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«Du Mami, was esch en Telefonkabine?»

Onlinekids – mit dem Handy in den Chindsgi?

Wir wollen nicht mehr darauf verzichten und sind oft auch allzu sorglos digital unterwegs.

(Bild: pixabay)

Mit den kleinen «Digital Natives» stehen Eltern immer wieder vor neuen Herausforderungen. Eltern-Bloggerin Carole Kaelin hat sich einige Gedanken dazu gemacht, wie Festnetzgeborene mit dem digitalen Medienkonsum der Kinder umgehen können.

«Du Mami, was esch en Telefonkabine?», fragte mich mein Kind kürzlich. Und liess mir wieder mal klar werden, dass unsere Kinder definitiv Digital Natives sind. Wer hat einem quengelnden Kind nicht schon mal sein Handy gegeben und es so auf einer langen Autofahrt, beim Warten aufs Essen im Restaurant oder für zehn Minuten Ruhe während des Mittagsschlafs des kleinen Geschwisterchens mit ein paar bunten, hüpfenden Tierchen auf dem Bildschirm abgelenkt? Dieses Teufelsding und Segen zugleich im Pocketformat zwingt auch uns, unser Medienverhalten immer mal wieder kritisch zu hinterfragen.

Ich Steinzeitmensch habe noch Wählscheiben gedreht, ein kleines Adressbüchlein mit den wichtigsten Telefonnummern geführt und im Radio den Wetterbericht gehört. Gut, auf dem Gameboy Tetris gespielt oder am Nintendo gegeneinander Mario Kart gefahren sind wir auch, aber ein Computer war damals noch eine bessere Schreibmaschine und ein Telefon schlicht und einfach zum Telefonieren da.

Dranbleiben und mitwachsen

Heute sieht das Ganze etwas digitaler aus und ich muss mich sputen, der ganzen Entwicklung laufend hinterherzukommen. Denn wie gesagt, unsere kleinen Digital Natives verlangen, dass auch wir Eltern uns einigermassen auskennen. Was Instagram und Snapchat sind, weiss ich noch so knapp, aber es gilt dranzubleiben – wer weiss, was «in» ist, wenn unsere Kids grösser sind. Spätestens dann werde ich darüber nachdenken müssen, wie man denn ein Handy «kindersicher» machen kann, wie man da eine Datenlimite kontrollieren kann und überhaupt, wie viel da draufrumtippen ist noch normal? Aber das wissen wir ja nicht mal bei Erwachsenen.

Wir können unsere Kinder (und uns!) vielleicht ab und an daran erinnern, dass ein analoges Leben mal möglich war. Wir haben uns sogar ohne Handy verabredet und im kleinen Fahrplanbüchlein der SBB unsere Zugsverbindungen raugesucht. Heute aber wollen wir auch nicht mehr darauf verzichten und sind oft auch allzu sorglos digital unterwegs. Denn überall liest man wieder was von Cybermobbing und Geschichten von gefälschten Whatsapp-Kettenbriefen mit Todesdrohungen und Sexting und Chatverläufen in Onlinespielen, in denen böse Menschen auf der Suche nach Kontakt zu Kindern sind. Und mir wird schlecht von dem ganzen Internetmüll.

Ratzfatz ein Video versenden

Wahrscheinlich aber werden unsere Kinder viel besser mit dem digitalen Konsum zurechtkommen als wir Festnetzgeborenen. Dass das Internet nie vergisst und die gesendeten Inhalte auch kritisch hinterfragt werden müssen, sollten wir den Kids aber stets bewusst machen. Fotos und Videos schicken ist für sie normal, selber Videos aufnehmen macht schon den Kleinsten Spass. Die meisten kennen Youtube und wissen, wer Siri ist. Schnell was googeln oder dem Götti ein Video schicken, geht alles ratzfatz mit dem Handy.

«Solange Analoges nicht zu kurz kommt, darf das Digitale auch schon bei kleinen Kindern seinen Platz haben.»

Aber in den Kindergarten mitnehmen tun es – so hoffe ich zumindest – doch die Wenigsten. Wobei sich sofort die nächste – dem Pro und Kontra Impfen wohl in Heftigkeit der Meinungen in keiner Weise nachstehende – Diskussion anbahnt: Ab wann soll das Kind denn ein Handy haben? So als grobe Richtlinie denke ich, es sollte vielleicht schon schreiben und lesen können. Ansonsten gilt hier: Kommt Zeit, kommt Rat.

Fernsehkasten vs Netflix

Netflix und Youtube sind das Fernsehen unserer Kinder. Stand früher der TV-Kasten noch prominent in der Stube und alle Familienmitglieder haben mitbekommen, was man schaut, wird heute alleine mit Laptop im Zimmer geguckt. Wenn sich das auf zwanzig Minuten Abenteuer mit der fröhlichen Schweinchenfamilie von Peppa Wutz auf dem Kinderaccount von Netflix beschränkt, ist ja meist noch alles gut. Je grösser das Kind, desto grösser aber auch sein virtueller Radius. Mitgucken und in Kontakt bleiben wird dann je länger je wichtiger. 

Der beste Spass ist analog

Solange analoges Zeichnen mit Block und Farbstiften, Purzelbäume auf dem Sofa, Knetspass und heimliches Beschmieren des Lavabos mit dem gesamten Inhalt der Zahnpastatube nicht zu kurz kommen, darf das digitale Zeugs auch schon bei kleinen Kindern seinen Platz haben. Für später hoffe ich, dass Pfadi, Sport oder einfach zusammen im Garten «chillen» genauso lässig sind wie Computergames.

Und irgendwann werde ich froh sein, wenn ich im Jahr 2031 das iPhone 879XQ ratlos in der Hand halte und mir mein Kind hilft mit: «Lueg Mami, do muesch drücke!»

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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