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Mein Versuch, Kindern den Krieg zu erklären

«Mama, warum hat der blöde Putin den Krieg angefangen?»

Kleinen Kindern zu erklären, weshalb ein Krieg ausbricht, ist nicht einfach. (Bild: Symbolbild: pexels)

Das aktuelle Weltgeschehen veranlasst mein Blut dazu, in den Adern zu gefrieren. Es ist Krieg. Mein Kind fragt mich, ob der Krieg zu uns käme und ich antworte benommen mit einem «Nein, bestimmt nicht.» Obwohl sich vor gut zwei Jahren herausgestellt hat, dass ich im Prophezeien zu nichts tauge. Habe ich doch im Dezember 2019, als das Corona-Virus in Wuhan sein Debüt hatte, ebenfalls gesagt: «Nein, Kind, es kommt schon nicht hierher.»

Nun, ich glaube wirklich, dass der Krieg nicht zu uns kommt. Aber es ändert ja nichts am Elend, das die Menschen in der Ukraine dieser Tage erleben.

Und während ich mit meinen Kindern am Frühstückstisch sitze, ihnen Honigbrötchen streiche und mein Blick aus dem Fenster schweift, in diese so wundersam friedvolle Welt aus puderzuckerbestäubten Bergen, denen der See zu Füssen liegt, wird mir ganz warm im Herzen und ein Gefühl der Dankbarkeit breitet sich aus. Gefrorenes Blut hilft jetzt niemandem. Denn hart und kalt fühlt sich wirklich nach Krieg an, auch im Inneren.

«Mama, warum hat der blöde Putin den Krieg angefangen?»

«In Putins Leben muss so einiges geschehen sein, was sein Blut einfrieren liess. Dann wurde es dunkel in seinem Herzen.» Irgendwie so lautete der Anfang eines kläglichen Versuches, meinen Kindern zu erklären, dass dieser mächtige Teufel einen Krieg initiiert hat.

«Aber Mama, können die nicht einfach Frieden machen?»

Leider nicht. Es ist so verworren. Niemals dürfte ein einzelner Mensch so viel Macht bekommen. Desillusioniert versuche ich meiner siebenjährigen Tochter etwas über die bizarren Zustände in Russland zu erzählen. Es ist nicht so einfach. Während wir hier wie im Himmel leben und den Frieden geniessen, herrscht in der Ukraine Krieg. Da gibt es dieser Tage wohl in keiner einzigen Familie einen friedlichen Honigbrötchenmoment. Bei diesem Gedanken wird es mir höchst unbehaglich zumute.

«Und was können wir dann tun?»

Wenn wir Geld haben, können wir spenden. Wenn wir einen Glauben haben, können wir beten. Und wenn wir ein leichtes Herz haben, können wir Frieden machen. Mit jedem freundlichen Wort, jeder helfenden Hand, jedem Lächeln, das wir auch einem fremden Menschen schenken, machen wir den Frieden grösser.

Er beginnt in unseren Herzen und ist noch weitaus ansteckender als das Corona-Virus. Und ich glaube wirklich, dass wir es irgendeinmal schaffen, überall auf der Welt Frieden zu haben. Vielleicht, wenn ihr gross seid, liebe Kinder.

Think big

Selbstredend weiss ich, dass dies eine sehr blauäugige Verheissung ist. Und ich glaube, das macht nichts. Wir können es uns leisten. Schliesslich ist der Friede unser Ziel. Und unsere Aufgabe ist es, herauszufinden, aus welchen Stoffen der Frieden gewebt ist. Gewiss aus Selbstliebe. Also brauchen unsere Kinder von uns Rückenwind, und zwar in die Richtung, in welche sie gedeihen möchten. Sie brauchen unser Interesse, unsere Zeit und unsere Liebe.

Vielleicht besteht der Friede auch aus Dankbarkeit, diese können wir ihnen vorleben, indem wir unser gutes Leben wertschätzen und es nicht für selbstverständlich hinnehmen. Aus Empathie womöglich? Ja, indem wir umherschauen, helfen, spenden, Solidarität zeigen. Aus gewaltfreier Kommunikation gewiss. Weil Worte nicht bloss Schall und Rauch sind, sondern, wie schon der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein wusste: weil Worte Taten sind.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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