Eltern
Blog
«Mutti kommt gleich» hat wieder andere Bedeutung

High Five statt Sex: Wie Kinder unsere Libido veränderten

Mit der Geburt der Kinder geht die Intimität etwas verloren. (Bild: unsplash)

Die Geburt der Kinder verändert meist auch die Beziehung zum Partner – man ist nicht mehr Frau und Mann, sondern in erster Linie Eltern. Darunter leidet auch das Intimleben. Elternbloggerin Sabrina Forrer schreibt in ihrem Blogpost darüber, wie sie wieder zu sich und zu ihrem Partner gefunden hat.

In unserer Elternbubble bedeutet die Aussage «Mutti kommt gleich» das Versprechen, gleich da zu sein, um Haferflöckli mit Milch zu reichen, das Kinderfüdli sauber zu wischen, beim Bügelperlenbild zu helfen, das Honigglas aufzumachen, die Geschichte vorzulesen, das Mückenspray aufzutragen (...)

Es ist damit also «das Kommen im Sinne einer mütterlichen Serviceorientiertheit gegenüber ihrem Spross» gemeint. Und nicht etwa die Ankündigung eines Orgasmus.

High Five statt Sex

Vor den Kindern war unsere Libido stets in schwindelerregenden Höhen anzutreffen. Wir fielen oft übereinander her und ich glaub, es gab keinen Ort in der Wohnung, an dem nicht… Na, ihr wisst schon. Wir sind also per se Menschen, die Sex mögen.

Aber dann kamen die Schwangerschaften, die langen Stillzeiten, die Herumtragerei der Babys. Ich wog etwa dreieinhalb mal so viel wie normal und fühlte mich ungefähr so attraktiv wie ein trächtiges Gürteltier. Das waren die Zeiten, als ein müdes High Five am Abend das Intimste war, was wir austauschten.

Das ist nur eine Phase – oder?

Memo an alle frisch gebackenen Eltern: Das ist nur eine Phase. Macht euch nicht zu viele Sorgen darüber. Alles hat seine Zeit im Leben. Es ist normal und es wird wahrscheinlich wieder anders. Ich schreibe deshalb wahrscheinlich, weil es nicht einfach so und wie durch Zauberhand geschehen wird. Die Libido klopft nicht eines schönen Abends aus heiterem Himmel an die Schlafzimmertür und alles ist wieder wie früher. Vielmehr ist es ein Weg, ein Prozess.

Ich glaube, die Prioritäten verschieben sich sehr, wenn man Kinder bekommen hat. Es gibt so viel zu tun, zu organisieren. Die Zeit ist immer rar und genau das ist der Haken an der Sache. Denn wenn Zeit fehlt, fehlt Schlaf, fehlt Me-Time, fehlen Gespräche, fehlt Inspiration, fehlt Sport und damit das gute Körpergefühl. Darüber hinaus kann es wirklich geschehen, dass man sich als Frau und Mann ein bisschen verliert.

Game over?

Gerade die ersten Jahre mit den Kindern waren für mich zwar wunderschön, aber gleichzeitig so wahnsinnig anstrengend, dass ich mich darin fast ein bisschen verloren habe. Es gab Zeiten, da gab es mich gar nicht mehr. So beschäftigt damit, meinen dreien eine Märchenkindheit zu zaubern, war ich mehr Fee als Frau. Okay, eine etwas übergewichtige Fee. Die Ähnlichkeit mit einem Gürteltier hatte. Und statt eines Tülljupes ein Oversize-Kleid von COS trug.

Jedenfalls wurde mir irgendwann bewusst, dass der Wunsch, dieses vorübergehende «take over» der Kinder möge nicht in einem finalen «game over» der Beziehung enden, etwas Bemühung bedingen würde. Und tatsächlich war bei mir die Zurückeroberung der Zeit das entscheidende Moment. Wieder etwas Zeit für mich freizuschaufeln, hat mich richtig erquickt. Und ich meine damit nicht, dass ich alleine zur Coiffeuse gehen konnte. ALLE Menschen gehen alleine dahin, das ist keine Me-Time. Ich meine wirklich Zeit für mich, in der ich mal tun konnte, was ich wollte: Sport machen, im Bücherladen rumschmökern, Freundinnen treffen, mal alleine zu Hause sein. Das tat mir so gut und leitete sinnentsprechend die Wende ein. Weil ich Zeit hatte für meine Gedanken.

Die Aussage «Mutti kommt gleich» hat wieder Spielraum

Je mehr ich aber zu spüren begann, welche Frau ich nun geworden war, welche Gedanken, Gefühle und Interessen ich hatte, desto mehr wuchs auch wieder die Lust auf das Zusammensein mit meinem Freund. Wir haben uns wieder bewusst Zeit füreinander genommen, sind zusammen ausgegangen, haben ganz viel geredet und gemeinsam Sport gemacht. Wir haben uns wieder ineinander verliebt, haben einander inspiriert und sind peu à peu wieder ein bisschen zu dem Paar geworden, das wir einmal waren.

Und die Aussage «Mutti kommt gleich» hat nun durchaus wieder Spielraum.

Themen
Eltern
Blog
Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.


Apple Store IconGoogle Play Store Icon