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Als ob ich beim Casting versagt hätte

Wie ich für meinen Sohn das Spielen wieder lernen muss

(Bild: Pixabay)

Kinder lieben es zu spielen und das ist gut so. Als Kind konnte ich stundenlang im Spiel verweilen und dabei alles um mich herum vergessen. Doch irgendwann wurde ich älter und somit zu cool, um zu spielen. Und nun scheint es, als ob ich es verlernt habe. Also muss ich es wieder lernen, ob ich will oder nicht.

Unser Sohn liebt es zu spielen. Stundenlang kann er mit seinen Legosteinen Fantasiewelten erschaffen und sich dann ganz darin verlieren. Er spielt oft gerne ganz für sich alleine. Dabei sucht er sich immer mal wieder Bestätigung von mir und möchte auch, dass ich mitspiele. Das dauert dann allerdings nur kurz und früher oder später endet es mit der Aussage: «Mensch Mami, lern mal richtig spielen!»

Und dann werde ich aus dem Zimmer bugsiert. Sorry, für dich ist hier Schluss. Ich fühle mich jedes Mal, wie wenn ich bei einem Casting versagt habe und bei den Leider-Nein-Kandidaten landen würde. Aber es hat mich vor allem nachdenklich gemacht. Bin ich wirklich so schlecht im Spielen?

Spielen, die unterschätzte Lernmethode

Vor einiger Zeit war ich an einem Vortrag von André Stern (Anmerkung: Gitarrenbauer, Komponist, Autor und Freibildungsexperte). Und darin hat André Stern sich für das freie Entfalten von kindlichem Potenzial ausgesprochen und darüber berichtet, welche wichtige Rolle das Spielen dabei einnimmt. Bis dahin war mir die Priorität vom Spielen für das Lernen gar nie so wirklich bewusst, da Spielen und Lernen für mich zwei verschiedene Paar Schuhe waren. Mir wurde das so in der Schule beigebracht. Lernen muss anstrengend sein, damit man auch etwas lernt. Spielen ist nur zum Vergnügen da.

Und ja, mein Sohn hat sichtlich viel Spass, wenn er spielt. Doch es ist auch fantastisch zu sehen, was er dabei alles lernt. Er macht keinen Unterschied zwischen Spielen und Lernen, alles ist eins und alles macht Spass und ist eine Bereicherung. Wie ein Schwamm saugt er die neu im Spiel gelernten Sachen in sich auf und blüht dabei auf. Ich könnte ihm dabei stundenlang zusehen. Doch damit gibt sich unser Junior nicht immer zufrieden. Mama soll auch mal mitspielen.

Jetzt muss ich spielen lernen

Seit ich das Spielen in neuem Licht betrachte und dessen Wichtigkeit erkannt habe, beschäftige ich mich oft und gerne mit dem Thema. Und ich möchte auch so lustvoll und leicht im Spiel lernen können wie unser Sohn. Also lerne ich nun wieder zu spielen. Okay, ein Profi im Legobauen und damit auf dem Boden rumkriechen werde ich wohl nie werden. Denn so sehr unser Sohn seine bunten Steine liebt, ich bringe damit keine schlauen Bauwerke zustande und schon als Kind widmete ich mich lieber meinen Barbies als den Legos.

Und so muss ich meinen ganz eigenen Weg zum Spiel finden. Ich habe herausgefunden, dass ich gerne nach Vorgabe baue, nicht aber frei. Also baue ich nun ganz einfach nach Anleitung. Denn das macht mir wirklich Spass (Ikea-Möbel-Bauerfahrung sei Dank!) und sogar ich erhalte ein schönes Bauergebnis. Ich werde nie der Giga-Mega-Legofan, doch ich verbringe unheimlich gerne Zeit mit meinem Kleinen und lerne gerne etwas dazu.

Also schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Während mein Sohn sich kreativ austobt und wahnwitzige Welten erschafft, baue ich friedlich nach Anleitung vor mich hin. Mein Spiel, mein Weg, gemeinsamer Spass. Denn genau das ist ja das Schöne daran. Jeder kann und keiner muss. Weil das Wichtigste am Spielen das Vergnügen ist. Der Lerneffekt kommt von ganz alleine.

Mein Fazit

Wir lieben es alle zu spielen! Und ein positiver Nebeneffekt, seit wir eine ganzheitliche Spielkultur in unserer Familie eingeführt haben, ist diese neue Leichtigkeit und die Wissbegier, die wir entwickelt haben. Wir gehen spielerischer durch den Alltag und geniessen es. Darum kann ich Gerald Hüthers Plädoyer «Rettet das Spiel!» nur unterstützen. Wir sollten alle mehr spielen!

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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