Wie meine Tochter meine Perspektive tagtäglich verändert
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Unser zweites Kind hat unsere Familie nicht nur durcheinandergewirbelt, sondern mir auch neue Perspektiven über die Entwicklung von Kindern eröffnet. Welche das sind und wie sie meinen Alltag als Papa verändern, liest du hier.
Meine Tochter Elisa ist 15 Monate alt. Seit sie auf der Welt ist, geht bei uns noch mehr die Post ab. Ich dachte immer, unser Familienchaos wäre mit unserem 3-jährigen Emil schon perfekt. Falsch. Unser zweites Kind bringt unsere Familiendynamik nochmals komplett durcheinander.
Eine neue Dynamik
Die Beziehung zwischen Emil und Elisa eröffnet vollkommen neue Gefühlswelten in unserem Alltag. Freude am Teilen. Versinken im gemeinsamen Spiel. Gegenseitiges Kuscheln. Trösten. Aber auch Streit und Eifersucht. Gemeinsames Hochschaukeln und Necken.
Auch meine Frau und ich spüren diese Veränderungen. Oft sind wir nur noch Statisten in der Geschwister-Show. Manchmal hingegen wünschten wir uns, wir könnten uns klonen – um wenigstens einigen Ansprüchen unserer Kinder gerecht zu werden.
Eine neue Perspektive
Genauso, wie sich die Dynamik in der Familie mit Elisa verändert, so verändern sich auch meine Perspektiven auf die Entwicklungsphasen unserer Kinder. Bei Emil weiss ich höchstens aus der Theorie, was seine nächsten Entwicklungsschritte sein werden. Jeder neue Schritt für ihn ist auch eine Premiere für mich.
Ich bin immer gespannt, was als Nächstes kommt. Sehne es manchmal sogar herbei. Und bin daher sehr stark auf die Übergänge der Phasen fokussiert. Auf den Fortschritt.
Mit Elisa ist es anders. Ich weiss, was bei ihr als Nächstes kommen wird. Und vor allem, dass es kommen wird. Das gibt mir wesentlich mehr Gelassenheit. Statt auf den Fortschritt konzentriere ich mich mehr auf das, was gerade ist: Diese kleinen, flüchtigen Momente, die ihre Entwicklung so spannend machen.
So war für mich etwa die Zeit, in welcher Emil mobil war, aber noch nicht sprechen konnte, sehr herausfordernd. Es kostete mich viel Energie, eine nicht verbale Kommunikation mit ihm aufzubauen.
Davon profitiert jetzt Elisa. Sie wandert und klettert im Moment überall herum. Ohne sich aber mit Worten ausdrücken zu können. Vielleicht kommt da mal ein «Da» oder ein «Mämmem». Aber die Hauptkommunikation läuft über Gestik, Mimik und den ausgeprägten Singsang der Töne, die sie von sich gibt.
Was ich dank Emil gelernt habe
Weil ich das alles schon mal mit Emil durchlebt habe, kann ich Elisa viel besser deuten. Ich verstehe viel schneller, was sie will. Und ich kann ihr auch viel besser antworten. Verbal. Aber auch mit meinem ganzen Körper.
Dadurch fällt es mir leichter, mich vollkommen auf diese Phase einzulassen. Alles geht etwas spielerischer und dynamischer. Und weil ich weiss, dass es nicht lange so bleibt, versuche ich es möglichst auszuloten und zu geniessen.
Natürlich habe ich das auch mit Emil genossen. Und natürlich hat es mir auch Spass gemacht. Aber jeder Entwicklungsschritt war doch eine Erleichterung, über die wir uns gemeinsam freuten: endlich durchschlafen, endlich laufen, endlich sprechen.
Heute bin ich entspannter. Ich freue mich über jede neue Fähigkeit von Elisa, aber ich sehne sie nicht mehr herbei. Ich weiss, dass das Hier und Jetzt genauso wertvoll ist wie das, was noch alles kommen wird.