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Nach dem Umzug ist vor dem Chaos

«Diverses-Kisten» bringen dich an den Rand des Wahnsinns

«Diverses-Kisten» sind vor allem nach dem Umzug problematisch. (Bild: Pexels)

Wir sind angekommen in unserer neuen Wohnung und haben es beinahe geschafft: Unser ganzes Leben, eingepackt in etlichen Kisten, steht nun bereit zum Auspacken und wir sind nur eines: glücklich und k.o. Aber jetzt kommt die neue Herausforderung. Wo sind die Spielsachen und wo ist jetzt nochmal der Rucksack?

Ja, zügeln ist anstrengend. Und noch anstrengender ist es, wenn man mit zwei Kindern zügelt. Wie viele Kisten haben wir gepackt und dennoch standen noch ganz viele Sachen in der alten Wohnung, die noch mitwollten! Wir hatten entsorgt, verschenkt, gespendet, aber dennoch war lange noch immer alles voll. Und am Schluss passierte unweigerlich genau das, was wir immer vermeiden wollten.

In die letzten Kisten haben wir nur noch Sachen verstaut, reingeschmissen und reingesteckt. Kisten mit dem Vermerk: Diverses. Gut, Diverses kann viel und alles heissen und es kann vor allem eines: nerven. Weil wenn du in der neuen Wohnung bist und etwas suchst, vielleicht ganz dringend etwas brauchst, dann bringen dich diese «Diverses-Kisten» beinahe an den Rand des Wahnsinns.

Die Kinder entdecken neue alte Spielsachen

Nun, einen Monat nach dem Kisten einpacken, packen wir die Kisten wieder aus. Jedesmal ist es ein Gefühl, als würde man ein Geschenk öffnen. Was verbirgt sich wohl in der Kiste mit den Schuhen? Schuhe oder noch etwas anderes.

Auch die Kinder sind mittlerweile jedesmal gespannt, wenn man eine Kiste öffnet und den Inhalt mit Staunen betrachtet. «Ach, wir haben ja noch eine Drohne» oder «ach, das Spiel kenne ich gar nicht», heisst es dann ganz verwundert von meinen Söhnen. «Doch, dieses Spiel hast du mal sehr geliebt, als du noch kleiner warst», entgegne ich ihm.

Wer sucht, der findet – oder so

Daran zeigt sich: Zügeln hat durchaus auch seine guten Seiten. Die Kinder entdecken alte und manchmal auch langweilige Spielsachen von neuem und freuen sich über ihre alte Brio-Eisenbahn, als hätten sie diese eben erst geschenkt bekommen.  Nur manchmal gibt es diese Momente, in denen ich am liebsten wieder in das alte Zuhause zurück möchte.

Es sind etwa Momente, in denen ich am Arbeiten bin und einen Anruf erhalte. Auf der anderen Seite mein Mann, der mich fragt: «Du, wo ist eigentlich der Rucksack des Grösseren?» «Mhm … gute Frage, ich habe keine Ahnung», ich bin ratlos und grüble die ganze Zeit darüber nach. Ich habe mir doch beim Packen alles genauestens überlegt, was wo reinkommt. Aber den Rucksack, den habe ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Wo könnte der wohl geblieben sein?

Der vorwurfsvolle Blick des Grossen

Ich grüble weiter, den ganzen Tag und finde es nicht heraus. Auch mein Mann sucht die ganze Wohnung ab, begleitet von den Kindern, die sowieso mehr spielen als suchen, aber finden tut ihn niemand. Am Abend komme ich müde nach Hause und mein Grosser blickt mich vorwurfsvoll an. «Mami, den Rucksack hätte ich heute wirklich gebraucht. Aber du hast ihn einfach versteckt, das ist nicht lieb! Warum hat du das gemacht?»

