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Verzweifeltes Optimierungsbestreben

Die väterliche Leichtigkeit, die uns Müttern fehlt

Etwas mehr Leichtigkeit würde vielen Müttern guttun, findet Elternbloggerin Sabrina Forrer. (Bild: Symbolbild: pexels)

Brauchen wir Mütter eine Scheibe väterlicher Leichtigkeit? Es ist etwas salopp ausgedrückt und womöglich trete ich damit jemandem auf den Schlips. Selbstredend sind nicht alle Väter voller Leichtigkeit und nicht alle Mütter brauchen eine Scheibe davon.

In meiner Bubble beobachte ich dieser Tage einen mütterlichen Trend. Er geht in die Richtung ... Wie soll ich es nennen? Verzweifeltes Optimierungsbestreben!

Wir sollen ein bisschen schön sein, aber nicht zu sehr. Gut angezogen, alles fair und nachhaltig produziert natürlich. Es soll uns etwas kosten, aber Luxus ist eine Schmach.

Wir sollen lustig sein, gut kochen können, aber auch nicht ständig hinterm Herd stehen. Regional und saisonal – aber wenn Besuch kommt, schon ein bisschen High-End-Food. Aufgrund meiner Observation habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, woher dieser Drang zu optimieren kommt. Eines weiss ich: Die Mom-Bubble ist nicht selbst schuld daran.

Zu viel gesellschaftlicher Druck für die Mütter

Eine Freundin meinte neulich, er würde schon kurz nach der Geburt beginnen. Menschen denken, sie könnten nun unseren mütterlichen Körper beurteilen, bloss weil dieser ein Baby produziert hat. Der gut gemeinte Satz «9 Monate kommt es, 9 Monate geht es» soll bedeuten, dass wir uns nicht stressen lassen sollen, schnell wieder «in shape» zu sein. Schliesslich hätten wir dafür noch Zeit, genau genommen 9 Monate. Weil spätestens dann sollte alles wieder ungefähr da sein, wo es einst war.

Ein bewunderndes «Du siehst ja schon wieder aus wie vorher!», ist vielleicht nett gemeint. Aber es impliziert, dass es sehr wichtig sei, wieder so auszusehen wie vorher. Persönlich habe ich unter diesem Aspekt der Mutterschaft nicht gelitten. Aber ich gehe davon aus, dass dies für eine gesellschaftliche Idee sorgt, unter der Frauen im Kollektiv durchaus leiden.

Väter werden bewundert – egal wofür

Ehe das Kind geboren ist, stellt sich die Frage nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Und während sich die Mutter fürs Nicht-Arbeiten oder Zu-viel-Arbeiten erklären muss, wird der Vater gefeiert. Was auch immer er tut. Arbeitet er viel, so wird ihm Verständnis entgegengebracht. Einer im Haus muss ja schliesslich Karriere machen.

Hat er einen Daddy-Day und schreitet daher dienstags mit umgebundenen Kind und Teddy durch die Strassen von Luzern, so fliegen ihm haufenweise liebe, lächelnde Blicke zu. Ist er sogar nur Teilzeit berufstätig und daheim vergleichsweise oft am Drücker, so wird er logischerweise dafür besungen.

Mütter schultern den Löwinnenanteil

Und wenn wir zum Thema «Mental Load» kommen, so schultern zumindest in meinem Mikrokosmos immer die Frauen den Löwinnenanteil. Und das auch bei Paaren, die sich die Familien- und Erwerbsarbeit aufteilen. Das Kind braucht neue Gummistiefel, ein schwarzes T-Shirt für die Schultheateraufführung. Geschenke für Patenkinder müssen besorgt werden, eine Idee für das Abschlussgeschenk der Lehrerin muss gedeihen. Und Familie DeLuca haben wir auch schon lange nicht mehr eingeladen.

Das Wiegenfest der Mittleren will mit einer Meerjungfrauenparty gefeiert werden. Der Grosse hat sein Absenzenbüchlein verloren und sein Sportzeug zu Hause vergessen.  Montags müssen frische Blumen auf den Tisch, zum Kindergartenfest der Kleinen muss ein Ciabatta gebacken werden und der Einkauf der betagten Nachbarin erledigt sich auch nicht von alleine.

Die Organisation dieser sehr unvollständigen Litanei (denn es sind noch mindestens hunderttausend Dinge mehr!) trägt viel zu oft die Mutter alleine. Klar «hilft» der Vater, aber sie muss ihn informieren und erinnern. Und ab da ist es keine wirkliche Entlastung mehr, sondern einfach ein weiteres To-do.

Väterliche Leichtigkeit auch für uns Mütter

Wo sind die Väter in diesem mentalen Wahnsinn? Bestimmt irgendwo und gewiss täten sie auch ein paar Dinge mehr, würde der mütterliche Eifer bröckeln. Wahrscheinlich wäre dann einiges anders, es stünden keine Blumen auf dem Tisch oder maximal verwelkte. Familie DeLuca wäre nicht eingeladen, man würde sie vermutlich trotzdem einmal treffen, ganz spontan auf dem Spielplatz.

Man würde gemeinsam ein Bierchen zwitschern und vielleicht eine Pizza bestellen. Zum Kindergartenfest würden Grissini statt frischem Ciabatta mitgebracht. Die Lehrerin bekäme zum Dank einfach eine Flasche Schampus. Vielleicht wäre alles ein bisschen chaotischer, unkomplizierter und auch spontaner.

Ich wünsche mir für mich und all jene Mütter, die sich das auch wünschen, eine Scheibe von der väterlichen Leichtigkeit. Der Stoff, aus dem sie entwächst, wird nämlich von der Gesellschaft gewoben: aus Grosszügigkeit und Selbstverständlichkeit für die Art und Weise, wie sie Dinge angehen.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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