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Existenzielle Fragen bei Krankheit seines Kindes

Lazarett im Ehebett

Wenn nicht nur das Kind, sondern auch die Eltern krank sind, wird es für diese ganz schön anstrengend. (Bild: Symbolbild: pexels)

Als Familie machen wir viel zusammen. Dazu gehören allerlei schöne Sachen. Manchmal ist es aber auch eine Bronchitis – und eine Magendarmgrippe obendrauf. Was zu einer harten Zeit führte – und mich an meine persönlichen Grenzen brachte.

Ein kleines Kratzen im Hals – alles nicht so schlimm, dachte ich mir. Der negative Corona-Schnelltest bestätigte mich. Den restlichen Samstag konnte ich geniessen: Spaziergang an der Sonne und leckeres Abendessen mit Frau und Kind. Am Sonntag war ich müde und am Montag musste ich bereits die geschäftlichen Sitzungen so verlegen, dass ich mich über den Mittag hinlegen konnte.

Die restliche Woche verlief schleppend für mich. Gliederschmerzen, Schnupfen, Fieber. Und am Mittwoch hustete bereits Emil. Unsere Kinderärztin besuchten er und meine Frau am Donnerstag. Am Freitag war meine Frau auch krank und am Wochenende schleppte ich Emil mit Mühe und Not zweimal in die Kinder Permanence.

Diagnose, aber kein Corona

Bronchitis mit sieben Monaten, damit sei nicht zu spassen. Wohl wahr! Nach Spass war uns bereits an diesem Wochenende nicht mehr zumute. Aber immerhin: kein Corona. Dafür Hustenspray, Antibiotika und Dafalgan in Zäpfchenform.

Zu Beginn der folgenden Woche verbesserte sich zwar mein Zustand, meine Frau und Emil teilten sich aber das Bett. Tendenz: zustandsverschlechternd. Zu Emils Bronchitis gesellte sich eine astreine Magendarmgrippe. Das wenige Gegessene und Getrunkene verabschiedete sich in rasanter Geschwindigkeit wieder aus dem Körper unseres Sohnes – oben und unten.

Improvisierte Waschküche im Bad

Den Weg zu unserer Kinderärztin kenne ich inzwischen im Halbschlaf. Der Verbrauch an Windeln und Gallseife stieg drastisch an, das Badezimmer wurde zum Wasch- und Trockenraum unzähliger Bodys, Pyjamas und Schlafsäcke umfunktioniert. Und hat man den Brechdurchfall schon mal im Haus, macht er auch keinen Halt vor bisher unbeteiligten Personen.

Zuerst traf es meine Frau, zwei Tage später dann mich. So stark, dass ich mich am Freitag mit Schüttelfrost und Gliederschmerzen zwischen Bett und WC hin und her schleppte. Meine Frau war ebenfalls alles andere als gesund, aber irgendwie schaffte sie es, sich gut und fürsorglich um Emil zu kümmern, ich selbst konnte nicht mehr.

Am Wochenende verbesserte sich die Situation ein wenig. Emil konnte am Montag die Antibiotika absetzen und war als Erster wieder richtig gesund. Für mich war der Rest der Woche mit starken Kopfschmerzen verbunden. Zu den Kopfschmerzen gesellte sich bei meiner Frau noch ein starker Husten, der beinahe zwei Wochen anhielt. Aber der Aufwärtstrend bestätigte sich zum Glück. Inzwischen gehts uns auch wieder richtig gut.

Das Bad wurde kurzerhand zum Waschraum umfunktioniert.
Das Bad wurde kurzerhand zum Waschraum umfunktioniert. (Bild: pli)

Neue Situation als Vater

Was aber von diesen Wochen – sie zählen zu den härtesten in meinem Leben – bleibt, ist für mich elementar.

Ich war nicht das erste Mal während mehreren Wochen krank, aber die Krankheit des eigenen Kindes bringt existenzielle Fragen mit sich. Emil zu sehen und ihm nicht helfen zu können, macht mich wahnsinnig und hilflos. Es forderte und überforderte mich, besonders auch darum, weil es meiner Frau schlecht ging und ich selber krank war. Da gehört es dazu und ist auch okay, das Kissen vollzuheulen, nachdem das Kind endlich schläft, weil man einfach nicht mehr kann.

Vater zu sein bringt gerade in solchen Situationen Emotionen und Ängste mit, mit denen ich nicht gerechnet habe. Umso dankbarer macht es mich aber auch, zu wissen, dass ich mich auf meine Frau verlassen kann und dass wir beide unser Möglichstes für unsere Familie geben. Dass wir dabei auf ein Umfeld zählen können, bei dem uns Emils Grossmütter unterstützen, die Kinderärztinnen auch ein offenes Ohr für die Sorgen der Eltern haben und ich ein Team bei der Arbeit habe, das mich auf jegliche erdenkliche Weise entlastet, hilft unglaublich.

Die drei Wochen Kranksein waren schwer. Sicher. Mir ist aber auch durchaus bewusst, dass unsere Situation relativ angenehm war, verglichen damit, was andere Familien durchmachen müssen. Trotzdem zeigt mir das alles im Nachhinein auch, wie nahe wir als Familie zusammen sind. Und umso mehr freuen wir uns jetzt wieder über die Entwicklungsschübe von Emil und darüber, mal wieder zusammen einen kleinen Ausflug an die Sonne zu machen. Klar, Brechdurchfall ist richtig scheisse. Aber halt nicht nur.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Opi Kron
    Opi Kron, 21.03.2022, 08:43 Uhr

    Oje, eine negativer Schnelltest ist noch lange kein Freipass (insbesondere wenn selber durchgeführt). Hat die Bevölkerung wirklich so wenig Verstanden?

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    • Profilfoto von Peter Limacher
      Peter Limacher, 21.03.2022, 09:19 Uhr

      Hm, ich verstehe ihren Kommentar nicht ganz. Wo genau geht es in diesem Blog um einen Freipass? Aber es gibt durchaus auch noch andere Krankheiten, Corona hatten wir dann zwei Wochen später (zum Glück fast symptomfrei).

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