. So gibt es keine Fäden (Fremdmaterial) in der Bauchhöhle und es kommt kaum je zu Blutungen.

Zuerst wird der linke Eierstock (Ovar) gesucht, mit der Fasszange festgeklemmt und lokal betäubt. Mit dieser lokalen Betäubung können wir die Dosis der restlichen Narkotika verringern. Den Eierstock durchtrennt der Tierarzt auf der Höhe der Verbindung mit der Gebärmutter, dort, wo der Eisprung erfolgt. Die Kontrolle von Blutungen und minimaler Gewebezerstörung ist extrem wichtig und entscheidend für den späteren Erholungsprozess. Anschliessend trennt der Arzt den rechten Eierstock auf die gleiche Weise ab. Beide Eierstöcke werden durch den hinteren Schnitt entfernt. Eine letzte Kontrolle auf Blutungen erfolgt und danach wird das Kohlendioxid aus dem Bauch entfernt.

Die Kastration verläuft ohne Komplikationen

An der Bauchwand wird, mit einem selbst-auflösenden Faden, die Haut mit Hautleim verschlossen und ein kleines Pflaster auf die Wunde geklebt.

Eine Stunde, nachdem Kartoffel aufgewacht ist, darf die Hündin schon wieder nach Hause. Den Besitzern empfehlen wir, es mit Kartoffel die nächsten drei Tage etwas ruhiger anzugehen (maximal zwanzigminütige Spaziergänge bis fünfmal am Tag). Sobald die Wunden gut abgeheilt sind (nach drei bis fünf Tagen), darf Kartoffel wieder alles machen.

Schon nach einigen Tagen kann Kartoffel wieder herumtollen.
Schon nach einigen Tagen kann Kartoffel wieder herumtollen. (Bild: Kleintierpraxis myVets GmbH)

Vorteil Schlüssellochtechnik (Endoskopische Kastration)

Diese Technik ermöglicht kleine Schnitte (maximal 1 Zentimeter), es müssen nach der OP keine Fäden gezogen werden und vor allem fällt die 14-tägige Schonphase nach Operation weg. Schmerzmittel sind nur während drei Tagen nötig. Auch kommt es seltener zu Wundlecken als bei der klassischen OP-Methode. Insgesamt ist die endoskopische Kastration schonender für das Tier und im Handling unkomplizierter für die Besitzer. Sogar kleinste Hunde und auch Katzen können durch einen erfahrenen Chirurgen endoskopisch kastriert oder operiert werden.

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Im Haustierblog schreiben Tierärzte über spannende medizinische Fälle, tierische Patienten und ihren Alltag in der Tierarztpraxis.
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