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Von furzenden Grossvätern und ausgeleierten Unterhosen

Die schönen und peinlichen Komplimente meiner Töchter

Positives Feedback von Kindern gibt gute Laune. (Bild: Nadja Stadelmann)

In Sachen Komplimente sind wir eher zurückhaltend. Nicht so unsere Kinder. Sie sind schonungslos ehrlich und direkt. Und das ist gut so. Da erhalten Frauen mit Hängebusen oder furzende Grossväter Komplimente aus einer ganz anderen Perspektive.

Unsere Kinder sind wahre Weltmeister in Sachen Komplimente. Nicht immer haben diese Hand und Fuss, aber sie kommen direkt aus dem Herzen.

So kam eines morgens das grosse Frölein in unser Schlafzimmer und protestierte, weil das kleine Frölein auf meinem Bauch lag. Ich sagte ihr, sie könne sich doch bei Papa auf den Bauch legen. Sie entgegnete jedoch: «Der hat einen harten Bauch! Du hast so einen weichen wie der Zopfteig!» Das war das Schönste, was je jemand über meinen Bauch gesagt hat, jawohl.

Daran, liebe Mütter, sollt ihr denken, wenn euch der Afterbabybauch stresst, auch wenn das Baby längst schon läuft. So ist er weich und lädt zum Kuscheln ein.

Kurze und lange Brüste

Auch schön sind die Komplimente über das Alter. Wenn Musik läuft: «Mama, gell du warst schon auf der Welt, als Beethoven gelebt hat.» Knapp nicht, mein Kind. Aber bei Michael Jackson schon und bei Kurt Cobain ebenfalls.

«Der Grosspapi kann richtig laut furzen und das stinkt nicht einmal so fest.»

Am Strand sagt das kleine Frölein. «Es gibt Frauen, die haben kurze, und solche, die haben lange Brüste. Die langen gefallen mir besser, weil die so lustig gwaggeln beim Gehen».

«Ich mag, wie du die Welt siehst, grosses Frölein, du siehst vieles, was mir nicht auffällt!» Darauf sie: «Darum brauchst du ja eine Brille, Mama!»

Kinder haben die seltene Gabe, ein stimmiges Kompliment im richtigen Moment zu machen. (Bild: Nadja Stadelmann)

Mit den ausgeleierten Unterhosen ins Strandbad

Wir sind zu einer Geburtstagsparty eingeladen bei Leuten, die direkt an der kleinen Emme wohnen. Die Sonne brennt zünftig auf unsere Köpfe herab. Wir finden, es ist Zeit für eine Erfrischung im kühlen Nass. Da wir keine Badeklamotten dabeihaben, entscheiden wir: «Wer schöne Unterhosen trägt, kann doch grad so in die Emme.» So findet das kleine Frölein: «Meine Mama kommt sicher ins Wasser, die hat heute sooo schöne Unterhosen an.» Und ich denke: «Herr im Himmel, bitte nein, es sind meine ausgeleierten Wohlfühlunterhosen in Gross.

«Grosmami, du sagst nie Nein und du bist noch nie gestorben.»

Im Zug flüstert mir das grosse Frölein über eine Frau im Abteil nebenan zu: «Man sieht, dass die alte Frau mal jung war!» «Woran siehst du das?» «An ihren Turnschuhen!» Wir sagen der alten Frau, dass uns ihre Turnschuhe gefallen.

Sie sähen sportlich aus und seien so schön bunt. Die Frau freut sich aufrichtig über das Kompliment und erklärt uns, dass sie sich lange gegen so bequeme Treter gewehrt hat, aber wegen eines Hallux' gezwungen ist, Turnschuhe zu tragen.

Kinderkriegen leicht gemacht

«Papa, gell du hast so krumme Beine, weil du gut Fussball spielen kannst.»

Beim Zubettgehen sagte ich: «Ach, wenn ich euch nicht hätte, müsste ich mir euch fest wünschen!» Dann fragte das kleine Frölein: «Mama, werden so Kinder gemacht? Man wünscht sie sich und dann kommen sie aus dem Bauch?»

«Sicher nicht!», entgegnete das grosse Frölein, «das geht nur im Schlaraffenland! Babys machen geht anders. «Dann hatten wir vier einfach Glück, dass wir uns gefunden haben.» Ja, genau, das denke ich auch. Nicht immer. Aber fast immer.

Warum so sparsam mit Komplimenten?

Wann verliert man diese Fähigkeit zu offenherzigen Komplimenten? Wird man im Laufe der Schulzeit sparsamer im Verteilen von Komplimenten, bis man sie schliesslich in der Pubertät ganz aus seinem Repertoire streicht? So könnte es sein. Auch reagieren wir Erwachsenen oftmals verlegen auf Komplimente. Wir spielen sie häufig herunter oder weisen sie zurück.

Dabei tun sie so unendlich gut, diese Komplimente von ganzem Herzen. Ich mache gerne Komplimente – einfach so. Warum nicht auch mal bei Fremden? Einfach so, weil uns etwas Besonderes auffällt. So oft stänkern wir herum, reagieren erst, wenn uns etwas nicht passt. Ich kenne niemanden, der nicht gerne ehrliche und aufrichtige positive Worte über sich hört. Sie öffnen Türen.

Ausserdem tut uns gerade in der heutigen Zeit eine extra grosse Portion Freundlichkeit und Empathie schampar gut. Warum nicht einfach sagen, was uns erfreut? Soviel sei gewiss: Es wird beiden Seiten in der Seele guttun.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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