Ganz verdattert sehe ich ihn an und versuche ihm zu verstehen zu geben, dass ich das wirklich nicht mit Absicht gemacht habe. «Schau, wir haben gefühlte 100 Kisten und in irgendeiner davon ist dein Rucksack. Wir werden ihn schon einmal finden, wir müssen einfach suchen.»

Dann gesellt sich auch mein Mann dazu: «Überleg doch mal, wo er sein könnte, so schwierig ist das doch nicht.», meint er zu mir. Ich sehe die beiden erstaunt an. «Hey, mein Grosser», sage ich dann meinem Sohn, «es tut mir leid, aber ich weiss wirklich nicht ,wo er ist!» Mit einem schlechten Gewissen suche ich noch längere Zeit weiter. Warum kann ich mich überhaupt nicht daran erinnern, den Rucksack verstaut zu haben?

Die kleine Bestätigung zum Schluss

Zwei Tage später, die Kisten werden langsam weniger, öffne ich aus Neugier eine Kiste, die mein Mann gepackt hat. Diejenige mit der Aufschrift «Winterkleider». Und siehe da, zwischen Schuhen und Winterjacken kommt plötzlich der vielbesagte Rucksack zum Vorschein: «Voilà», sage ich stolz meinem Sohn und dieser freut sich darüber, als hätte er den Rucksack gerade zum Geburtstag erhalten. «Endlich Mami, ich dachte schon, du findest den nie», sagt er glücklich zu mir und wandert schnurstracks mit dem Rucksack zu meinem Mann.

«Papi, Mami hat meinen Rucksack gefunden», höre ich meinen Sohn sagen. «Ja, und wo war er gesteckt? Sicher zwischen deinen Kleidern», sagt mir mein Mann und lächelt mich an. «Nein, Papi, der war in deiner Kiste, das war gar nicht schlau gepackt, total falsch angeschrieben», erklärt mein Sohn schulmeisterlich.

Und ich freue mich und bin stolz, dass mein Sohn es richtig erkannt hat. Ich bin aus der Sache raus und kann mich jetzt dem wichtigen Problem widmen. Denn wo steckt meine Sonnenbrille? Wo habe ich die reingepackt? Ja, irgendeinmal werde ich auch sie noch finden …

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Umzug Manager
    Umzug Manager, 26.11.2020, 09:02 Uhr

    Eine gute Organisation des Umzugs ist unerlässlich. Ein sehr interessanter Beitrag.

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  • Profilfoto von Men’s Power
    Men’s Power, 11.09.2020, 12:13 Uhr

    Toller Einstieg. Boxen müssen sehr sorgfältig unterschrieben werden.

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  • Profilfoto von Anastasia Dobrik
    Anastasia Dobrik, 23.07.2020, 09:07 Uhr

    Super Artikel! War sehr hilfreich. Danke dafür 🙂 Es ist wirklich so, dass beim Zügeln immer wieder neue Dinge hervorkommen, von denen man nichts wusste 😀 Aber das ist doch auch was schönes!

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  • Profilfoto von Müller
    Müller, 13.07.2020, 13:37 Uhr

    ja das Züglen ist ein Erlebnis ich Junggeselle mache das jedes jahr warum??, am meisten Ort fällt man rein. Hochhaus Allmend: Kartonwände zum Nachbar, tolle Wohnung dann in Kriens leider obwohl Neubau billige Fenster vis-a-vis nur krach Studentenhotel bis um 3 Uhr früh Lärm… Emmen, wenn da nur der Fluglärm nicht wäre, nach 4 Jahren, in Littau ein Altbau saniert. Wie sich nun herausstellt hellhörig, Waschen bis in die Nacht. Meine Wohnung über dem Eingang, die Waschküche ist unter dem Schlafzimmer. Die Verwaltung hat null Interesse was zu machen, Schimmel, feucht gerade sind wieder Arbeiter im Haus, zum Verzweifeln und alle sagen bleib doch mal, wo ja gerne nur wo, ich geb nicht auf das Zügle geht, jede Wohnung hat sein eigenes, neu Einrichten und dekorieren.

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