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Diese 10 Punkte sind beim Besuch am Wochenbett wichtig

«Frag nie, wie um alles in der Welt sie auf diesen Babynamen gekommen sind»

Wenn Kinder zur Welt kommen freut man sich. Und sollte dieses Gefühl nicht hinterfragen. (Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Den Start als frischgebackene Eltern erlebt man wie in einer anderen Welt. Als ich nun meine Kollegin zum ersten Mal als frischgebackene Mama besuchte, kam mir vieles von damals wieder ins Bewusstsein. Und damit verbunden 10 Punkte, die es beim Besuch von Neu-Müttern zu beachten gilt – ganz besonders am Wochenbett.

Liebe Wochenbettmama, ich sehe dich mit deinen rosigen Wangen und diesem klitzekleinen Menschen auf deinem noch vorhandenen Bauch liegend. Du hast ein Wunder vollbracht. Ich sehe deinen Blick nach unten voller Bewunderung, Stolz und auch unfassbarem Glück. Du wirkst zutiefst erschüttert, dass dieses winzigkleine Wesen mit den geballten Fäustchen und dem durchdringenden Stimmchen tatsächlich euch gehört.

Keine Geburt ist wie die eigene

Wie in Trance tigerst du durch die Wohnung, ein Noschi über die Schulter geworfen, Flecken ausgetretener Milch vorne auf deinem T-Shirt, eine Spur gegorene Milch hinten. Ich sehe diese dunklen Schatten unter deinen Augen und wie sie Tränen-glänzen, dann wenn du von der Geburt erzählst. Diese kam so viel anders, als du sie dir in monatelanger Planung und Vorbereitung vorgestellt hast. Sie kam so viel anders, als du es in den Büchern gelesen und auch von deinem Umfeld (gewünscht und oftmals auch unerwünscht) erzählt bekommen hast.

Du hast dir eine ruhige, selbstbestimmte, stimmige Geburt im Geburtshaus gewünscht. Am Ende kam alles anders und du brauchtest sowohl eine Periduralanästhesie, das Spital und zum Ende einen Notkaiserschnitt. Du hast das Gefühl, es nicht geschafft zu haben. Du hättest dir so viel Mühe gegeben und gar nicht geboren. Doch du hast geboren, und wie! Lass dir von niemandem einreden, deine Geburt sei weniger wert als alle anderen. Hörst du? Von niemandem. Und schon gar nicht von dir selbst.

Am Anfang war das Stillen

Du siehst andere Mütter sichtlich entspannt auf dem Bänkli sitzen, das Stillen sieht gewohnt und total einfach aus. Manchmal hat die Mutter noch eine Hand frei für ein Buch und dir fehlt jetzt schon mindestens eine. Das seien Profis, meinst du. Doch Profis gibt es nicht. Stillen ist harte Arbeit und niemand kann das einfach so.

Du denkst, das wirst du nie schaffen und dass dies so schmerzhaft ist, hat dir auch niemand gesagt. Doch es wird leichter mit der Zeit. Irgendwann wirst du die auf dem Bänkli sein und Neu-Müttern aufmunternd zulächeln.

Mama werden braucht Kraft

Du stillst das Baby und schläfst dabei fast ein. Ich darf dein Baby einpacken für eine Kinderwagenrunde – und zwar eine ausgiebige. Du legst dich derweil ins Bett. Ja, auch wenn du denkst, du müsstest noch alles andere erledigen. Das kann warten. Dein Körper braucht jetzt Ruhe und du mein Versprechen, dass ich sofort umkehre, wenn dein Baby dich braucht. Schlaf gut meine liebe, bärenstarke Freundin und Neu-Mama.

Während ich deinen Kinderwagen vor mich hinschiebe, denke ich, es müsste eine Liste geben mit Tipps zum Wochenbettbesuch. Dieser erfordert nämlich schampar viel Fingerspitzengefühl. Und in Gedanken füllt sich diese Liste:

