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So kommuniziere ich mit meinem Sohn

«Emil, bring mir bitte meine gelben Schuhe»

Beim Einkaufen wird Peter manchmal komisch angeschaut, weil er seine Gedanken mit Emil teilt. (Bild: Symbolbild: pexels)

Obwohl Emil noch keine fünf Worte sprechen kann, versteht er uns immer besser. Das ist einerseits sehr faszinierend. Andererseits ändert es aber auch die Art und Weise, wie ich mit meinem Sohn kommuniziere.

«Emil», sagte ich, während ich auf dem Bett sass, «kannst du mir bitte meine gelben Schuhe bringen?» Ich hörte ein Poltern. Dachte mir nichts dabei. Wollte bereits aufstehen und meine Schuhe selber holen. Und da stand er im Türrahmen vom Schlafzimmer: Den einen Schuh hielt er mit beiden Händen am Bauch. Auf dem ersten Schuh lag der zweite, den er irgendwie mit Armen und Kinn festklemmte.

Ein Strahlen über beide Ohren begleitete seine Schritte hin zum Bett, wo er die Schuhe fallen liess. Der Stolz war ihm in seine ganze Körperhaltung geschrieben. Als wollte er mir sagen: «Alter, ich verstehe dich sehr gut und ich kann das!»

Eine komplexe Aussage verstehen

Dieser Moment änderte alles. Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber er hat verändert, wie ich mit Emil kommuniziere. Emil – jetzt 15 Monate alt – hat bereits früher einiges verstanden. Habe ich «Ohr» gesagt, hat er sich an die Ohren gefasst. Bei «Papas Ohr» hat er sich meins gegriffen. Das Gleiche hat für die Nase, Füsse und viele weitere Körperteile funktioniert.

Eine so komplexe Aussage mit einer Bitte darin zu verstehen, ist aber weit mehr. Bei uns stehen nämlich im Gang relativ viele Schuhe. Natürlich spielte hier auch ein wenig Zufall mit. Aber zumindest einige der Begriffe «gelb», «Schuhe», «meine» und «bringen» hat er bestimmt verstanden.

Ist nun eine andere Kommunikation gefragt?

Emil beginnt also komplexere Aussagen zu verstehen und so hab ich mir diese Frage gestellt: Muss ich meine Kommunikation mit ihm verändern? Und wenn ja, wie? Es gäbe sicher eines dieser unzähligen Bücher, das mir das ganz genau erklären könnte. Aber ich muss ganz ehrlich sein. Bei den meisten Lektüren in diesen Bereichen hänge ich sehr schnell ab oder schlafe sehr gut dazu ein.

Aber diese Fragen müsste ich eigentlich auch selber beantworten können, dünkte es mich. Schon immer habe ich sehr viel mit ihm geredet. Ich habe ihn bei jeder Gelegenheit in meine Gedanken einbezogen. Das führte oftmals dazu, dass ich beim Warten auf den Bus oder in der Migros sehr komisch angeschaut wurde.

Komische Blicke in der Migros

Mir war aber schon klar, dass ich das tat, um Emil über meine Stimme Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Da er jetzt immer mehr versteht, versuche ich ihn bei solchen Monologen immer mehr einzubeziehen. Das klingt dann in der Migros etwa so: «Emil, wir brauchen noch Bananen.» Bei den Bananen angekommen, frage ich ihn, welchen Bund er will, dann bitte ich ihn, die Bananen zu scannen und sie dann in die Tasche zu werfen.

Das funktioniert erstaunlich gut und Emil macht dies unglaublichen Spass. Dabei ist es sehr spannend zu beobachten, wie viel er versteht, ohne dass er selber mehr als eine Handvoll Begriffe aktiv verwendet.

Je mehr ich aber direkt mit ihm spreche und ihn auch auf der Handlungsebene in mein Leben integriere, desto lieber interagiert er mit mir. Emil holt Sachen, hilft mir, Schrauben anzuziehen und widersetzt sich manchmal mit voller Absicht.

Auch das ist grandios. Über die Sprache beginnt er noch viel mehr an Individualität aufzubauen. Und sind wir uns mal etwas heftiger uneinig, setze ich mich zu ihm hin und erzähle ihm ein Bilderbuch, wo wir jedes Detail betrachten und benennen.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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5 Kommentare
  • Profilfoto von M. Schmidig
    M. Schmidig, 14.11.2022, 22:25 Uhr

    Ich schätze diesen Eltern-Blog sehr und freue mich jedes Mal, wenn ein neuer Artikel erscheint. Meine Kinder sind längst erwachsen und ich lausche gerne den Gedanken von heutigen jungen Eltern. Die Gedankengänge faszinieren mich und ich lerne dabei viel Neues. Was mich aber am meisten berührt ist die spürbare Liebe zu den Kindern, die in jedem einzelnen Beitrag sichtbar wird.
    Danke!

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    • Profilfoto von Peter Limacher
      Peter Limacher, 15.11.2022, 11:15 Uhr

      Herzlichen Dank!

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  • Profilfoto von Andreas Stadler
    Andreas Stadler, 14.11.2022, 10:26 Uhr

    Es gibt wohl kaum ein langweiligeres journalistisches Genre als das der frischgebackenen Eltern, die von ihren Erfahrungen schreiben. Wer als Leser Kinder hat, kennt all das von zuhause – und muss es nicht lesen. Und wer keine Kinder hat, den interessiert es nicht.

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    • Profilfoto von Cory Gunz
      Cory Gunz, 14.11.2022, 22:33 Uhr

      Aha. Dann ignorieren Sie dieses Genre doch einfach, wenn es Sie nicht interessiert. Mache ich auch so bei Modelleisenbahnen oder Klatschmagazinen. Als Vater interessieren mich aber Erlebnisse anderer Familien durchaus.

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      • Profilfoto von Peter Limacher
        Peter Limacher, 15.11.2022, 11:16 Uhr

        Danke vielmals für das positive Feedback!

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