Familienbett – darum liebe ich es
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Nach der Geburt des zweiten Kindes entschieden sich unser Elternblogger und seine Frau für die Anschaffung eines grossen Bettes. Dies wird mehr und mehr zum Familienbett. Ein solches ist umstritten, unser Elternblogger kann es sich aber als Dauerlösung vorstellen. Denn er liebt es und listet hier seine Gründe auf.
Nun schlafen wir also zu viert im Bett und es ist vollkommen okay. Unser Dreijähriger schlief mit etwa 8 Monaten in seinem eigenen Bett. Als das Geschwister kam, zog es ihn am Abend öfters wieder in das Elternbett. Wir hatten die Idee, dass, wenn die Kinder zwischendurch ins Elternbett schlüpfen sollten, genug Platz da sein müsste – und entschieden uns für ein grosszügiges Zweiaufzwei-Meter-Bett. Für den Fall der Fälle. Dieser Fall ist dann bereits in der ersten Nacht eingetroffen und seither ist das Bett ein Familiennest.
Ein Bettgelage, fast wie in der Antike
Und jetzt ist es fast so wie ganz früher: In der Antike war der Schlaf noch nichts Intimes und das grosse Bett selbstverständlich. Auf der Schlaffläche drängten sich Eltern, Onkel, Tanten, Kinder und Diener durcheinander. So gesehen verstehen wir unser Familienbett ganz gesittet im engen Rahmen.
Aber eigentlich gehen wir davon aus, mittelfristig wieder ein Ehebett zu haben. Doch, wenn ich es mir überlege, passt es ganz gut so, wie es ist. Schwierig wird es einzig, wenn die Kleine nächtliche Bauchkrämpfe hat und dann der geweckte Ältere plötzlich einen Heisshunger verspürt oder aufs WC muss oder Unglaubliches zu erzählen weiss und nicht mehr schlafen will: Ist eine richtig wach, sind alle wach, die Nacht wird zum Event. Glücklicherweise sind solche Nachtpartys selten. Den meisten negativen Aussagen über das Familienbett, denen widerspreche ich.
Gefahr oder Investition in die Beziehung?
Zum einen ist da die Angst um die Sicherheit des Babys. Man könnte es erdrücken, gar mit dem plötzlichen Kindstod stehe das Familienbett in Verbindung. Doch wissenschaftlich ist die Lage umstritten (nur: die Bauchlage gilt es zu vermeiden). Sollte man seinen Drogen- und Alkoholrausch neben den Kindern ausschlafen oder Raucher sein, dann wäre das Risiko hingegen eindeutig erhöht. Gut: Zu einem Rausch ist es schon lange nicht mehr gekommen und wenn, dann müsste dafür halt das Sofa her. Und rauchen vor und mit Kindern finde ich sowieso grotesk und lasse die Finger davon.
Unbestritten ist hingegen, dass Nähe und Körperkontakt tagsüber wie nachts für den Aufbau einer guten Beziehung förderlich sind. Genau das liebe ich am Familienbett: Die Einschlafgespräche mit unserem Dreijährigen, oder bei kurzem Aufwachen das Mitbekommen seiner Träume und bei der Jüngeren das Schoppenreichen im Halbschlaf. Auch erlebe ich, ob die beiden ruhig oder unruhig schlafen, wie sie erwachen. Kurz: Ich bekomme die Kinder auch in der Nacht mit und kann so (teilweise) ihren Gemütszustand tagsüber besser nachvollziehen.
Übers Stillen will ich mir zwar nicht anmassen zu schreiben, aber ich stelle mir das so viel angenehmer vor, wenn man sich im eigenen Bett einfach zum Kind hin neigen kann, statt aufzustehen, durch die Wohnung oder den Raum zu wandeln um irgendwo das Kind hinter Gittern in seinem Bettchen aufzusuchen und dann übermüdet auf dem Sofa mit dem Kind im Arm oder zwischen Sofakissen eingequetscht einzunicken.
Das Familienbett als Lustkiller
Dass das mit Kindern geteilte Bett das Sexleben der Eltern verhindert, ist ein verbreitetes Kontra-Argument. Glücklicherweise kann ich auch dem widersprechen. Natürlich ändert sich das Sexleben nach dem ersten Kind – man lebt schliesslich plötzlich eng mit einem Menschen zusammen, der nichts beim Sex zu suchen hat. Aber auch im für Kinder gesperrten Elternbett könnte plötzlich das Kleine auftauchen und von einem schlimmen Traum berichten wollen.
Jedenfalls finde ich: Spontaner Sex im Wohnzimmer oder im Bad belebt die Beziehung. Da scheint mir das Familienbett als Lustkiller eher eine Ausrede, denn die Lust bahnt sich ihren Weg, wenn man ihr Raum lässt. Und dieser Raum muss nicht ein Bett sein. Sowieso ist dieser lustfördernde Raum weniger ein örtlicher, denn ein mentaler. Partnerschaftlicher Sex ist von Faktoren abhängig, von denen der Ort nicht der wichtigste ist. Erholt sein gehört da beispielsweise dazu. Und wenn das Familienbett der Erholung dient, weil man in der Nacht nicht durch die Wohnung wandeln muss oder dank angeglichener Schlafrhythmen nicht aus dem Tiefschlaf gerissen wird, dann ist das Familienbett sogar förderlich für das elterliche Sexleben.
Die Kinder werden verzogen und bleiben abhängig
Ein Kind, das in einem Familienbett schlafe, werde nie selbständig und sei ein verzogenes Gör – so eine Meinung. Ich halte dagegen: Ein Kind braucht Sicherheit und die Nähe der Eltern (besonders, wenn es noch nicht laufen kann) – das ist das natürlichste der Welt. Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum sich ein Kind vor lauter Einsamkeit in den Schlaf weinen sollte.
Gegen das Totschlagargument, dass die Kinder so nie lernen würden, im eigenen Bett zu schlafen, kann ich (noch) nicht viel dagegenhalten (nur, dass der Grössere sein Bett als Rückzugsort liebt und zwischendurch wieder in diesem schlafen will – auch wenn er das Familienbett meistens bevorzugt). Aber ich glaube, das Argument ist in etwa so, wie wenn man behaupten würde, ein Tragetuchkind würde nie laufen lernen. Die Kinder entwickeln sich und werden eigenständig, da braucht es nicht den Druck von uns Eltern – sowieso und ganz grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass weniger Druck zu grösserer Entfaltung führt.
Nichtsdestotrotz ist Entwicklung in erster Linie auf Anreize angewiesen – das Geschwisterbett stünde bereit.