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Was Freundschaften für Teenager wichtig sind

Ich hoffe, meine Töchter kommen in eine «Girl Gang»

Das Frölein und ihre zwei Freundinnen. Zusammeng ehen sie durch dick und dünn. (Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Freundschaften scheinen für Kinder wesentlich einfacher als für Erwachsene zu sein. Doch das macht sie nicht weniger wichtig.

Die wahrscheinlich beste Beziehung, die du je in deinem Leben haben wirst, ist eine Freundschaft. Doch ich frage mich, was echte Freundschaften eigentlich auszeichnet. Ich glaube, es sind solche, an denen keine Erwartungshaltungen geknüpft sind. Dass man einfach da ist füreinander, bedingungslos. Auch wenn man sich eine Weile nicht gesehen hat, kann man gleich anknüpfen.

In Freundschaften zeigt man sich verletzlich und so offen, wie wohl kaum in einer Beziehung. In allen ungeschönten Momenten. Auch, wenn man wirklich am Boden ist. Mit verquollenen, vor Weinen roten Augen. Den Menschen, denen man alles anvertraut, die jede Träne auffangen und so manches Lächeln aufs Gesicht zaubern.

In jungen Jahren ist es einfacher

Ich glaube, im Erwachsenenalter ist nicht so klar, wann man eine Freundin ist. Ist man Kollege, Nachbarin, Bekannter? Wann hat man den Status «Freund oder Freundin»? Bei Kindern ist dies einfacher, so dünkt es mich. Da gibt es höchstens noch die Unterscheidung in gute oder beste Freundin. Das kleine Frölein hat seit dem Kindergarten zwei beste Freundinnen.

Die drei gehen durch dick und dünn und haben schon einige Lebensstürme ausgehalten. Bei allen drei Familien sind sie alle jederzeit willkommen und gehen gerne ein und aus. Sie teilen sich die Erfahrung des ersten Schultages, des ersten Lagers, des ersten Kinobesuchs. Sie planen zusammen durch die ganze Primarschule zu gehen, auch in dieselbe Oberstufe zu kommen und dann im Erwachsenenleben eine Dreier-WG zu gründen. Sie werden Gottis ihrer jeweiligen Kinder, falls sie denn welche haben möchten. So einfach ist das. Jedenfalls in ihrer Vorstellung.

Später wird es schwieriger

Ich wünsche es ihnen, dass es so glattläuft. Doch aus Erfahrung weiss ich: Freundschaften verändern sich. Menschen gehen aus unserem Leben und neue kommen dazu. Mit jedem Wechsel von Wohnort, Ausbildung, Arbeitsstelle beispielsweise. Aber auch einfach so. Manche Weggänge kommen schleichend. Irgendwann hat man sich einfach nicht mehr so viel zu sagen oder nicht mehr so viele Gemeinsamkeiten. Andere Freundschaften gehen abrupt in die Brüche. Nicht immer ist klar, wann und warum.

Einmal verlor ich meine beste Freundin von jetzt auf gleich. Wir waren gemeinsam für ein Freundinnen-Weekend in einem Hotel. Liessen es uns so richtig gut gehen. Ich eröffnete ihr, dass ich in der sechsten Wochen schwanger sei, mit meinem ersten Kind. Damit konnte sie nicht umgehen. Während in mir ein neues Leben heranwuchs, musste ich meine beste Freundin ziehen lassen. Dass solche Brüche auch Liebeskummer hervorbringen, davon erzählt kaum jemand. Ich weinte viel und heftig und vermisste sie noch einige Jahre.

Was ich mir für meine Fröleins wünsche

Freundschaften verändern sich also mit zunehmendem Alter. Die soziale Bezugsgruppe, auch Peergroup genannt, ist insbesondere im Jugendalter von Bedeutung. Dort ergibt sich das Gefühl der Zugehörigkeit oft durch eine Altersgleichheit. Generell wird der Begriff Peergroup für eine Freundesgruppe mit grossem Einfluss gebraucht. Die Meinung, Haltung und Einstellung der Eltern wird in dieser Phase oftmals weniger gewichtet, als die der gleichalterigen Freunde. Die Peergroup hat Einfluss auf das Verhalten und die emotionale Entwicklung.

Ich wünsche den Fröleins gute Freunde an ihrer Seite. Gerade für die Zeit der Jugend. Solche, die nachdenken, wenn meine Fröleins es nicht tun, aufmerksam sind, wenn Vorsicht geboten ist und sie nach Hause begleiten, wenn es Zeit ist. Freunde, welche die Tränen trocknen, wenn eine Sache nach hinten losgeht und loyal an ihrer Seite bleiben, wenn Gegenwind aufkommt.

Nicht die Freundin meiner Kinder

Als Mutter muss und will ich nicht die beste Freundin meines Kindes sein. Das finde ich problematisch. Meine Rolle ist eine ganz andere. Oftmals sehr schön, manchmal auch zäh und unbequem und doch immer voller Liebe.

Zwischenmenschliche Beziehungen sind essenziell für unser Wohlbefinden. Auf gute, tragfähige Beziehungen zu achten finde ich mindestens genauso wichtig wie auf unsere Ernährung und unseren Körper zu achten. Verbündete oder auch eine «Girl Gang» – wir brauchen sie.

Freundschaften sind wie eine Kuscheldecke. Eine, die uns einhüllt. Eine, die uns tröstet. Eine, die uns wärmt. Eine, die uns vor der Aussenwelt schützt. In Momenten, in denen wir dies gerade besonders nötig haben. Auch ohne darum bitten zu müssen. Das ist Freundschaft für mich. Ich wünsche meinen Kindern, aber auch allen Lesenden genau eine solche Kuscheldecke in ihrem Leben.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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