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Alternativen zu Frittiertem gäbe es genug

Ich fordere eine Revolution auf der Kinderkarte!

(Bild: Pixabay)

Beim Familienfest im hübschen Landgasthof sind die Farbstifte verteilt und die Tischdekoration in Sicherheit gebracht. Der Apfelsaft im Becher und der Weisswein im Glas, alle schön entspannt. Dann wird die Kinderkarte gereicht und ohne überhaupt hineinzusehen, errate ich treffsicher, was zur Auswahl steht: Chicken Nuggets mit Pommes frites, Schnitzel mit Pommes frites, Portion Pommes frites ohne Beilage.

Manche glauben gar an eine Verschwörung; denn alle gehen von einer unumstösslichen Prämisse aus: Kinder essen Chicken Nuggets mit Pommes frites. Immer. Ausschliesslich. Gerade jetzt in der Ferienzeit, wo öfters Familienausflüge im Badirestaurant oder Bergbeizli enden, fällt es wieder besonders auf. Pommes und Frittiertes beherrschen das Angebot.

Die pommesfritisierte Gesellschaft

Klar, unsere Kleinen mögen die gelben, salzigen Stengel natürlich. Mangels Alternativen wurde ihnen nämlich von klein auf bei jedem Zooausflug oder Badibesuch ein selbiger ins Händchen gedrückt. Und wenn man sich mal an was gewöhnt hat, wird es sehr schwer, dies wieder zu ändern. Wir sind eine pommesfritisierte Gesellschaft, so schnell ändert das wohl nicht.

Und das Thema gesundes Essen und Kindern ist per se schon ein Minenfeld und soll beim auswärts Essen nicht auch noch in Stress ausarten. Denn ein Restaurantbesuch mit kleinen Kindern ist meist kein Zuckerschlecken. Entspannung sieht definitiv anders aus. Aber vielleicht schmeckt unseren kleinen Gourmets ja auch eine leckere Alternative. Und wie schön, wenn unsere Kinder etwas Feines finden auf der Karte und sich genauso über ihr Essen freuen, wie wir Erwachsenen.

Leckere Alternativen gesucht

Das Auge isst mit gilt auch für unsere Kleinen. Ein buntes Cocktailschirmchen auf dem Fleisch oder ein Clownstäbchen (die Dinger, die sonst den Glacé-Coup zieren) zwischen den Rüebli und schon ist das Essen auch ein Augenschmaus. Oder wie wär’s mit dem Menu «Piratensee»: Kartoffelstock an Rahmsaucen-See mit Rüeblischiffen und als i-Tüpfelchen ein Piratenfähnchen obendrauf! Oder ein «Schlagennest»: Nudelnestchen mit Reibkäse und Hacktätschli, nach Wunsch natürlich an der obligaten Ketchupsauce serviert.

Immer wieder fällt mir auch auf, dass der Hauptgang für die Kinder stets mit dem Salat oder Vorspeise der Erwachsenen gereicht wird. Ich weiss nicht, was eure Kinder so am Tisch machen, aber erfahrungsgemäss ist nach etwa 15 Minuten Pommes essen Schluss mit Stillsitzen.

Gleichzeitig sind wir Grossen mit dem Salat fertig und warten auf den Hauptgang, den wir dann auch noch zeitraubend essen müssen. Für die Kinder eine Ewigkeit. Wieso nicht mit dem Salat für die Erwachsenen für die Kinder ein paar Gemüsesticks mit Dippsauce servieren? Und statt ölige Chips kommen Grissinistängel ebenso gut an. Und gar (entsteinte) grüne Oliven finden oftmals den Weg in den Kindermund.

Mutig, mutig

Kürzlich las ich online die Kinderkarte eines gehobenen Restaurants am schönen Vierwaldstättersee. Und tatsächlich, äusserst liebevoll kreierte Gerichte waren darauf zu finden, aber keine Pommes frites! Ich muss sagen, die haben Mut. Und ich hoffe, sie haben einen ausreichenden Vorrat an Globiglacé um all die Tränen und Wutanfälle der Enttäuschung aufzufangen, wenn es heisst: «Was möchtest du? Pommes? Oh, nein ich sehe das haben die hier nicht auf der Karte…» Die «Entpommesfritisierung» wird ein harter Weg für Gross und Klein.

Besonders mühselig erscheint mir, dass wir Erwachsenen (naja zumindest geht es mir so) irgendwie zwingend und zwanghaft jedesmal ein paar Pommes probieren oder gar den nur halb leer gegessenen Kinderteller noch ausessen müssen – und zwar mit Ketchup! Da fragt man sich woher die zusätzlichen Kilos plötzlich kommen, ich sag’s euch, es sind die neben dem eigenen Essen genaschten Kinderpommes!

Aber Moment, was riecht da so? Oh ja, der Ofen piepst, ich muss die Pommes frites rausholen! Gibt’s ja bald nur noch zuhause…

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hannes Estermann
    Hannes Estermann, 29.03.2020, 11:57 Uhr

    Mit grosser Freude,lese ich stets eure Kolumnen.
    Finde diese ,gross mehrheitlich sehr spannend und aus dem realen,Leben gegriffen.
    Auch die wertvollen Typs,sind selbst für einen wie ich, mit 79 Jahren 3 fachen Vater und mehrfachem Grossvater stets ein erfreulicher Aufsteller.
    Selbst in Argentinien – Norwegen – Japan etc., werden meine eigenen Angehörigen damit bedient.

    Macht weiter so! Kompliment an Alle !

    Hannes Estermann /Rheinfelden

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