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So erkennst du eine schwindende Freundschaft 

Freundschaften verändern sich: Ein persönlicher Rückblick 

Freundschaften halten nicht immer ein Leben lang. (Bild: Adobe Stock)

Lassen sich Freundschaft und Elternsein ohne Kompromisse vereinbaren? Wann ist eine Freundschaft wirklich zu Ende? Und was können unsere Kinder besser machen? Diesen und weiteren Fragen gehe ich in diesem Beitrag nach.

Kürzlich war ich mit einer langjährigen Freundin unterwegs auf einem Spaziergang, plötzlich stellte sie mir folgende Frage: «Du hast mir seit längerer Zeit nichts mehr von Franziska* erzählt, hast du mit ihr noch Kontakt?» 

Etwas verdattert schaute ich sie an. Mit Franziska, so überlegte ich, habe ich seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr. Somit habe ich auch meiner Freundin nie mehr von ihr erzählt. Ich erzählte ihr dann aus meiner Perspektive, wie es dazu kam, und so regte mich ihre offensive Frage zum Nachdenken an.

Das Auf und Ab von Freundschaften

Kennst du das, wenn Freundschaften sich sozusagen in Wellen bewegen? Mal verbringt man ganz viel Zeit miteinander, dann gründet man eine Familie, hat wieder viel weniger Zeit, nicht dieselben Interessen. Dann plötzlich hat man wieder mehr Zeit und Gemeinsamkeiten und es fühlt sich an, als ob man immer in engem Kontakt gewesen sei.

Aber wie merkt man, ob es sich nun um eine «Wellenbewegung» handelt, die sich ganz natürlich entwickelt? Oder ob man nicht eher in einem Tal steckt und die Freundschaft allenfalls gar keine Zukunft mehr hat? Gerne würde ich zu dieser Frage Marie von Ebner-Eschenbach zitieren: 

«Die wahre Freundschaft erkennt man daran, wie wenig sie verlangt und wie viel sie gibt.»

Nicht alle Freundschaften tun gut

Während der Pandemie hatte ich viel Zeit, um über mein Zeitmanagement respektive über meine Freizeit nachzudenken. So kam es, dass mir bewusst wurde, dass gewisse Freundschaften meine Batterie eher entladen, als dass ich aus diesen sozialen Kontakten Energie schöpfe. Daraus resultierte, dass ich keine neuen Termine mehr abmachte und gewisse Freundschaften somit im Sand verliefen. 

Wenn wir Paarbeziehungen beenden, ist das ja meist auch nicht einfach. Ich erinnere mich an meine Beziehungen im Teenageralter und an deren Ende und bin in beiden Fällen nicht ganz stolz, wie das ablief. Von sich aus der Beziehung ein Ende zu setzen, im Wissen, dass die andere Person traurig sein wird, finde ich eine Herausforderung. 

Zeichen einer schwindenden Freundschaft 

Und wieso ist eine Freundschaft anders als eine Paarbeziehung? Weil die Paarbeziehung sehr nahe ist und man die «gezwungenermassen» beenden muss, da man nicht einfach keine Termine mehr vereinbaren kann. 

Bei meinen Kids frage ich ab und zu nach, wenn ich merke, dass sich ihre Freundschaften verändern. Dann erkundige ich mich, ob etwas vorgefallen sei und versuche ihnen zu helfen, allfällige Konflikte zu lösen. Aber ich selber? Ich habe das nie geübt respektive noch nie aktiv eine Freundschaft beendet.

Aber muss man das überhaupt? In meinem Beispiel war eine aktive Beendigung nicht nötig, aber, wenn ich darüber nachdenke, gab es einige Anzeichen. Die bekannte Floskel etwa, man habe keine Zeit. Ich bin der Meinung, dass man sich für die Freundschaften, die einem wichtig sind, die Zeit auch nimmt.

Aber genau so kam es: Ich bekam Kinder, hatte somit weniger Zeit. Dann war ich wieder an einer Weiterbildung, hatte somit noch weniger Zeit. Es folgte Kind Nummer drei, ein neuer Job. So habe ich dieser Freundschaft unbewusst weniger Wichtigkeit zugestanden, die Thematik aber nie direkt angesprochen.

Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten 

Dazu kommt, dass ich in den letzten Jahren auch an meinen Kommunikationsfähigkeiten gearbeitet habe. Ich lernte in Kinderjahren noch nicht, meine Bedürfnisse durchzusetzen, im Berufsalltag war es noch nicht von Tag eins an selbstverständlich, kritisches Feedback sachlich zu geben.

Und so durfte ich mit meiner Familie und auch im Umgang mit den Kindern vieles in der Thematik Kommunikation lernen. Ich würde sagen, dass ich heute das notwendige Rüstzeug habe – sei es in familiären oder auch beruflichen Konstellationen –, um die richtige Flughöhe und Worte zu wählen.

Was passiert nun mit Franziska? 

Und was passiert jetzt mit Franziska, frage ich mich. Die Freundschaft wieder aufnehmen? Das steht momentan nicht im Vordergrund. Aber sie mal wieder zu einem Kaffee zu treffen, da spricht absolut nichts dagegen. 

*Name geändert

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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