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Kinder: Die Freiheit, alles planen zu müssen

Männergespräch beim Joggen in der Mittagspause

Seit er Familienvater ist, muss Peter seine Freizeit besser planen – dazu gehört beispielsweise eine längere Mittagspause, um laufen zu gehen. (Bild: Symbolbild: Pexels)

Mit dem ersten Kind geht ganz viel Freizeit verloren. Das muss aber nicht mit einem Verlust an Freiheit verbunden sein. Vielmehr kommt es darauf an, wie die Zeit genutzt wird, ist sich Familienvater Peter sicher.

Wenn ich mittags laufen gehe, mache ich das meistens alleine. Es hilft mir, meinen Kopf zu durchlüften. Ich gewinne Abstand zum Alltäglichen, finde neue Ansätze für Lösungen und komme meist erholter zurück, als ich gegangen bin.

Rennen zu zweit

Selten entscheiden sich Mitarbeitende dazu, mitzukommen. Was eigentlich schade ist. Denn bei Gesprächen während des Laufens entwickeln sich andere Dynamiken als innerhalb der Wände des Büros. Vor einigen Wochen zum Beispiel:

Nach lockerem Einlaufen und Plaudern wurde es schnell persönlicher. Und spannender. Trotz ähnlichen Alters stehen wir an völlig anderen Punkten im Leben. Es sei für ihn unvorstellbar, im Moment eine Familie zu gründen. Er brauche die Freiheit, das zu tun, was er wolle.

Zeit, um nichts zu tun

Ich verstand vollkommen, was er sagte. Auch ich bin noch keine zwei Jahre Vater und habe mir Kinder und Familie oft als Einschnitt in meine Freiheit vorgestellt. Trotzdem musste ich nachhaken und fragte, wo er denn seine Freiheit sehe und vor allem, wo er sie nutze.

Immer mehr stellte sich im Gespräch heraus, dass seine Freiheit die Freiheit ist, irgendetwas nicht zu tun. Etwas verschieben oder aufschieben zu können. Oder auch nur etwas theoretisch machen zu können, würde er es denn nur wollen.

Ich habe ihm diesen Freiheitsbegriff zusammengefasst als Prokrastination, mit der Möglichkeit, alles zu tun, wenn er es wollen würde. Das entlockte ihm ein Lächeln, und er spitzte die Aussage nochmals zu: Ohne zu wissen, was er überhaupt wolle.

Unendlich viele Möglichkeiten

Dass sich diese Unendlichkeit an Möglichkeiten nach Freiheit anfühlt, verstehe ich allzu gut. Ich habe es geliebt. Aber ganz ehrlich. Diese Freiheit ging so richtig verloren, als Emil zur Welt kam. Ich habe keine Zeit mehr, Sachen aufzuschieben oder mir stundenlang Gedanken zu machen, was ich machen könnte, wenn ich es denn wollen würde.

Dafür eröffnete sich mir eine andere Form der Freiheit. Ich muss machen, was ich will. Genau: Denn sonst komme ich nicht mehr dazu. Andersrum: Ich muss planen, wenn ich etwas will. Etwa einen längeren Mittag, wenn ich rennen, gesunde Einkäufe, wenn ich mich ausgewogen ernähren oder einen freien Abend, wenn ich meine Freunde treffen will.

Verlorene Spontanität

Halte ich mich nicht an den Plan, fällt das, was ich tun will, ins Wasser. Ich kann nicht einfach so eben kurz einen Einkauf einschieben, danach spontan eine Stunde rennen und dann mit Freunden im Pub versumpfen.

In den Ohren meines Mitarbeitenden klang das schrecklich und überhaupt nicht nach Freiheit. Das kann ich gut nachvollziehen. Aber in meiner Wahrnehmung ist es eine viel grössere Freiheit. Denn in der Realität sieht es – zumindest bei mir – folgendermassen aus: Ich mache mehr Sport denn je, weil ich planen muss. Ich ernähre mich gesünder, weil ich mich bereits lange vor dem Essen damit beschäftige. Und auch meine Freunde sehe ich nach wie vor.

Freiheit nach Plan

Ich muss in meinem Leben heftig priorisieren. So, dass ich all das, was ich wirklich machen will, auch machen kann. Dafür tue ich es dann auch. Dazu zählt auch der Wille, möglichst viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Die allergrösste Freiheit, wenn man mich fragt.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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