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Plötzlich keine Zeit mehr für Bar und Konzerte

Wie kriegt man Familie und Freundschaft unter einen Hut?

Solche Szenen werden seltener, wenn man Kinder bekommt. (Nein, das bin nicht ich). (Bild: Adobe Stock)

Kinder verändern unser Leben mehr als man jemals erwartet hat. Was aber bleibt von Freundschaften, wenn die Familie plötzlich zur Priorität wird? Und wie können wir Beziehungen in dieser neuen Lebensphase aufrechterhalten?

Letzthin habe ich einen Primarschulkollegen getroffen. Wir hatten – ungelogen – über Jahrzehnte kaum Kontakt. Unsere Wege waren zu unterschiedlich, um viel gemeinsam zu haben. Und die wenigen Dinge, die uns verbanden, eigneten sich nicht wirklich für spannende Gespräche.

Seit wir wissen, dass wir beide Kinder haben, fällt das Gespräch einfacher. Besonders darüber, wie viel Veränderung Kinder in unser Leben bringen. Und dass wir das wohl niemandem geglaubt hätten, hätten wir es nicht selbst erfahren.

So kamen wir auf unsere ehemaligen Schulkameraden zu sprechen. Ganz klassisch: Was macht eigentlich der? Hattest du mit ihr noch Kontakt? Ist er immer noch im Turnverein? Oft waren die Antworten: «Nein, als er Kinder bekam, ist er ausgetreten.» Oder: «Als ich Kinder bekam, ist der Kontakt abgebrochen.»

Fast wie schwarze Löcher

Das Gespräch brachte mich zum Nachdenken. In meiner imaginären Biografie gibt es wohl mehrere «Kinderwellen». Sie kamen rückblickend gar nicht so plötzlich, wie sie sich diese angefühlt haben, aber plötzlich waren Freunde weg. Freunde, mit denen man Wochenende für Wochenende in der Bar sass und Konzerte besuchte; über Politik schimpfte, über die Liebe klagte und auf Freundschaft anstiess. Einfach weg.

Es fühlte sich an, als seien junge Familien schwarze Löcher, die Freunde langsam aufsaugen und nicht mehr freigeben. Die Antwortzeiten auf Nachrichten wurden immer länger – von Stunden zu Tagen, von Tagen zu Wochen, bis sie sich schliesslich auf die gefühlte Unendlichkeit von Monaten ausdehnten.

Und plötzlich war mir alles klar

So sind aus meiner gesamten Schulzeit nur wenige Freunde geblieben. Diese sind mir aber enorm wichtig. Und zum Glück gerieten die meisten in die gleiche «Kinderwelle» wie ich.

Denn mit den Kindern fiel es uns wie Schuppen von den Augen. Deshalb hat sich der Fokus so vieler ehemaliger Weggefährten verändert: Kinder! Darum fehlt die Zeit für die Bar: Kinder! Und darum braucht die Kontaktpflege so viel zusätzliche Energie: Kinder!

Es gibt einen Weg

Für mich ist es klar, dass sich meine Familie kaum den Strukturen alter Freundschaften anpassen kann. Darum begann ich, die Freundschaften in die Familienstrukturen einzubinden. Entweder, indem wir uns regelmässig auf den Spielplätzen am Papitag treffen. Oder noch mehr, indem meine Frau und ich die Patenschaften so auswählen, dass auch die Freundschaftsstrukturen erhalten bleiben.

Ein ähnliches Muster verfolgen auch unsere Freunde. Das ist wunderbar, weil so nicht nur die Freundschaften bestehen bleiben, sondern auch eine generationenübergreifende Bindung entsteht, die zumindest mich mit Stolz erfüllt. Denn das entgegengebrachte Vertrauen bezieht sich so nicht mehr auf den einen Freund, sondern seine ganze Familie. Und so sprechen wir auch aus, was uns seit Jahren auf den Lippen liegt:

«Lasst uns unsere Freundschaft nicht verlieren!»

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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