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Grosseltern sein ist keine Pflicht

Wie meine Eltern ihre Rolle als Oma und Opa finden mussten

Meine Mutter ging in ihrer Rolle als behütende Grossmutter sofort auf. (Bild: czi)

Mein Sohn und seine Grosseltern: Wenn man sie sieht, spürt man die Liebe förmlich. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass meine Eltern anfangs ein wenig überfordert waren mit dem Gedanken, bald Oma und Opa zu sein.

«Mami, ich hab Oma und Opa schon so lange nicht mehr gesehen. Können wir sie heute besuchen?» Unser Sohn hat Recht. Wir haben die beiden, für unsere Verhältnisse, schon länger nicht mehr gesehen. Die Grosseltern waren nämlich im Urlaub. Und das volle zehn Tage.

Natürlich können wir sie besuchen. Ein Anruf und ihr Tagesprogramm wird für unseren Besuch geändert. Der Enkel geht vor. Und das seit der Geburt.

Eine gute Nachricht und ehrliche Worte

Vor bald fünf Jahren haben wir meinen Eltern gesagt, dass sie bald Grosseltern sein werden. Sie freuten sich. Enthusiastisch wäre aber ganz bestimmt anders. Als ob es gestern war, erinnere ich mich an die Worte meiner Mutter: «Ich gratuliere dir und freue mich sehr für euch. Aber ich habe mein eigenes Leben und keine Zeit, regelmässig auf euer Kind aufzupassen.»

Hart, aber ehrlich, dachte ich mir. Und ihr gutes Recht. Sie hat schliesslich drei Kinder grossgezogen und das erst noch ziemlich erfolgreich. Meine Mama hat einen tollen Job gemacht und ist zu nichts mehr verpflichtet.

Mit der Geburt kommt die Veränderung

Die Monate vergingen und unser Kind wurde endlich geboren. Das kleine Bündel war erst wenige Stunden alt, da stürmten die Grosseltern schon das Krankenhaus. Und um meine Mutter war es geschehen. Die Zeit schien für einen kurzen Moment stillzustehen, als sie das Baby im Arm hielt. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Meine Mutter wusste es nicht, doch Grossmutter zu sein wurde ihre Erfüllung. Dementsprechend erfreut nahm sie meine Rückkehr ins Berufsleben zur Kenntnis und bot sich sofort als Babysitter an. Einmal die Woche, weil das ja für die Bindung besser wäre, wenn sie sich regelmässig sähen. Ausserdem sei die Kita ja auch ziemlich teuer. Da käme es uns bestimmt gelegen, wenn sie uns unterstützten. Recht hatte sie, wie so oft.

Trotzdem lehnte ich ihr Angebot erst dankend, und schmunzelnd, ab. Ich erinnerte sie an ihre Worte und liess sie ein bisschen zappeln. Lange hielt aber auch ich es nicht aus. 

Eine Bindung fürs Leben

Während meine Mama sofort in ihrer Rolle aufging, brauchte mein Papa noch ein Weilchen. Spätestens als unser Kind anfing zu laufen, wurde aber auch diese Beziehung sehr gefestigt.

Heute haben die drei eine unglaublich enge Bindung. Es erfüllt mich mit Freude, sie zusammen zu sehen. Zugleich empfinde ich für die Unterstützung und Liebe meiner Eltern auch enorme Dankbarkeit. Denn wie schon gesagt, müssen täten sie nicht. Sie haben bereits einen wunderbaren Job gemacht und drei tolle Kinder grossgezogen.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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