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Bei kranken Kindern herrscht Ausnahmezustand

Warum man ein sich erbrechendes Kind nicht unter den Arm nehmen sollte

«Menü Noro» im Hause Limacher.

(Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Hie und da schwächelt unser Immunsystem etwas – auch das unserer Kinder. Besonders eine Magen-Darm-Grippe wirft den ganzen Alltag der Eltern über den Haufen.

Es gibt diese Momente, wo ich als Mama den kommenden Tag supergut durchgeplant habe und mich dann beim Wecken der Kinder zwei glasig-wässrige Augen anblicken. Der Griff an die Stirn zeigt es sofort, mein Kind hat Fieber. Auch das Ohrthermometer sagt nichts anderes, höchstens noch über die Hitparade der Grade. Und ja, der Tag wird anders als geplant. Meist folgen ein paar Anrufe, einiges muss umorganisiert werden.

Und dann? Alles wird entschleunigt. Es wird Tee gekocht, Waden-, Brust- oder Halswickel angelegt, Hörbücher abgespielt, die Wohnung zu einem Lazarett eingerichtet, zusammengekuschelt und die Welt da draussen wird vergessen. Nichts ist im Moment wichtig – alles kann warten – ausser das Wohlbefinden des kleinen Patienten. Erkältungen sind zwar mühsam, aber aushaltbar. Und nach jedem Fieberschub, so habe ich das Gefühl, folgt wieder ein zünftiger Entwicklungsschub. Ein tröstlicher Gedanke für Mama-Krankenschwester-Bespasserin-Vorleserin.

Bring bitte Kuchen mit, keinen Käfer

Dann gibt es diese richtig fiesen, schmerzhaften Geschichten wie Mittelohrentzündungen, Bronchitis oder diese Hand-Fuss-Mund-Krankheit (der Name sagt schon, dass kaum mehr was geht), bei denen sich der Gang zum Arzt kaum vermeiden lässt. Aber ein richtig grosses Elend ist die Magen-Darm-Grippe. Du kannst mit Schnuddernase zu mir zu Besuch kommen, meinetwegen Husten, aber komme nicht und bringe einen ausgemachten Magen-Darm-Käfer mit.

Der erste Kotz kommt meist ganz überraschend, schwallartig aus dem Schlaf. Und natürlich ist der gesamte Bettinhalt inkl. 17 Plüschtieren, Taschenlampe, ein paar Büchern, Decken, Kissen, wenn du Pech hast, auch noch die Wand oder der Boden davon betroffen und ah, die Schubladen des Nachttischli waren auch noch geöffnet. An Schlaf ist kaum mehr zu denken. Hast du erst mal dein Kind geduscht (und nein, da ist langes, dickes Haar kein Vorteil), das Bett komplett frisch gemacht und dich wieder ins Bett gelegt, schnellst du bei jedem Husten auf wie ein losgelassenes Gummiband. Husten ist nicht mehr «nur» Husten, sondern meist mehr, viel mehr!

Es sind diese Tage, an denen ich dem Erfinder des Tumblers einen Friedensnobelpreis verleihen möchte. Ich bin so schampar froh, dass unsere Nachbarn selten waschen, und rege mich leicht säuerlich darüber auf, wer uns den fiesen Käfer wohl mitgegeben hat. Als würde das was nützen. Aber bei richtig Fiesem suche ich immer einen Täter, so bin ich nun mal.

«Früher sprang ich zur Seite, wenn sich gerade ein Kind übergab. Ist es meines, springe ich ihm entgegen».

Es sind diese Tage, die ich oftmals mit meinem Kind im Badezimmer verbringe, ihr Haar zusammenhalte und mantramässig sage «Ist schon gut, raus ist raus!». Immerhin hat das grosse Frölein nun gelernt, die Schüssel zu treffen. Das sind die bedeutsamen Entwicklungsschritte, wenn’s hart auf hart kommt. Es sind diese Tage, an denen ich sogar die Toiletten und Türgriffe desinfiziere. Es sind auch diese Tage, an denen mich jeder Schluck Tee, jedes Zwiebackbrösmeli, welches im Kind drinbleibt, feiern lässt. Denn dies ist meist ein Zeichen, dass es obsi geht. Gut so, denn meine Nerven sind am Ende.

Geht es beim einen Kind langsam, aber stetig besser, wirkt das nächste schon leicht grünlich im Gesicht und gibt den gesamten Mageninhalt entweder oben oder unten raus, gleichzeitig ist ebenfalls möglich. Die ganze Prozedur geht wieder von vorne los. In der ganzen Wohnung verteilt stehen Eimer, um den Weg möglichst kurz zu halten. Denn es muss schampar schnell gehen. Und nein, ich sollte ein kotzendes Kind nicht unter den Arm nehmen und quer durch die Wohnung zur Toilette rennen. Das macht’s nur noch schlimmer. Dies ist übrigens einer der grossen Unterschiede, seit ich Mama bin. Früher sprang ich zur Seite, wenn sich gerade ein Kind übergab. Ist es meines, springe ich ihm entgegen. Gescheit ist das nicht, irgendwie scheint mein Mutterinstinkt mich da fehlzuleiten.

Konsistenz des Stuhlganges

Wenn dann selbst mein Partner von der Konsistenz seines Stuhlganges berichtet, ist dies bestimmt nicht der romantischste Moment unserer Beziehung und ja, es nützt, wenn man schon Jahrzehnte lang ein Paar ist.

Das Ende dieses Blogs kann ich nicht mehr selbst tippen. Ich kann den Text nur noch diktieren. Vom Badezimmer aus.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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