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Die ersten Wochen als frischgebackene Mama

«Den Milcheinschuss feierte ich wie meinen Geburtstag»

Elternbloggerin Marjana geniesst lieber die Zeit mit ihrer Tochter, anstatt Nachrichten zu beantworten. (Bild: Symbolbild: pexels)

Wochenbett, Stillen, neue Verantwortung, Muttergefühle: Das ist mein neues Ehe-, Mama- und Privatleben. In diesem Blogbeitrag erzähle ich von den ersten Wochen nach der Geburt unserer Tochter, die mit einigen Überraschungen gespickt waren. Emotionaler, aber auch organisatorischer Art.

Drei Wochen dauert das Wochenbett gemäss Broschüren. Dabei wird zu Folgendem geraten: Die erste Woche verbringt frau meist im Bett; die zweite um das Bett herum und die dritte gerne auch ausserhalb der eigenen vier Wände. Je nachdem, wie gut (oder schlecht) frau sich dann fühlt.

Nach der Geburt unserer Tochter fühlte ich mich glücklicherweise ziemlich schnell ziemlich gut. Mit Gefühlsschwankungen hatte ich weniger zu kämpfen als mit der Tatsache, dass ich relativ viel essen und trinken musste – Milcheinschuss sei Dank. Und glaubt mir, als dieser dann endlich kam, habe ich ihn innerlich gefeiert, als hätte ich Geburtstag.

Die ersten Tage nach der Geburt waren eine totale Umstellung. Mein Tagesablauf hörte sich dann jeweils so an: Wickeln, Stillen, Abpumpen, Essen, Trinken und alles wieder von vorn. Ich bin nämlich eine dieser Frauen, die in sich reinstopfen können, was sie wollen und trotzdem nicht zunehmen. Das gestaltete sich für die stillende Mutter als neue Herausforderung. Vor allem, weil ich am Morgen normalerweise nichts runterbringe. Aber plötzlich musste ich einfach. Ab und zu fühlte ich mich von meinem Mann geradezu «gemästet», wenn er mir einen Teller mit zwei Eiern und Brot brachte. 

Durchzechte (Still-)Nächte in den ersten Wochen

Fast noch herausfordernder waren aber die Nächte, zumindest die ersten. Einmal war ich dermassen übernächtigt, dass ich mir beim Auffüllen der Wärmeflasche heisses Wasser über die Hände leerte. Schockierender als die Tatsache, neben das grosse Loch der Wärmeflasche gegossen zu haben, war für mich die Erkenntnis, dass ich drei Sekunden benötigte, um zu realisieren, was da gerade passiert war. Und so lag ich also wenige Minuten später in meinem Bett. Mit der einen Hand umschloss ich unsere Tochter, mit der anderen ein Cold-Pad. Unnötig zu erwähnen, welche Hand in diesem Moment mehr Fürsorge brauchte.

Glücklicherweise «normalisierte» sich der Schlafrhythmus unserer Tochter in den darauffolgenden Wochen auf vier Stunden Schlaf pro Nacht. Und als sie eines Nachts acht Stunden durchgeschlafen hatte, musste ich mir zuerst ungläubig die Augen reiben. Bis heute ist das aber eher die Ausnahme geblieben. Und glaubt mir, das ist auch ganz normal.

Als «Milchkuh» bin ich etwas Besonderes

Neben den durchzechten Stillnächten überraschten mich auch die Stunden, die während des Stillens nur so vor sich hinrasten. Am Anfang habe ich in dieser Zeit noch Nachrichten beantwortet. Das hat sich aber schnell geändert. Immer wieder hört man aus dem Umfeld, wie schnell die kleinen Babys wachsen und wie sehr man diese Zeit doch geniessen soll. Seit ich selber eine Tochter habe, beginne ich langsam, ihnen Glauben zu schenken.

Auch wenn es Nächte gegeben hat, in welchen ich die Aufgabe als «Milchkuh» gerne an meinen Mann abgetreten hätte, schätze ich heute diese Aufgabe, die ich als «Mama» habe, sehr. Sie gibt mir nämlich das Gefühl, etwas Besonderes (für meine Tochter) zu sein. Ein Gefühl, das nur sie mir geben kann; das aber nicht gleich vom ersten Tag an da war.

Neue (Mutter-)Gefühle, neue Verantwortung

Meine Wochenbetthebamme fragte mich nach zwei Wochen, wie ich mich hinsichtlich Fürsorgegefühl fühle. Ich antwortete ihr, dass ich das Gefühl hätte, mein Mann habe eine engere Verbindung zu unserer Tochter. Daraufhin meinte sie nur, dass das noch komme. Und sie hatte recht. Nach den ersten Wochen als Mutter kämpfe ich heute mit Gefühlen, die völlig neu für mich sind. Kaum gebe ich meine Tochter mehr als zwei Stunden aus den Händen, vermisse ich sie schmerzlich. Und die Sorge, dass ihr etwas zustossen könnte, wird auch nicht unbedingt kleiner.

Mein neuer Alltag als Mama beginnt ganz unterschiedlich. Duschen im Schnelldurchlauf ist aber bereits fester Bestandteil der morgendlichen Routine. Während dieser Zeit ist dann jeweils Wickeln mit Papa angesagt – wenn er noch zu Hause ist. Und falls nicht, versuche ich so schnell zu duschen, dass meine Tochter keinen Wein- beziehungsweise Wutanfall kriegt. Denn sie hat echt Temperament. Das zerreisst mir erst recht das Herz. Vor allem, seit sie beim Weinen tatsächlich auch Tränen produziert. Was nach zwei Wochen geschah und Papa schlecht handhaben kann.

Und neuer Paaralltag

Ein neuer Alltag hat sich auch hinsichtlich Paarbeziehung eingestellt. Plötzlich ist da ein Wesen, das uns fremdbestimmt. Hungergefühle, volle Windeln, Schlafmangel, Kuscheln. Unsere Tochter gibt ganz klar den Ton an. Das ist teilweise eine echte Herausforderung. Nach einem schwierigen Abend (dann ist die Verdauung meist am stärksten gefordert) hilft es uns, wenn wir den schlafenden Schreihals auf dem Arm halten und uns am nächsten Morgen darüber lustig machen, wie sehr ein solch kleines Wesen unsere Welt wegen zwei kleinen Bedürfnissen zur «Hölle machen» kann. Glaubt mir, Humor wirkt in solchen Momenten Wunder.

Aber natürlich macht sie unser Leben nicht zur Hölle. Und falls doch, dann wenigstens nur für ein paar Minuten.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Nique
    Nique, 04.12.2022, 14:44 Uhr

    «Elternbloggerin Marjana geniesst lieber die Zeit mit ihrer Tochter, anstatt Nachrichten zu beantworten» – und doch hält sie sich fest am Handy… schade, so war es doch gerade nicht gemeint; die Elternbloggerin kann sich wohl doch nicht trennen von ihrem Telefon. Schade, dass Sie dieses Bild ausgewählt haben.

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