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Herausforderungen eines Familienmorgens

Dauerknatsch zwischen Morgenmuffel und Frühaufsteher

Die Kinder morgens aus dem Bett zu holen, kann schwierig sein, das weiss auch Elternbloggerin Carmen Zettel. (Bild: Pixabay)

«Juhui, eine ganze Stunde länger schlafen, das ist ja super!» Unser jüngerer Sohn zeigte sich überglücklich, als ich ihm vor Kurzem das mit der Zeitumstellung im Herbst erklärt hatte. Denn er ist ein wahrhaftiger Morgenmuffel. Blöd nur, dass sein grosser Bruder genau das Gegenteil ist. Der Knatsch ist morgens jeweils vorprogrammiert.

Montagmorgen, es ist 6 Uhr, die Familie schläft noch. Ich nutze die Zeit für die Vorbereitung. So ein Familienmorgen muss gut geplant sein, dies jedenfalls in unserer Familie. Ich bereite alles vor, die Kleider für die Kinder, das Znüni, das Zmorge. So, es ist kurz vor 7 Uhr, ich wecke die Kids.

Beim Grossen ist dies keine riesige Geschichte. Kaum bin ich in seinem Zimmer und gehe zu seinem Bett, blinzelt er mich schon mit kleinen Augen an. «Ist es schon Zeit zum Aufstehen?», fragt er mich. Ich nicke und zeige auf die Kleider, im Wissen, dass er diese bestens und ohne Druck in den nächsten Minuten anziehen wird.

Weckprozess in mehreren Stufen

Nun kommt die grosse Herausforderung. Der Kleine schläft nicht nur tief, er schläft auch gerne sehr lange. Darum erstaunt es mich nicht wirklich, wenn er auf die ersten leisen Weckversuche überhaupt nicht erst reagiert. Ich gehe zur nächsten Stufe über: Ich kraule den Kleinen am Nacken und streichle ihn am Kopf. «Guten Morgen, Schlafmütze, es ist Zeit. Du musst aufstehen.» Doch auch auf diesen Weckversuch reagiert er überhaupt nicht.

Er schmatzt mit dem Mund und dreht sich widerwillig um. Dann muss eben die nächste Stufe her. Ich werde lauter, ziehe den Vorhang und drücke den Lichtschalter. Aber auch dies hilft nichts. «So, jetzt musst du wirklich aufstehen, ich habe dir alles bereitgelegt!», sage ich nun energischer und ziehe dem Kleinen die Decke weg.

Seine Antwort ist wie jeden Morgen ein lautes Gebrumme und eine weinerliche Stimme, die sagt: «Ich kann nicht aufstehen, ich bin sooo müde!» Wie jeden Morgen, antworte ich: «Aber die Schule wartet nicht auf dich, auch deine Freunde nicht und das Frühstück steht auch schon bereit, mach jetzt!» Es wird nicht das letzte «Mach jetzt» an diesem Morgen sein.

Der Druck steigt

Überraschenderweise setzt er sich dieses Mal aber bereits auf. «Was muss ich anziehen?», er sieht mich mit kleinen Schlitzaugen an. Ich gebe ihm alles direkt vor sein Bett. Aber statt diese anzuziehen, schlurft er ins Bad. In der Hand ein Donald-Duck-Heft. Damit ist klar, auch dies wird wieder länger dauern. In der Zwischenzeit sitzt der Grosse bereits beim Frühstück.

Kaum hat er den letzten Bissen verdrückt, packt er noch seine Hausaufgaben. Heute steht ein Englischtest auf dem Programm. Während ich mit ihm die Wörter durchgehe, rufe ich immer wieder dem Kleinen: «Mach vorwärts und komm jetzt, sonst reicht es nicht mehr für dein Frühstück!» «Ist mir doch egal, ich esse sowieso nichts!» Auch dies eine tägliche Bemerkung.  

Jetzt eilt es wirklich

Und dann schafft er es schliesslich doch noch. Widerwillig und mit einem grossen Seufzer setzt sich der Kleine an den Tisch. Nach ein paar Bissen kann auch er sein freundlicheres Gesicht hervornehmen. Aber mit vorwärtsmachen klappt es immer noch nicht. Während der Grosse bereits beim Zähneputzen ist, träumt der Kleine noch vor sich hin. «Komm, iss, mach vorwärts!», wiederhole ich im Minutentakt.

Mittlerweile ist der Grosse bereits angezogen und steht «schulfertig» im Gang. Dann muss es schnell gehen, ich helfe dem Kleinen die Zähne zu putzen, seine Sachen zu packen und helfe ihm in die Jacke … Wie jeden Morgen! Dann, nach einem kurzen Tumult, wer hat die Flasche, wo sind meine Schuhe und natürlich mit einem kleinen Streit zwischen den beiden Brüdern, ist es schlussendlich geschafft. Glückselig gehen die beiden die Treppe runter.

Verkehrte Welt

Beinahe jeden Morgen das gleiche Spiel. Und dann kommt das Wochenende, und was ist dann? Ja genau, dann schläft der Grosse länger und der Kleine ist meist früher wach. Okay, grundsätzlich stört mich dies ja eigentlich nicht, solange ich ausschlafen kann. Ist es den Jungs dann aber langweilig, kann es vorkommen, dass sie im Minutentakt zu mir ans Bett treten.

«Mami, du Schlafmütze, aufstehen, wir haben Hunger!» Widerwillig drehe ich mich noch einmal um. «Ich komme gleich», murmle ich. Von wem die das frühe Aufstehen wohl haben? Von mir sicher nicht … Ich bin mir sicher, am Montag ist das Ganze wieder ganz anders ...

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Kurt Bischof
    Kurt Bischof, 01.11.2020, 12:24 Uhr

    Weg mit dieser blöden Zeitumstellung. Das ist völlig unnatürlich. Wir müssen mehr im Einklang mit den natürlichen Gegebenheiten leben und nicht immer alles verkünsteln wollen. Weg damit – zurück zur natürlichen Zeit, auch wenn halt die Sommerabende etwas kürzer sind.

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