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Unser Dreijähriger nutzt Erwachsenen-Floskeln

«Mein Hirn funktioniert nicht mehr!»

Unser Elternblogger staunt zuweilen über den sprachlichen Ausdruck seines Sohnes. Da sind einerseits die oft lustigen Verhaspelungen, auf der anderen Seite die Floskeln, die den Dreijährigen wie einen Erwachsenen klingen lassen.

Die Sprachentwicklung interessierte mich immer. Diese nun hautnah mitzuerleben, ist eine Freude und manchmal unheimlich witzig. Dreijährige beginnen unter anderem Redewendungen nachzusprechen und die Komplexität ihrer Sätze nimmt zu. Befindet sich ein Kind gerade in einem Entwicklungsschub, dann überraschen die neuen Ausdrücke auch die Eltern. Für mich ist es eine Freude, zuzuschauen und vor allem zuzuhören, wie sich unserem Kleinen seine Welt sprachlich immer detaillierter erschliesst.

Seine eigene Entwicklung bringt ihn ins Stottern

Die Ausdrucksfähigkeit hält mit seiner kognitiven Entwicklung allerdings nicht Schritt. So will er in einem Satz auf drei verschiedene Dinge Bezug nehmen, aber er bekommt die Sachen nicht auf die Reihe. Es ist förmlich sichtbar, wie die Dinge sich im Kopf stauen und der Kleine dann um Worte ringt, bis sie dann – manchmal nach fünf Verhaspelungen – in einer grammatikalischen Form raussprudeln, die manchmal schwer verständlich und oft lustig ist. Da kommen neue Variationen, plötzlich Nebensätze oder inhaltliche Bezüge und komplexe Konstrukte, die überraschen.

Auch die Inhalte verblüffen mich manchmal. So sitzen wir beispielsweise zusammen. Er wird von einer Sekunde auf die andere total nervös, reisst seine Augen auf (vor dem Znacht bekam er von seiner Tante ein Mitbringsel aus den Ferien): «Ou-mi-da-ve-gs-m-mi- mein Hirn funktioniert nicht mehr! Kann nicht richtig denken – He-Ha-Ho! Habe vergessen Danke zu sagen, für das Geschenk – ich muss telefonieren!»

Es ist erheiternd, wenn er solche Gedankenblitze in Worte fasst

Beim Schweizer Kinderarzt und Erziehungsratgeber Remo Largo heisst es, dass sich der Wortschatz von Dreijährigen in den nächsten zwei Jahren vervierfachen wird. Komplexe Sätze jedoch wird er erst in sieben Jahren fast so gut wie Erwachsene verstehen. Umso amüsanter ist es, wenn er bereits jetzt Redewendungen nachspricht und Floskeln anwendet. Manchmal fühlen wir uns ertappt (sagen wir das wirklich so?) und manchmal sind wir erstaunt (wo hat er nun das aufgeschnappt?). 

Ein Tag kann momentan beginnen, indem der Kleine fragt: «Hast du gut geschlafen? Wollen wir Frühstück vorbereiten gehen?» Steht das Essen auf dem Tisch, meint er: «Mhh, das schaut aber gut aus, du hast gut gekocht, danke dir!» Und verlasse ich die Wohnung, dann kommt nun meistens: «Einen Gruss an XY», gefolgt von «ich wünsche dir einen schönen Tag, hebs guet!».

Zuweilen triefen die Floskeln vor Naseweisheit. Ein letztes Beispiel: Zwei Erwachsene mühen sich ab mit einem Türchen, das sie bei einer Treppe montieren wollen. Mein Kleiner steht daneben und beobachtet die beiden eine ganze Weile, das Türchen sträubt sich ausdauernd gegen die Montage, die Erwachsenen sind erschöpft. Da meint er lapidar: «Ja gell, das ist halt eben immer schwierig!»

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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