Tipps im Umgang mit Neu-Müttern

  • Das Baby ist da und du willst es unbedingt sofort sehen? Das verstehe ich, aber ganz ehrlich. Die Mutter muss sich von der Geburt erholen können und wie gut steht es um deine Erholung, wenn dich ständig irgendjemand besucht? Dein Chef, deine Schwiegermutter, deine Nachbarn, von denen du nicht mal wusstest, dass sie im gleichen Quartier wohnen mit ihren fünf Kindern … einfach alle? Eben.
  • Überlege dir einen Wochenbettbesuch gut – und auch ob, er noch in ein paar Monaten stattfinden kann. Und wenn du doch zu den ganz engen Freundinnen gehörst, melde deinen Besuch an. Bringe eine komplette Mahlzeit mit, die man einfach so in den Backofen schieben kann, wie eine Lasagne oder einen Gratin. Die frischgebackenen Eltern werden diese Schüssel wie einen Rettungsanker an sich zerren. Habe ein gutes Gespür, wann es Zeit ist, sich wieder zu verabschieden. Gönne der jungen Familie Zeit für sich und bleibe nicht mehrere Stunden. Gäste, die am Wochenbett zweimal aufkreuzen und danach bis zum 1. Geburtstag des Kindes nie mehr, sind der Graus. Ganz ehrlich.
  • Frage nie, ob das mit dem Stillen klappe. Egal, ob du ein Mann oder eine Frau bist. Einfach nie. Und schon gar nicht vor dem Milcheinschuss. Himmelhergottnochmal.
  • Diskussionen um den Namen sind wenig sinnvoll. Frage nie, wie um alles in der Welt sie auf diesen Namen gekommen sind und dass du ihn noch nie in deinem Leben gehört hast. Deine Meinung interessiert niemanden und glaube mir, das Paar hat diesen Entscheid nicht in einer Nacht- und Nebelaktion gefällt, sondern den Namen für ihr Baby mit grösster Sorgfalt gewählt. Daher begegne diesem Entscheid bitte mit Wohlwollen. Und wenn dir dies nicht gelingen sollte, dann rede über was anders.
  • Hilf dir selber. Lass dich nicht bedienen wie in einem Restaurant. Schenk dir selber nach, hole in der Küche, was du brauchst und räume wieder ab. Die Eltern werden es dir danken, wenn sie nach deinem Besuch nicht noch eine Stunde aufräumen müssen. Sie haben besseres zu tun. Schlafen zum Beispiel.
  • Frag die Eltern, ob du ihnen etwas abnehmen kannst. Einen Botengang, das Altpapier an die Strasse stellen … es gibt kleine Gesten, die grad in dem Moment goldwert sind.
  • Reisse nie ein Baby aus den Armen der Eltern oder aus dem Nestchen, in dem es grad vor sich hinschlummert. Es gibt Eltern, die ihr Baby ungern in unzähligen Armen oder Händen wissen. Und wenn sie sich wünschen, dass du dir vorher deine Hände desinfizierst, dann tue es oder lass es mit dem Anfassen.
  • Dass man sich mit einer leichten Erkältung, einem Husten oder einer Schnudernase nicht bei einem Baby zeigt, versteht sich ja hoffentlich von selbst.
  • Frage bitte nicht unmittelbar nach der Geburt, ob die Neu-Mama noch weitere Kinder haben möchten. Ich hätte schwören können, dass ich dies nicht noch ein weiteres Mal überstehen würde. Doch Zeit heilt Wunden. Ja, auch die ganz fiesen an Körper und Seele.
  • Sag der Mama, dass sie gut aussehe. Es wird Balsam für ihre Seele sein. Ihr Körper hat sich stark verändert, sie hadert mit ihrem neuen Ich und sie hat in den Medien sehr einseitige Vorbilder. Ein Körper braucht mindestens genau so lange, um wieder zurück zu seiner ungefähren Form zu finden, wie eine Schwangerschaft dauert.
    Durch die Hormonumstellung glänzt die Haut, das Haar steht struppig ab, mit diesen riesigen Brüsten muss man sich auch erst mal anfreunden, gerade wenn sie noch so spannen und sich nicht als eigene anfühlen. Von den ganzen Geburtsverletzungen erst gar nicht zu sprechen. Du siehst gut aus Mama. Punkt.
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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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2 Kommentare
  • Profilfoto von wludin
    wludin, 21.10.2019, 11:38 Uhr

    Frage: Seit wann «bäckt» man Mütter. Ich fürchte, dass dieses Wochenende auch Parlamentarier «frisch gebackt» wurden …

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    • Profilfoto von Christian Hug
      Christian Hug, 21.10.2019, 15:05 Uhr

      Im Artikel kommen frischgebackene Eltern vor. Gar nicht mal eine so selten angewandte Redewendung. Mehr zum frisch backen findet man hier: https://de.wiktionary.org/wiki/frischgebacken

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