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Drei Monate nach der Geburt meiner Tochter

Warum ich mich wie eine Rabenmutter fühlte

Bin ich eine schlechte Mutter, weil meine Tochter in ihrem eigenen Zimmer schläft? (Bild: Symbolbild: pexels)

Meine Tochter ist mittlerweile etwas mehr als drei Monate alt. Es wird mir zunehmend klar, wie stark sich durch ein Kind das Leben verändert, worauf man als junge Mutter verzichten muss. So kann etwa ein Weihnachtsapéro oder der Gang ins Fitnessstudio zum Stolperstein werden.

Ich liebe sie wirklich mehr, als ich jemals jemanden geliebt habe. So viel möchte ich klarstellen. Aber da gibt es eben auch diese Momente, in welchen ich völlig erschöpft in der Dusche sitze und mich frage: Was hast du dir bloss dabei gedacht?

Auch wenn ich zugeben muss, dass mein Mann zur Sorte «aktiver Vater» gehört und überall Hand anlegt, wo er nur kann, gibt es trotzdem Tage, an welchen ich gerne mit ihm tauschen würde. Vermutlich auch deshalb, weil ich mich mit der neuen Rolle als Mutter teilweise noch nicht so ganz anfreunden konnte. Nicht selten ertappe ich mich dann dabei, wie ich meinem alten Leben nachtrauere. Wobei Trauern ein ziemlich heftiger Ausdruck dafür ist. Aber in gewissen Momenten – zum Glück sind diese eher selten – gleicht es wirklich einem Trauerspiel.

Trainieren und baden im Schnelldurchlauf

Natürlich bringt ein Kind viele Veränderungen mit, aber auf wie viel ich wirklich verzichten muss, das wird mir erst allmählich klar. Vor allem, was soziale Kontakte betrifft. So habe ich beispielsweise festgestellt, dass plötzlich ein Weihnachtsapéro zum Stolperstein werden kann. Oder der Gang ins Fitnessstudio. Ja, es gibt Tage, da beneide ich meinen Mann zutiefst. Und dann übermannt mich auch ein gewisser Groll ihm gegenüber.

Sich kurz mal eine Stunde herausnehmen, den eigenen Körper stählen, ohne dabei gross auf die Uhr zu schauen und auszurechnen, wann das kleine Geschöpf wieder nach Essen ruft. Es gibt Tage, da hätte ich das auch gerne. Bei mir sieht es hingegen so aus: Trainieren im Schnelldurchlauf. Für ein 20-minütiges Workout reicht die Zeit, damit ich noch duschen kann. Viel mehr liegt nicht drin. Dann will der kleine Säugling nämlich wieder etwas anderes von der Welt sehen. Am liebsten in den Armen von Mama oder Papa.

An den meisten Tagen ist das vollkommen okay. Aber es gibt eben auch Tage, da ist jede Stunde ein Kampf. Vor allem, wenn die Kleinen mitten in einem Wachstumsschub stecken. Und das hat es in sich. Das weiss ich jetzt.

Wachstumsschübe bei Säuglingen

Ganz bewusst wahrgenommen haben wir den ersten Wachstumsschub gleich nach der ersten Impfung. Damals hat unsere Tochter von heute auf morgen damit begonnen, in der Nacht neun Stunden am Stück zu schlafen. Der Weg dorthin war allerdings mit einem langen «Einschlaf-Kampf» verbunden, der auch schon zwei Stunden dauern konnte. Eine riesige Erleichterung war das, als sie dann plötzlich durchschlief. Das ging dann auch fast drei Wochen so weiter. Bis sich alles wieder änderte.

Dann – es war kurz vor Weihnachten – hatte unsere Tochter ihren zweiten Wachstumsschub. Dann rief sie plötzlich nachts um 3 und 6 Uhr nach Essen oder Mama. Ich beruhigte mein kindliches Ich damit, dass das doch nicht schlimm sei. Schliesslich stillen viele andere Mütter ihre Kinder noch nach mehreren Monaten alle zwei Stunden in der Nacht. Hart war es trotzdem. Wohl deshalb, weil auch ich mir wieder angewöhnt hatte, länger zu schlafen.

Das neue Trinkbedürfnis kurz vor Weihnachten führte dann auch dazu, dass ich noch mehr in mich hineinstopfen musste als ohnehin schon. Da kam Weihnachten glücklicherweise ganz gelegen. Auf wundersame Weise hat sich dann über Weihnachten alles wieder normalisiert. Aber erst, nachdem ich unsere Tochter aus dem elterlichen Schlafzimmer ausquartiert hatte.

Ausprobieren, was funktioniert

Auch wenn es mir schwerfiel, unsere Tochter nach drei Monaten in ihrem eigenen Zimmer schlafen zu legen. Wenig hilfreich war dann auch die Frage meines Mannes, ob ich mir wirklich sicher wäre, wenn wir die Kleine nach drei Monaten bereits aus dem elterlichen Schlafzimmer in ihr eigenes Zimmer legen. Nein, das war ich nämlich überhaupt nicht. Ich fühlte mich einen kurzen Moment wie eine Rabenmutter. Denn das Thema des «plötzlichen Kindstod» kennt heute jeder – auch Freunde und Bekannte, die noch keine Kinder haben.

Dass ich meiner Tochter dadurch aber einen Gefallen tat, zeigte sie mir in den darauffolgenden Nächten. Auf wundersame Weise schlief sie dort nämlich viel besser. Schauen wir einmal, wie lange das noch geht. Denn bald schon steht der nächste Wachstumsschub bevor: das Zahnen. Was meinem Kind dann helfen wird? Keine Ahnung. Aber genau darum geht es letztlich eben auch, wenn man sich eine neue Rolle aneignet: Ausprobieren!

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Margrit Stocker
    Margrit Stocker, 29.01.2023, 14:22 Uhr

    Toitoitoi! Es ist anstrengend u das darf frau such sagen!
    Margrit
    Mutter 4 Frauen
    Omi von 7 Grosskindern

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