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Leuchtende Kinderaugen, überdrehte Hunde – und dreckige Kleider

Was das wahre Leben an Weihnachten ausmacht

(Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Der wahre Zauber von Weihnachten ist jetzt. Jetzt in diesem magischen Alter, in dem sie noch an den Samichlaus und vorallem ganz fest ans Christkind glauben. Und wehe, jemand verrät meinen Kindern, dass es Letzteres nicht geben sollte.

Ich muss gestehen, dass ich mich jeweils ein wenig reinschubsen muss ins Winterglück. Wenn man am Pflotschschnee im Flachland vorbeisieht und die Freuden in den Kindergesichtern über jede einzelne Schneeflocke sieht, ist es doch eine ganz besondere Zeit. Sobald der erste Reiff auf dem Gras liegt, schauen die Fröleins hoch zum Himmel und warten auf die ersten Schneeflocken.

Teig selbstgemacht oder nicht? Ist uns egal!

Diese Vorfreude wird noch verstärkt, in dem schon seit einige Wochen diverse Rentiere mitsamt Schlitten, Schneeflocken an Häuserwände projiziert und Santaclause in allen Gärten leuchten. Diesem amerikanischen X-Mas-Zeugs kann ich wenig abgewinnen, gerade mit den Kindern habe ich eine Schwäche für Folklore entwickelt. Wenn die erste Kerze auf dem Adventskranz brennt und die ersten Weihnachtslieder im Radio gespielt werden, dann bin ich erstmal zünftig in Weihnachtsstimmung.

Ich liebe diese magische Zeit ganz besonders. Wir lesen in der Adventszeit jeweils gemeinsam ein Buch am Allerliebsten vor dem Cheminée im Schlafanzug, dazu Zimtduft in der Nase, kuschelige Decken über unseren Beinen und eine heisse Schoggi im Tassli. Ich mag es, mit den Kindern Guetzli zu backen und dabei ist es völlig egal, ob der Teig selbstgemacht oder fertig gekauft ist. Ihnen geht es vor allem ums Ausstechen und mir ums Essen, win-win würde ich sagen. Auch bei Krippenspielen und Weihnachtschören wird mir ganz warm uns Herz. Wenn dann noch 3-Käsehochs mitsingen, die noch nicht lesen können, brauch ich schon mal ein Nastüchli.

Der weltschönste Christbaum

Ich liebe es, mit meinen Liebsten im verschneiten Wald meiner Schwester herumzustapfen und einen Christbaum auszusuchen. Der muss alles andere als perfekt sein, denn das sind wir auch nicht. Ich mag diese struben Tannenbäume, die allen anderen wenig gefallen. Auch ein Spitz mit Tannenzäpfen von einem gefällten Baum lässt mein Herz höherschlagen. Diesen schleppen wir dann quer durch den Wald, wobei mindestens einmal jemand über Wurzeln fällt und unter dem Christbaum begraben wird und stopfen ihn ins Auto, um dann festzustellen, dass wir uns in der Grösse des Baumes heillos überschätzt haben. Mal wieder.

Den Christbaum schmücken wir gemeinsam mit den Kindern. Er darf durchaus ganz bunt sein und nichts muss zusammenpassen. Wir alle quietschen vor Freude, wenn längst vergessene Kitschanhänger zum Vorschein kommen und Herr Limacher verdreht die Augen. Der ist für das Grobe zuständig, daher den ganzen Baum (der immer noch zu gross ist) ins Wohnzimmer schleppen, anspitzen und dafür sorgen, dass dieser leuchtet. Natürlich ist in der Lichterkette ein heilloses Durcheinander und irgendwann wickelt sich mindestens ein Kind darin ein. Der Glühwein ist schon alle und der Baum ist nur auf einer Seite geschmückt. Wenn sich dann noch Nachbarn, Freunde und Familie dazu gesellen, dann ist Weihnachten wirklich da.

Magische Weihnachtstage

Feines Essen in geselliger Runde, angenehme Gespräche, handgeschriebene Weihnachtsgrüsse, wärmende Umarmungen, Kinder die ihre neuen Spiele ausprobieren, festliche Kleider – all das mag ich sehr. Diesen hohen Level muss man auch nicht über die ganzen Weihnachtstage aufrechterhalten, dies erzeugt ja einen immensen Druck. Besinnlichkeit und Nächstenliebe über mehrere Tage ist nicht jedermanns Sache. Man darf auch mal neben den Schuhen sein, es darf auch mal gezankt werden und die Kleider dreckig werden. Das ist das wahre Leben – auch an Weihnachten.

Ich freue mich auf Weihnachten, freue mich auf den ganzen Familientürk, ganz ehrlich. Ich freue mich auf weltbestes Essen, auch wenn das vorherige noch nicht annährend im Verdauungstrakt angekommen ist, ich freue mich auf leuchtende Kinderaugen, überdrehte Hunde, rührselige Grosmütter und dass sich die Armhäärchen aufstellen, weil die Weihnachtslieder gemeinsam in der grossen Familienrunde nicht schöner klingen könnten.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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