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Töchter vs. Söhne

Söhne: Schlimmer als ihr Ruf?

«Sind das alles ihre? Und alles Jungs? Oh, dann ist bei Ihnen zu Hause sicher einiges los! Viel Glück und gute Nerven!» Solches oder Ähnliches höre ich oft, wenn ich mit meinen drei Kindern unterwegs bin. Ob in der Migros, im Bus oder auf der Strasse sprechen mich wildfremde Leute an und bekunden mir ihr Mitgefühl und/oder Beileid. Sind denn kleine Jungs wirklich so schlimm? Ich meine, schlimmer als kleine Mädchen?

Mal rekapitulieren:

Letztens auf einem Grillfest auf dem Staldenhof in Littau

Roger und sein Frau Chregi sitzen entspannt an der Festbank. Trinken, essen, plaudern. Nebendran die Töchter Lyn und Anouk in ihren schönen sauberen Kleidchen, ruhig am Würstli picken. Schön harmonisch sieht das aus, dachte ich, während mein Mann und ich hinten damit beschäftigt waren, unsere drei von oben bis unten mit Matsch verschmierten Rabauken davon abzuhalten, einander gegenseitig im Brunnen zu ertränken.

Letztens an einem Firmenfest meines Arbeitgebers

Essen in einer alten Scheune auf dem Bauernhof. Monika und ihr Mann Simon sitzen an der weiss gedeckten Tafel und geniessen das Grillgut und den Rotwein. Ihre Töchter Suvi und Elin sitzen ruhig daneben und malen. Schön friedlich sieht das aus, dachte ich, während ich unauffällig eine Portion rausgewürgte Pommes Frites in der Serviette verschwinden lasse. Die stammt von meinem Vierjährigen, dem stolzen Gewinner des familieninternen Wettwerbs «Wer-kann-am-meisten-Pommes-auf-einmal-in-den-Mund-stopfen».

Letztens am Altstadt-Fest Luzern

Mafi und seine Frau Vera trinken in Ruhe ein Bier. Daneben die Töchter Zoe und Nora mit einem Rivella. Sah sicher gemütlich aus. Kann ich aber nicht mit Sicherheit sagen, da ich das nur aus der Erzählung meines Mannes weiss. Ich selbst war gerade damit beschäftigt, in der Menschenmasse verzweifelt nach meinem Ältesten zu suchen. Ich fand ihn nach fünf endlos langen Minuten, in denen ich ihn im Geiste schon überfahren, ertrunken und/oder in der Gewalt eines pädophilen Serienmörders sah. Mein Sohn verstand meine Aufregung nicht. War er doch eben nur kurz rüber zum Getränkestand auf der anderen Strassenseite, weil er dachte, da seine Grosseltern gesehen zu haben.

Quintessenz

Ja! Ich verdiene all euer Mit- und Beileid. Im Vergleich zu Mädchen sind Jungs wohl im Allgemeinen anstrengender. Weil wilder. Rast- und ruheloser. Eventuell sogar rücksichtsloser.

Aber ich habe auch schon oft gehört, dass die wilden Jungs mit den Jahren ruhiger werden. Weniger anstrengend und rücksichtsvoller. Und dafür die ehemals ruhigen Mädchen in der Pubertät mächtig aufdrehen. Daran glaube ich, wie gläubige Christen an das Amen in der Kirche.

Und wenn dann Anouk nur noch den breiten Gürtel, statt des schönen Kleidchens tragen will, Elin lieber in dunklen Gassen knutscht, statt neben Mama malt und Nora im Akkord Prosecco-Büchsli kippt, statt Rivella trinkt, dann, ja dann werde ich vielleicht friedlich, harmonisch und gemütlich mit meinen drei Jungs zusammensitzen. Und dann überall rumlaufen und sagen: «Ach, du hast Töchter? Dann ist bei dir sicher einiges los! Viel Glück und gute Nerven!» Amen.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von ArmeSöhne
    ArmeSöhne, 02.01.2023, 17:45 Uhr

    Ich fürchte du lässt deine Söhne eher spüren das du eine Tochter willst, was wenn noch eine Tochter kommt sind Jungs dann angeschrieben?

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