Weshalb Mama-Freundschaften für mich so wichtig sind
Oft habe ich sie gehört, Aussagen wie: «Ich vermisse es, Zeit nur mit dir zu verbringen.» Der Stich sass jedes Mal tief. Die Aussagen kamen von Freundinnen ohne Kinder. Über die Monate habe ich einiges dazugelernt und bin zu einer eindeutigen Erkenntnis gelangt.
Ich bin wütend. Und irgendwie auch sehr traurig. Ich erkläre später, weshalb. Vorher muss man etwas über meine Rahmenbedingungen wissen. Dafür ist es nötig, dass ich mich kurz vorstelle: Mein Name ist Marjana Ensmenger. Ich bin 32 Jahre alt, selbständig und in einem Teilzeitverhältnis als Medienverantwortliche angestellt, doktoriere und habe zwei Mädchen – zwei Jahre und acht Monate alt. Täglich versuche ich, das Unmögliche möglich zu machen und beide Welten irgendwie zu vereinen. Familie und Beruf, versteht sich.
Die Krux an der ganzen Sache? In meinem Leben gibt es natürlich nicht nur Familie und Beruf. Da gibt es auch noch Freundinnen. Die hat es bereits vor der Geburt unserer Töchter gegeben. Und es waren und sind bis heute viele. Das Problem? Freie Zeit als Mutter habe ich praktisch keine. Freie Zeit als Marjana (das wäre dann die sogenannte Me-Time) erst recht nicht.
Und trotzdem habe ich in den letzten Monaten immer wieder Aussagen von Freundinnen gehört, die so klangen: «Ich vermisse es, Zeit nur mit dir zu verbringen.» Irgendwie habe ich solche Aussagen langsam satt. Aber genug lamentiert.
Dieser Blogbeitrag soll einen heilenden Zweck für all jene erfüllen, die sich ähnlich fühlen wie ich. Und ich weiss, es gibt verdammt viele Mamas und Papas, die sich genauso fühlen. Nur traut man sich selten, wirklich darüber zu sprechen.
Mama-Freundinnen als Rettungsanker
Die Faust im Sack macht man dann trotzdem. Beim Partner zu Hause. Oder bei einer anderen Mama-Freundin. So zumindest mache ich das. Und genau darum soll es in diesem Blog gehen: Mama-Freundschaften. Ein Bereich in meinem Leben, dem ich künftig mehr Beachtung schenken möchte.
Rückblickend würde ich sagen, dass es bereits während meiner ersten Schwangerschaft angefangen hat. Ich habe begonnen, mich mit anderen werdenden Müttern zu verknüpfen. Im Geburtsvorbereitungskurs zum Beispiel. Das ging auch nach der Geburt unserer ersten Tochter weiter. Aus einem einfachen Austausch wurden Freundschaften. Diese Frauen waren oft mein Rettungsanker. Aber wieso?
Elternschaft heisst: Verzichten
Sie haben Verständnis. Für das ganz normale Chaos, das täglich mit Kindern im Leben abgeht. Zahnen hier, Magen-Darm-Grippe da. Entwicklungsschübe, so weit das Auge reicht. Und dann ist da ein Licht am Ende des Tunnels – oder am Ende des Tages. Ein liebes Wort. Eine nette Geste. Ein Kompliment einer anderen Mutter, und man weiss: Ich kämpfe hier nicht alleine.
Bis heute habe ich noch nie von einer Mutter eines Kindes eine ähnliche Aussage gehört. Weil sie selber weiss, dass es Tage gibt, an welchen ich mir mein altes Leben zurückwünsche. Und sie weiss, dass ich es vermutlich noch viel mehr bedauere, diese freie Zeit mit meinen alten Freundinnen nicht mehr zu haben. Aber sie weiss eben auch, dass es heute nichts auf der Welt gibt, das wichtiger ist als meine eigenen Kinder.
Wer hilft dir, wenn du als Mutter unter Wasser stehst?
Kürzlich habe ich mich mit einer meiner engsten Mama-Freundinnen unterhalten. Sie hat mich auch auf die Idee gebracht, über solche Aussagen zu schreiben, und was Elternschaft an Verzicht bedeutet. Ja, wir verzichten wirklich auf verdammt viel. Aber wo fange ich an, und wie schreibe ich über diese Themen, ohne dass man das Gefühl hat, ich sei komplett frustriert?
Diese Mama-Freundin hat mich dann gefragt, wie es war, als ich im Morast stand, und wer mich in dieser Zeit unterstützt hätte. Diese alte Freundin? Die Antwort kam schnell: Nein, es waren neue Mama-Freundinnen. Im weiteren Verlauf des Gesprächs hat sie mich dann gefragt: Denkst du, sie wünscht sich eine Marjana ohne Kinder zurück, und wie steht sie eigentlich zu deinen Kindern? Mag sie diese? Ich habe lange nachgedacht. Viele Wochen und Gespräche Revue passieren lassen, und auch diese Antwort hat mich irgendwie verletzt.
Die Prioritäten ändern sich
Was sich viele Nichtmütter und Nichtväter nicht vorstellen können: Wir Eltern haben nicht unbegrenzte Ressourcen. Deshalb ist es für mich so viel einfacher, mich mit anderen Mamas zu treffen. Ich muss ihnen nicht erzählen, wie anstrengend es war, als ich zusammen mit unseren Kindern kürzlich mit Corona krank im Bett lag. Wobei liegen ziemlich weit hergeholt ist.
Hilfe hatte ich – man kann sichs ja fast schon denken – von meiner eigenen Mutter und meinem Vater. Bei ihnen konnte ich meine Batterien wieder aufladen. Und bei anderen Mama-Freundinnen mein Leid klagen. Klar, dass sie auf meiner Prioritätenliste ganz weit oben stehen, wenn sie mich brauchen.
Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich mich bei solchen Aussagen künftig bewusst etwas rarer mache. Nicht, weil ich einen inneren Groll hege. Sondern weil sich meine Prioritäten verschoben haben – auf die Seite unserer Töchter. Und dort sind sie meiner Meinung nach schon richtig.