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Kein Kinderwagen – positive und negative Folgen

Nach 3 Jahren im Tragetuch: Das Ende einer Liebe

«Willst du dein Kind noch in den Kindergarten tragen?» wurde ich gefragt. Wenn es sein muss, ja. Dachte ich. Bis es anders kam. (Bild: czi)

Wie ist es, wenn man keinen Kinderwagen besitzt und sein Kind stattdessen überallhin mitträgt? Elternbloggerin Corina Zimmerman und ihr Mann haben nie über eine Kinderwagen-Anschaffung nachgedacht – mit positiven und negativen Folgen.

Schon während der Schwangerschaft war mir klar, dass ich mein Baby tragen werde. Über eine Kinderwagen-Anschaffung haben wir gar nie nachgedacht. Es erschien mir einfach das Natürlichste, mein Baby eingekuschelt immer ganz nah bei mir zu haben. Auch meinem Mann gefiel die Idee von Tragetüchern und Co. In seinem Herkunftsland sieht man sowieso wenige Kinderwägen. Die Babys hängen an ihren Eltern dran wie kleine Klammeräffchen.

Hände frei dank Tragetuch

Also trugen wir von Tag null weg. Ich empfand es gleichzeitig als schön sowie auch praktisch, dass mein Kind immer irgendwie an mir dranhängt. Ich konnte putzen, kochen, ja sogar ins Bad, ohne dass mein Baby auf seine Mama hätte verzichten müssen. Es gab Tage, da band ich es morgens ins Tuch und holte es abends wieder heraus. So kam es mir jedenfalls vor.

Der schleichende Schmerz

Natürlich hörte ich auch kritische Stimmen aus meinem Umfeld. Die meisten davon sorgten sich dabei um meinen Rücken, denn mein Sohn wuchs schnell, sowohl in die Höhe als auch in die Breite. Ich tat dies aber immer mit einem Lächeln ab und meinte, mein Rücken gewöhne sich ja langsam an immer mehr Gewicht. Da kann gar nicht viel passieren. Ich hatte aber schon während der Schwangerschaft immer mal wieder mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Da ich damals jedoch in der Gastronomie arbeitete und den ganzen Tag stand beziehungsweise lief, fand ich es mehr als normal, dass sich am Abend ein gewisser Schmerz bemerkbar machte.

Danach spürte ich es vor allem nach langen Spaziergängen und den oben beschriebenen «Von-morgens-bis-abends-tragen»-Tagen. Der Schmerz verging jeweils wieder. Manchmal spürte ich ihn einmal die Woche, manchmal dreimal. Der Übergang war fliessend. Ich weiss nicht, wann die schmerzfreien Zeiten aufgehört haben. Am Ende gab es nur noch schlimme und weniger schlimme Tage. Erzählt habe ich davon fast niemandem. Ich wollte nicht, dass andere recht hatten. Ich wollte stark sein. Und auf keinen Fall wollte ich aufs Tragen verzichten.

Das Eingeständnis

Mein Mann und ich planten im Frühling sogar verschiedene Wanderungen und haben uns dafür extra einen Tragerucksack angeschafft. Damals wog mein Sohn bereits über 20 Kilogramm. Oft gebraucht haben wir ihn nicht. Vor wenigen Wochen dann, nach zwei schlaflosen Nächten, gestand ich mir endlich ein, dass es so nicht weitergehen kann. Ich machte einen Termin bei meinem Hausarzt. Nach einer Untersuchung überwies er mich ins Krankenhaus, wo eine Magnetresonanztomographie gemacht wurde. Heraus kam, was ich eigentlich schon fast vermutet hatte: die Bandscheibe.

Vom Tragen musste ich mich nun endgültig verabschieden. Ich hatte drei Jahre mein Bestes gegeben. Es ist nicht das Tragen an und für sich, dessen Abschied mir Mühe bereitet, obwohl ich es wirklich immer gerne gemacht habe. Es ist wohl eher dieser weitere Schritt weg vom Baby und Kleinkind, hin zu meinem grossen Jungen. Dieser Abschied, den wir nicht selber bestimmen konnten, sondern der uns gewissermassen auferzwungen wurde.

Auch Mamas fällt das Loslassen manchmal schwer. Und trotzdem können wir es nicht verhindern. Was uns bleibt, ist der Blick nach vorne, die Freude auf die Zukunft und die Erinnerung an die Zeit, als sie noch Babys waren.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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