Mit Kindern im Pyjama quer durch Europa
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Entspanntes Reisen mit Kindern? Mit dem Zug kein Problem. Wieso das so ist und was es zu beachten gilt, weiss unsere Elternbloggerin.
Reisen durch Europa mit Kindern können entspannt, umweltfreundlich und interessant sein. Seit vier Jahren unternehmen wir als Familie Städtereisen mit dem Zug: nach Lyon, nach Amsterdam, nach Ljubljana und auch nach Paris.
Wir entdecken die schönsten Orte und geniessen das Unterwegssein auf Schienen. Das gleichmässige Rattern des Zuges wiegt uns in den Schlaf. Die Vorstellung, abends in einem Land ins Bett zu gehen und morgens in einem anderen wieder aufzuwachen, ist tatsächlich so entspannend, wie es klingt.
Weniger Stress für Eltern
Die Vorteile beginnen für mich schon vor der Zugreise: keine langen Warteschlangen wie am Flughafen, von wegen Gepäckaufgabe und Sicherheitskontrollen. Man kann kurz vor der Abfahrt einsteigen – und vorher noch schnell beim Bäcker Snacks holen (man weiss ja nie, ob man genug dabei hat – Herr Limacher weiss, dass hungrige Fröleins unbequem werden).
Auch gibt es keine strikten Gepäck- oder Flüssigkeitsvorschriften wie beim Fliegen. Wir packen einfach so, dass wir es gut tragen oder ziehen können. Spiele, Bücher und genügend Snacks haben wir immer dabei. Im Zug hat man Bewegungsfreiheit: Man kann aufstehen, zum Bistro gehen oder einfach die Beine vertreten. Niemand muss stundenlang stillsitzen, wie es im Auto oder Flugzeug der Fall ist. Die Kinder können sich also frei bewegen.
Wir Eltern müssen uns weder um den Verkehr noch um Pausen kümmern – jede WC- oder Essenspause kostet uns keine Minute zusätzliche Fahrzeit. Wir lehnen uns zurück, lesen ein Buch und lassen uns chauffieren. Und: Wir kommen deutlich entspannter an als nach einer langen Autofahrt. Wenn man da ist, zeigt sich ein weiterer Vorteil: Bahnhöfe liegen zentral, nicht weit ausserhalb der Stadt wie viele Flughäfen.
Im Nachtzug buchen wir jeweils zu viert ein 6er-Liegewagenabteil. So haben wir genügend Privatsphäre (sonst könnte nachts noch jemand zusteigen). Ebenfalls haben wir mehr Platz für Gepäck und Krimskrams. Drei Betten belegen wir übereinander auf der einen Seite, das vierte ganz oben auf der anderen. Dadurch entsteht unten ein Sofa und etwas Platz zum Aufrechtstehen.
Müde, aber gut gelaunt einsteigen
Wir achten bei jeder Reise auf die Abfahrtszeit. Eine Abfahrt um Mitternacht mit stressigem Umsteigen und übermüdeten Kindern finden wir schwierig. Müde, aber noch gut gelaunt einzusteigen, ist unser Ziel. Natürlich gäbe es auch die günstigere Variante im Sitzwagen – doch die Abteile in diesen alten Waggons sind weder besonders bequem noch abschliessbar.
Auf unserer ersten Nachtzugreise versprach uns der Schaffner, uns rechtzeitig zu wecken und uns das Frühstück zu bringen. So konnten wir pünktlich und ohne Stress beim Anziehen in Amsterdam aussteigen. Doch bei jedem Halt, bei dem der Zug kurz stehen blieb, gingen im Abteil die Lichter an. Das kleine Frölein weckte uns jedes Mal mit den Worten: «Wir sind da! Der Mann hat vergessen, uns zu wecken!» – und das die ganze Nacht hindurch. Als wir dann tatsächlich geweckt wurden, schreckten drei von uns auf. Nur eine schlief tief und fest: das kleine Frölein. Nun haben wir immer Schlafmasken dabei.
Schlechtes Gewissen, adieu
Seit die Kinder ihr Gepäck selbst ziehen oder tragen, sind Zugreisen für uns noch entspannter geworden. Beide Fröleins haben einen mittelgrossen Rollkoffer und einen kleinen Rucksack fürs Handgepäck – mit Wasserflasche, Buch, Spiel, Kopfhörern und Snacks. Die Kinder lernen so, Verantwortung zu übernehmen: ihren Koffer zu tragen, auf den Rucksack zu achten und sich in verschiedenen Bahnhöfen zu orientieren.
Beim Umsteigen achten wir auf genügend Zeit, um stressfreies Wechseln der Züge zu ermöglichen. Wenn der Zug allerdings stark verspätet ist, wird es manchmal doch eng. Aber ansonsten verlaufen die Reisen in der Regel gemütlich.
Unsere Osterreise nach Paris war besonders entspannt. Der TGV bietet WLAN, eine Filmauswahl, ein Bistro – und Ruhe. Und von wegen langsames Reisen: Mit bis zu 258 Kilometern pro Stunde rast der Zug durch Frankreich. In nur drei Stunden waren wir ab Basel mitten in Paris. Trotzdem kann man die Landschaft geniessen. Allerdings mussten wir unsere Sitzplätze reservieren, damit wir sicher zusammensitzen konnten.
Gefreut hat sich mein ökologisches Gewissen: vier Kilogramm CO₂ mit dem Zug statt 99 Kilogramm mit dem Auto oder gar 192 Kilogramm mit dem Flugzeug. Zugreisen schonen also nicht nur meine Nerven, sondern auch die Umwelt.