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Die Schattenseiten von Familienferien im Sommer

Wir sammeln Sommersprossen, Muscheln und Erinnerungen

Unser Frölein im Sommer am Meer. (Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Die Erwartungen an Familienferien sind hoch. Fast ein Jahr lang darauf hin gespart und gefiebert – jetzt muss es absolut perfekt sein. Der Druck ist gross. Der Frust ebenso.

Nach zwei Jahren wieder einmal richtig weit weg fahren. Ferien vom Feinsten – das hat man sich doch verdient nach dieser langen Durststrecke. So klingt es aus fast allen Familien in unserem Umfeld. Auch wir haben bereits im Januar die Sommerferien auf Campingplätzen in Frankreich gebucht und festgestellt, dass viele Plätze direkt am Meer bereits ausgebucht sind. Das Bedürfnis nach Ferien am Meer scheint vielerorts gross zu sein. Wem kann man das verübeln.

Es tut gut, wieder einmal unterwegs zu sein. Das Meer zu riechen, die Füsse in den Sand zu strecken und uns mit dem gleichmässigen Wellenrauschen in den Schlaf wiegen zu lassen. Auf unseren Fotos sehen unsere Freunde die heile Welt.

Kinder streiten sich auch in den Ferien

Aber es gibt auch die mühsamen, zähflüssigen so sehr wie das Häufchen Gummibärchen, das noch dem Campingtisch klebt. Ja, die Fröleins streiten sich auch in den Ferien. Wäre ja komisch, wenn sie dies am Zoll abgeben würden. Selbstverständlich. Aber, wenn ich beim Streit schlichten entweder knietief im Meer stehe oder im Alltagstrudel zu Hause, wähle ich das Meer. Es lässt sich leichter aushalten, mit einer feinen Brise um die Nase, möglicherweise auch schon mit einem Bier vor vier und vor allem auch im Jobsharing.

Sich mit anderen Familien zu vergleichen tut nicht gut. Denn, was wir sehen auf Instagram und Facebook, das ist nur die eine Seite. Es gibt in jeder Familie die zähen und mühsamen Momente. 24 Stunden, 7 Tage happy zu sein und das bitteschön bei jedem Familienmitglied, das gibt es einfach nicht. Es ist schlichtweg nicht realistisch. Also hören wir auf, einem Ideal hinterherzujagen. Es gibt schöne Momente. Momente des Glücks. Diese gilt es zu anerkennen und die anderen durchzustehen, ohne einander an die Gurgel zu gehen. Darum geht es doch. In Familienferien ganz besonders.

Aufteilen und Me-Time

Uns hilft es, nicht 24 Stunden zu viert aneinanderzukleben wie der Sand an unserem sonnencremgeschmierten Schienbein. Wir teilen uns öfters auf. So zieht mal je ein Kind mit einem Elternteil los. Je nach Bedürfnis und Rhythmus der Fröleins und uns, im strübsten Fall sind das vier verschiedene.

Auch nehmen wir Grossen uns je auch ganz bewusst Me-Time raus. Alleine auf dem Bike einen Hügel erkunden. Spätabends nochmal alleine im Meer schwimmen gehen. Mit Buch auf dem Bauch im Liegestuhl einschlafen können ohne sich verantwortlich zu fühlen, was links und rechts abgeht. Dieses Museum alleine besuchen statt das Gemecker und die Langeweile der restlichen Familienmitglieder aufzufangen. Ganz bewusst Zeit für mich oder Herr Limacher.

Wir gönnen einander die Zeit und wechseln uns ab. Auch die Fröleins haben nicht immer die gleichen Bedürfnisse. Wandern findet aktuell grad das eine Frölein supermega und das andere obermühsam (was natürlich auch am Alter liegen kann, ihr habt es erraten). Ein-Kind-ein-Elternteil-Programm geniessen beide Seiten sehr.

Ansprüche runterschrauben

Es ist immer auch eine Frage der Ansprüche. Wir kommen erst mal an, machen bewusst nicht viel Programm. Wir haben nicht den Anspruch, jenste Sehenswürdigkeiten zu sehen oder auf jeden Berg zu steigen. Weniger ist mehr.

Bei unseren Ferien in Frankreich zählt der Moment.
Alles was wir haben, ist jetzt: Bei unseren Ferien in Frankreich zählt der Moment. (Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Meist war die Zeit davor anstrengend genug (Schulabschluss, Klassenlager, Packen und wir Eltern zuerst noch alles an der auswärtigen Arbeit erledigen). Auch muss nicht im piekfeinen Restaurant ein Vier-Gänger gegessen werden. Es ist okay, 'ne Pizza im Karton auf dem Schoss zu essen, wenn man in Sand hockt.

Die Schattenseiten von Familienferien

Wir merken immer wieder, dass wir es nicht gewohnt sind, ständig aufeinanderzuhocken. Die Anfangszeit müssen wir uns jeweils aufeinander eingrooven. Es braucht klar mehr Absprachen als zu Hause und die sind manchmal zäh. Das zu lang grillierte Vegiplätzli ebenso. Aber mit Ketchup geht’s. Mit Toleranz bei uns Menschen ebenso.

Camper Ferdinand ist nicht gross, Platz für Rückzug muss bewusst geschaffen werden. Das grosse Frölein schläft inzwischen im Zelt auf dem Stellplatz. So kann sie sich immer wieder zurückziehen mit Buch, iPod und Nagellack.

Vorfreude auf Summertimesadness in Wolhusen

Die Hitze oder Dauerregen kann ganz schön an der Stimmung zerren. Magen-Darm-Grippe, Sonnenstich und Quallenbiss noch nicht eingerechnet. Auch ist es nicht sexfördernd, wenn die Kinder bis 23 Uhr wach sind. Es gilt den heiligen Gral von Familienferien wie im Bilderbuch loszulassen. Für uns gilt es, gemeinsam Zeit zu verbringen. Den Kindern ein Minimüh der Welt zu zeigen. Andere Kulturen und Sitten kennenzulernen. Unbekanntes Essen zu probieren. Sommersprossen, Muscheln und Erinnerungen zu sammeln. Denn alles was wir haben, ist jetzt.

Morgen geht’s wieder los. In der Schule. Ich freue mich für die Fröleins. Freue mich, dass sie wieder auf ihre Freundinnen treffen, unterwegs sind ohne uns. Freue mich auch auf wieder etwas mehr Zeit für mich. Und doch denke ich so gerne an diesen Sommer zurück. Ja, ein wenig Summertimesadness in Wolhusen.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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