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Ein ferngesteuerter Bolide für den Autogegner

Mein Sohn sucht uns ein gemeinsames Hobby aus

Für Emil sind Autos das grösste – Elternblogger Peter findet das nicht ganz so toll. (Bild: Symbolbild: pexels)

Nicht Mami oder Papa, sondern «Auto» war das erste Wort unseres Sohnes. Ausgerechnet! Dabei besitzen wir nicht mal eines. Und dann bekam Emil auch noch ein ferngesteuertes Auto geschenkt. Inzwischen liess sich auch der stolze Vater vom kindlichen Hobby anstecken und hat sich selbst so einen Funkboliden zugelegt.

Emils erstes Wort war weder Papi noch Mami. Es war «Auto». Genauer gesagt «Doto». Aber Auto war damit gemeint. Ganz klar! Unsere Freude war gewaltig. Das war ein grosser Schritt für unseren kleinen Mann.

Nichtsdestotrotz irritierte es uns ein wenig, da wir – meine Frau und ich – in keiner Weise autofanatisch sind. Eher das Gegenteil ist der Fall. Trotzdem faszinieren ihn diese Dinger ungemein. Er zeigte sie uns vom Kinderwagen aus und wies uns immer wieder lautstark darauf hin, wenn er schon von Weitem eins hörte.

Etwas später kamen Busse, Züge und Flugzeuge hinzu. Er liebt es, ihnen zuzusehen. Bei Flugzeugen ging es auch schon so weit, dass er stürzte, weil er ihnen am Himmel so lange nachsah, bis er seinen Kopf zu weit nach hinten neigte. Auch reklamiert er noch immer, wenn wir den Bahnhof verlassen, ohne allen Zügen zu winken.

Freude vor Einstellung

Wenn man mich vor einem Jahr gefragt hätte, hätte ich wohl keine Freude an dieser Situation gehabt. Es wäre mir vielleicht unangenehm gewesen, weil ich mein Kind nie in eine klassische Geschlechterrolle stecken wollte und auch weil meine Abneigung gegen Autos im Allgemeinen sehr hoch ist.

Aber was mich mein väterliches Dasein immer wieder lehrt, ist, dass relativ schnell alle gemachten Meinungen über Bord geschmissen werden müssen. Denn die Freude über ein erstes Wort wollte ich mir sicher nicht von meiner eigenen Einstellung verderben lassen.

Hobby und Geschlechterrollen

Genauso handhabe ich es mit seinen Interessen. Natürlich hat Emil auch Küchenmaterial, «Bäbis» und sonstiges klassisches «Mädchenspielzeug». Das ist uns wichtig. Und er spielt auch sehr gerne damit. Ich glaube auch nicht, dass er das nur mir zuliebe tut.

Es macht ihm Spass, seine beiden Puppen herumzutragen, die er inzwischen auch beim Namen kennt. Und er kann sich Ewigkeiten lang in seiner Spielküche aufhalten und Mischungen aus Burger, Pizza und Teigwaren in verschiedenen Töpfen zusammenkochen.

Aller Anfang ist angsteinflössend

Nichtsdestotrotz bekam er letzthin auch ein ferngesteuertes Auto geschenkt – nicht von mir! Er fand es grandios. Zumindest, wenn es nicht fuhr. Sobald man nur schon die Fernsteuerung in die Finger nahm, rannte er vor Angst in meine Arme oder aus dem Zimmer.

Erst vor wenigen Wochen hat er seine Angst abgelegt. Seitdem ist er dafür fanatisch in das Teil vernarrt. Er liebt es, damit zu spielen und er spricht teilweise von nichts anderem mehr – auch nachts im Schlaf.

Unser neues gemeinsames Hobby

Weil mich sein Auto etwas gelangweilt hat, ich die selbst entwickelten Interessen meines Sohnes aber auch fördern will, habe ich mich entschlossen, mir ein etwas schnelleres Modell zuzulegen. Seither gehen wir regelmässig zusammen auf den Sportplatz und fahren unsere Boliden aus.

Ich muss sagen, dass mir das mindestens genauso viel Spass macht wie ihm. Auch wenn uns die Nachbarn manchmal etwas schräg anschauen, finde ich es grandios, dass wir unser erstes gemeinsames Hobby gefunden haben, das nicht ich, sondern er ausgesucht hat.

Natürlich werden wir auch noch zusammen die ökologischen und sozialen Aspekte von Autos besprechen müssen. Das wird nicht einfach. Aber dafür ist er mit 19 Monaten nun definitiv noch zu jung.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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