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Kinder passen sich an, Erwachsene hadern

Unsere Kinder sind zäher als gedacht

Alles wird gut! (Bild: nsl)

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Dieses verrückte Jahr 2020. Es kam so anders, als wir es uns alle wohl jemals hätten vorstellen können. Und unsere Kinder? Wie geht’s eigentlich denen?

Letzte Weihnachten posaunte ich heraus: «All i want for Christmas is Ruuuuhh». Eine weltweite Pandemie wäre echt nicht gerade nötig gewesen. In der Tat wurde es dann still und ruhig. Schampar ruhig sogar. So ruhig, dass es schon fast wieder gespensterhaft wirkt.

Hätten wir uns jemals ausmalen können, was alles in einem Jahr abgesagt werden könnte? Besuche bei den Grosseltern? Zur Schule gehen? Körperkontakt ausserhalb der Familie? In die Ferien fahren? Geburtstagspartys? Begleitung am allerersten Schultag? Herbstwanderung? Räbeliechtliumzug? Samichlaus? Weihnachten mit der ganzen Familie?

Und die kommende Fasnacht könnt ihr auch gleich streichen. Mit so vielen Verlusten mussten unsere Kinder umgehen. So viel Liebgewonnenes, so viele wichtige Rituale waren nicht möglich oder einfach anders. «Nein, das ist nicht möglich!», hörten unsere Kinder in Dauerschlaufe. Nein, nein, nein.

Auch haben sie so viele neue Wörter in ihren Wortschatz aufgenommen wie «Abstand halten», «Desinfektionsmittel», «Quarantäne». Welches Kind sagte derartige Wörter noch vor einem Jahr. Also meine ganz sicher nicht.

Widerstandsfähiger und zäher als gedacht

Meine Fröleins haben ja einen überaus ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Da wird über die Menge an Flakes im Schäli debattiert. Es wird darüber gestritten, bei wem die Katze häufiger schläft oder wer immer als Erste unter die Dusche steigen muss. Alles ist fies. Der Tag, die Welt und wir als Eltern ganz besonders. Im Umgang mit dem unsäglichen Coronakäfer könnten sie toben, in den Widerstand treten, sich weigern, noch irgendwas zu tun.

Mit allem habe ich gerechnet. Mit wirklich allem. Aber sie machen es so gut! Ich möchte unseren Kindern, aber auch allen anderen Kindern, ein Kränzchen winden. Sie meistern diese nie zuvor dagewesene Situation mit einer grossen Selbstverständlichkeit. Sie legen eine Flexibilität an den Tag, die wir Erwachsenen kaum aufbringen.

Eine gute Portion Resilienz

Denn wir Erwachsenen sind es, die schimpfen und toben. Die Kinder nehmen es an. So, wie es ist. Das ist gelebte Resilienz. Resilient zu sein, bedeutet mit den Widrigkeiten des Lebens wie Stress oder mit problematischen Ereignissen gut umgehen zu können. Wie gut können wir dies gerade dieses Jahr gebrauchen.

Ein Haufen Resilienz war und ist noch immer nötig. Wie lange noch, das wissen wir nicht. Mit der bereits gesammelten Erfahrung, der nötigen inneren Stärke und einer nötigen Portion Gelassenheit können wir vieles schaffen. Aber nur gemeinsam. Resiliente Kinder bringen eine hohe soziale Kompetenz mit. Wir alle brauchten ein gutes Gespür für andere Menschen und sollten Rücksicht nehmen auf unsere Mitmenschen.

Während wir Eltern uns noch über dieses und jenes (zum Beispiel über die Maskenpflicht) aufregen, nehmen es unsere Kinder so wie es ist.

Damit Resilienz gelingt, braucht es gewisse Schlüsselfaktoren für unsere Kinder

  1. Emotionale Bindung: Die Kinder haben mindestens eine feste Bezugsperson. Diese stärkt sowohl das Vertrauen wie die Selbstwirksamkeit des Kindes. Ausserdem lernen Kinder Selbstständigkeit, aber auch die Fähigkeit um Hilfe zu bitten.
  2. Intelligenz und Temperament: Resiliente Kinder weisen eine durchschnittliche Intelligenz und ein positiv-freudiges Temperament auf. Ersteres sorgt für eine gewisse Robustheit und Zweiteres auch für mehr Zugewandtheit von seinen Bezugspersonen.
  3. Gesellschaftliche Unterstützung: Das bedeutet, den Kindern wurden haltgebende Werte beigebracht und ihre Leistungen wurden anerkannt. Wertschätzung von aussen fördert ihre innere Haltung. Das Kind erfährt: «so wie ich bin, kann ich in dieser Welt bestehen».

Die Kinder entwickeln durch eine feste emotionale Bindung auch ausserhalb ihres Familienkokons ein gesundes Selbstwertgefühl und lernen «ringer». Ausserdem können sie meist eine realistische Zukunftsperspektive entwickeln. Das bedeutet, sie gehen auch flexibler mit Veränderungen um und trotzen schwierigen Lebensumständen. Und derartige brachte das Jahr 2020 uns allen. Die einen traf es härter als die anderen, aber in Geduld und Verzicht mussten sich alle üben.

Zusätzliche Belastung für Jugendliche

Jugendliche sind gefordert, lange Monate voller sozialer Entbehrungen zu führen. Das ist alles andere als lustig und fordert die Beziehung zwischen den Eltern und Heranwachsenden heraus. Zusätzlichen Brennstoff liefern die Zukunftsängste. Denn Stellensuche in Zeiten der Coronapandemie ist alles andere als leicht. Dessen bin ich mir bewusst.

Aber ich höre auch in diesen Familien von kleinen bis grossen Glücksmomenten wie Monopoly-Partien über drei Stunden mit der ganzen Familie. In echt, auf einem wahrhaftigen Spielbrett aus Karton und dies ohne parallel dazu am Smartphone zu hängen. Wer hätte das für möglich gehalten?

Akzeptanz ist ein wertvoller Schlüssel zur Resilienz. Wir schauen hin, was wir ändern können und was eben nicht. Wir müssen annehmen können. Es ist, wie es ist. Ja, von unseren Kindern können wir uns eine Scheibe abschneiden.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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