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Das Gamen dominiert(e) den Alltag meiner Kinder

Wie wir den Kampf um die Spielkonsole gewannen

Was, wenn die Kinder bloss noch gamen wollen? (Bild: pexels)

Die Spielkonsole: Plötzlich will so ein kleines, unscheinbares Ding unseren Familienalltag bestimmen. Der Wunschtag meines Sohnes: Den ganzen Tag gamen, Süsses essen und Cola trinken ... Wie sollen wir Eltern uns dagegen wehren? Abhilfe schaffte bei uns ein Gameplan.

Sonntagmorgen, 6.30 Uhr in der Früh. Plötzlich höre ich ein leises Flüstern an meinem rechten Ohr: «Mami, darf ich gamen?» Ich schlage die Augen auf und blicke in zwei erwartungsvolle Augen. «Nein, mein Schatz, sicher nicht am Sonntagmorgen und schon gar nicht um diese Zeit. Willst du nicht noch schlafen?», sage ich leicht genervt. Der Grosse zottelt mit einem leisen Gebrumme wieder aus dem Zimmer und zieht seine Türe zu.

Für die nächsten zehn Minuten ist es still. Daraufhin schleicht der Kleine zu uns ins Bett. «Mami, dürfen wir noch ein wenig gamen?», fragt auch er mich, und ich brumme nur noch ein undeutliches Nein.

Zwei Stunden später sitzen wir alle gemeinsam am Frühstückstisch. Während der Grosse sich sein Nutellabrot schmiert, fragt er beinahe beiläufig: «Dürfen wir heute noch einmal kurz Fifa spielen?» Mir fällt beinahe das Brot aus der Hand. «Was soll diese Frage, immer diese gleiche Frage?», fährt es aus mir raus. Genervt schau ich zu meinem Mann, welcher nur mit der Achsel zuckt.

Das Gamen ist bei den Kindern omnipräsent

Okay, wir müssen reden: «Dreht sich euer ganzes Leben nur um dieses Gamen, könnt ihr nicht noch etwas anderes spielen?», frage ich beide zurück. Und schon beginnt wieder eine längere Diskussion. Es ist nicht die erste, seit ein paar Wochen ist das Gamen unser Dauerthema; wenn die Kinder am Mittag aus der Schule kommen, am Nachmittag vom Fussballspielen zur Tür reinstürzen oder am Abend nach dem Abendessen.

Seitdem unsere Kinder eine kleine Spielkonsole haben, können sie sich beinahe nicht mehr davon lösen. Überall und bei fast jedem Gespräch wird dieses kleine Gerät erwähnt. Sogar während des Mittagessens diskutieren die beiden nur noch über die verschiedenen Levels, die man erreichen kann und muss und wer wie gut ist. Einmal erwähnt der Grosse dabei, dass er jetzt dann mal zu seinem Freund zum Spielen gehen möchte.

«Weisst du, er hat ein megacooles neues Game und kann die ganze Zeit spielen!», sagt er und freut sich schon darauf. Draussen scheint die Sonne und mein Sohn will wieder einmal nur gamen, ganz toll. Widerwillig sage ich dennoch ja, weil ich befürchte, dass er sonst heimlich zu ihm geht.

Gamen oder Fussball?

Am Abend, als er im Bett liegt, frage ich ihn, wie es denn war und ob es sich gelohnt hat. «Voll, Mami, es war megacool. Wir konnten die ganze Zeit gamen, Süsses essen und Cola trinken!» Wunderbar, denke ich mir und verdrehe die Augen. Auch am nächsten Tag will er wieder zu seinem Freund. Dieses Mal interveniere ich: «Es ist wunderschön draussen, deine Freunde sind alle beim Fussball. Ich möchte nicht, dass du drinnen bleibst.»

Ohne weitere Diskussion zieht er seine Fussballkleider an und verschwindet. Am Abend frage ich ihn wieder: «Und wie war’s?», ohne eine Sekunde Pause sprudelt es aus ihm raus: «Super, wir haben ganz viele kleine Turniere gespielt und haben uns abgewechselt.» Daraufhin frage ich ihn: «Und was ist jetzt besser? Gamen oder Fussball spielen?» Er überlegt und meint: «Es ist beides gleich gut!» Okay, wenigstens das, denke ich mir und versuche mir einen Schlachtplan für die nächste Zeit zurechtzulegen.

Wir brauchen einen Gameplan

Ich will nicht, dass das Gamen den ganzen Alltag meiner Kinder dominiert. Es muss doch einen gesunden Umgang damit geben. Wir Eltern kommen zum Schluss, dass es eine bestimmte Gamezeit pro Woche gibt. Eine Stunde sollen die Kinder fortan gamen dürfen. Wann und wie lange jeweils gespielt wird, können sie selbst entscheiden. Als wir den Kindern diesen Vorschlag unterbreiten, sind sie Feuer und Flamme. Beide springen zu ihren Spielkonsolen und beginnen.

Die bittere Realität holt die beiden aber schon sehr schnell ein. Nach zwei Tagen ist die Stunde bereits aufgebraucht. Etwas Gutes hat das Ganze aber: Es gibt dieses Mal kein Gemecker und auch kein Geschrei. Ohne mit der Wimper zu zucken, räumen sie ihre Spielkonsolen weg. Beim Wegräumen schaut mich der Grosse an und meint: «Nächste Woche teile ich es mir viel besser ein, dann kann ich jeden Tag ein wenig gamen.» Genau so muss es sein, denke ich mir zufrieden.

Es trägt Früchte

Eine Woche später kommt der Grosse mit einem Zettel zu mir. Darauf hat er fein säuberlich seine Einteilung für die Gamezeit eingetragen. «Wenn ich jeweils 15 Minuten zur Verfügung habe, dann kann ich immer ein ganzes Spiel spielen und dann reicht es noch kurz für ein anderes Game», sagt er in einem bestimmten Ton zu mir. Und es funktioniert wirklich, immer nach einer Viertelstunde stellen beide ihre Geräte aus.

«Und, macht es Spass?», frage ich so beiläufig. «Ja, total, aber weisst du, was jetzt noch besser ist, Mami?», schaut mich der Kleine an: «Jetzt haben wir ja noch Zeit, zusammen ein Spiel zu spielen!», sagt er und verschwindet in seinem Zimmer, um nach ein paar Sekunden mit einer grossen Kiste wieder vor mir zu stehen. «Jetzt spielen wir Vier gewinnt! Und gell, bei diesem Spiel gibt es keine zeitliche Begrenzung, oder?» Ja, das kommt ganz darauf an, ob und wie häufig ich gewinne …

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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