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Alles heisse Luft oder doch bahnbrechende Ideen?

Die 10 besten Erziehungstipps

(Bild: Pixabay)

Wow, was für eine verheissungsvolle Versprechung! Habt ihr sofort angeklickt? Geht mir auch so. Ein klassischer «Clickbait-Titel». Das heisst, man muss – in diesem Fall als Eltern – einfach draufklicken, weil man so neugierig ist, was denn diese tollen Erziehungstipps sein könnten (oder zumindest was die Autorin dafür hält).

Man kann kaum widerstehen, wenigstens kurz einen Blick zu werfen auf etwaige Erleichterungen oder neuste wissenschaftliche Erkenntnisse im erfolgreichen Umgang mit den kleinen Menschlein. Sei es bei Pinterest (mit Klassikern wie: «So hört Ihr Kind auf Sie» oder «So funktioniert Zubettgehen reibungslos»), wenn ein Magazin titelt: «Durchschlaftricks für alle Kinder» oder kürzlich in einer grossen Schweizer Tageszeitung: «Wie man Kinder erfolgreicher macht – sieben wissenschaftlich fundierte Tipps».  

Heisse Luft

Um es kurz zu machen: Da ich das ganze Zeugs für euch gelesen habe, kann ich getrost sagen: Alles heisse Luft! Noch nie wäre mir in diesen Artikeln ein bahnbrechender Tipp begegnet, der meine Erziehung oder den Alltag mit Kindern grundlegend verändert hätte. Und trotzdem sticht einen immer wieder der Hafer. Es kann ja nicht schaden, es zu lesen, wer weiss, vielleicht ist ja wirklich der ultimative Tipp dabei … und wenn ich es nicht lese, verpasse ich vielleicht – und man will ja nur das Beste für sein Kind.  

Es gibt ganze Wissensmagazine, die sich lernwilligen Eltern widmen. Kürzlich stach mir am Kiosk eins ins Auge mit der vielversprechenden Titelaufmachung «Mit dieser Ernährung bleibt Ihr Kind gesund»! Muss man natürlich sofort kaufen, die Fr. 16.80 werden es schon wert sein. Stell dir vor, nie mehr ein krankes Kind zu Hause! Beim Blättern dann die Ernüchterung: Selber käme man natürlich nie auf die Idee, dass ab und zu ein Stück Gurke und ein Apfelschnitzli besser sind als Gummibärli und Schoggistängeli. Das war in etwa die Hauptaussage des werbeschweren Altpapiers. 

Mut zur Lücke

Anders sieht es aus, wenn man gerade im Netz nach einem Tipp für ein ganz bestimmtes Kinderproblemchen sucht. Vielleicht ein Tipp, wie die Windel nachts nicht mehr ausläuft oder wie man den Abschiedsschmerz in der Kita lindern kann. Hier kann man tatsächlich fündig werden und die Nadel im Heuhaufen finden, die einem etwas weiterhilft. 

Aber sonst gilt: Mut zur Lücke! Denn wenn es den Durchschlaftipp gäbe, dann wäre dieser wohl hinlänglich bekannt und der Erfinder sehr, sehr reich. Zumindest hätte ich ihn entsprechend entlöhnt für diesen ultimativen Tipp.  

Wenn es doch nur so einfach wäre

Allzu oft jedoch lassen einen diese sicheren Tipps nur zweifeln, vor allem an sich selbst. Beispielsweise wird ja als Tipp für gutes Einschlafen immer empfohlen, ein Abendritual zu schaffen. Demzufolge möglichst jeden Abend derselbe Ablauf: also Znachtessen, Pyjama anziehen, Zähneputzen, Gutenachtgeschichte, Gutenachtlied und dann Sternenlicht an und leise aus dem Zimmer. Ja, in der Theorie sicher super, aber wenn das Kind schon einen Tobsuchtsanfall kriegt, wenn du das Zahnbürsteli nur schon aus dem Becher nimmst, dann kannst du dir das nette Ritual an den Hut stecken.

Und du fragst dich, was du jetzt falsch machst, weil du doch immer so liebevoll versuchst, das Abendritual durchzuziehen, aber das Kind irgendwie nicht so richtig mitmacht. Und man saugt dann jeden Artikel zum Thema Zähneputzen mit Kinder ein, von Kinderapps mit Zahnmonstern bis zu Zahnputzgeschichten usw. Kann man alles probieren, aber keine Wunder erwarten. Bis mir der rettende Gedanke kam, einfach in unserer Kita Werkspionage zu betreiben und herauszufinden, wie die es schaffen, jeden Mittag zwölf Kinder zum Zähneputzen zu überreden. Dort funktioniert das mit einem schönen Zahnputzlied, welches ich dann auch allabendlich anstimmte. Das half zumindest eine Zeit lang recht gut.

Stattdessen …

Vor allem als Neumami eines Säuglings ist man froh über den einen oder anderen guten Tipp einer erfahrenen Freundin oder der eigenen Mutter. 

Die besten Tipps und Ideen haben also immer noch liebe Freunde oder die Grosseltern oder eben auch die Kita parat. Einfach mal fragen: Und, wie macht ihr das? Oder: Kennt ihr das auch? Vor allem als Neumami eines Säuglings ist man froh über den einen oder anderen guten Tipp einer erfahrenen Freundin oder der eigenen Mutter.  

Also, «Windelfrei in 10 Tagen» oder «Durchschlafen leichtgemacht» kann ich hier nicht bieten. Aber ich kann sagen, dass zeit- und nervenraubende Sachen wie Töpfchentraining oder tausend Versuche, wie das Kindlein doch bitte neun Stunden am Stück schlafen könnte, getrost vernachlässigt werden können. Irgendwann im Sommer läuft das Kind dann mal einen ganzen Tag windelfrei herum und nichts geht daneben. Und irgendwann wacht man morgens auf und eilt ins Kinderzimmer, weil man die ganze Nacht nichts gehört hat. Es geht von selbst! Natürlich kann man anschieben und ausprobieren, aber man kann’s auch einfach lassen und sich zurücklehnen. Und dabei vielleicht einen Artikel lesen, wie man sein Kind perfekt auf die Schulzeit vorbereitet – oder auch einfach einen guten Krimi!

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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