Eltern
Blog
Glücksmomente für ein Mami

Das neue Wellness: Mit der Zeitung alleine auf dem WC

(Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Obwohl unsere Elternbloggerin durchaus auch schwierigere Momente mit ihren Kleinen durchlebt, so gibt es immer wieder Augenblicke in ihrem Mama-Alltag, die sie zutiefst glücklich machen.

Jüngst fragte mich eine kinderlose Kollegin: «Machen Kinder glücklich»? Wir philosophierten den halben Abend drüber. Sprachen von Augenringen und After-Baby-Body, von Machtkämpfen und der nur schwer hinzukriegenden Vereinbarkeit. Das Leben ist nicht nur schön. Viele Sachen suchen wir uns nicht aus: der Schlaf, die Zähne, die Verwandtschaft, die Magen-Darm-Grippe und andere Katastrophen.

Glück ist paradox. Je mehr wir es jagen, desto weiter entfernt kommt es uns vor. Durch die Kinder erlebe ich Glücksmomente von unsagbarer Tiefe, stehe aber auch Ängste, Sorge und Wut aus, die ich vorher nicht kannte. Die gesamte Gefühlswelt hat eine viel grössere Bandbreite. Aber unter dem Strich, ja da machen sie mich glücklich. Hier eine total unvollständige und stets sich wandelnde Liste meiner Glücksmomente:

  • Eine durchschlafene Nacht. Dies gilt auch, wenn wir abends zu zweit ins Bett gehen und morgens zu viert erwachen. Wir vermehren uns ab und zu nachts. Solange ich dazu nicht aufstehen muss, ist alles okay.
  • Alleine zur Toilette gehen. «Mama, musst du Bisi oder Gagi machen? Wieso klebst du dir das weisse Schiff in die Unterhose? Haben alle Leute Haar am Bisi?» All diese schampar wichtigen Fragen werden gerne lautstark gestellt und von draussen erklingt ein leises Kichern. Zu Hause sich alleine mit Zeitung auf s‘WC verdrücken, fünf Minuten lang… das ist das neue Wellness, ich sag‘s euch.
  • Gummibärchen-Mojito geniessen ohne dabei einen Streit zu haben, ob die Schwester ächt doch ein Gummibärchen mehr im Glas hat.
  • Die Grosseltern dabei beobachten, wie sie meinen Kindern die Welt zeigen und wie sich die kleinen Hände so natürlich in ihre grossen schieben.
  • Etwas gekocht zu haben, das allen schmeckt. Du gibst dir schampar Mühe, planst eine aufwändige Lasagne, kochst beide Saucen, schnippelst Gemüse, holst frische Kräuter aus dem Garten….schichtest liebevoll ein. Um dann zu hören, dass man das Gruuusig-Wääähh und Überhaupt findet. Und überhaupt? Hätte Frölein A nur blutte Teigwarenblätter gewollt und Frölein B nur die Rüebli daraus, aber nicht gekocht.
  • Einen Telefonanruf ohne Störungen dazwischen. Ein vernünftiges Gespräch, ohne das der Vorgesetzte denkt, du leidest unter dem Tourett-Syndrom. Ich sende dir die Unterlagen – geh vom Kopf deiner Schwester runter – bis Freitag.
  • Eine aufgeräumte Wohnoase. Die Stunde bevor der angekündigte Besuch kommt, sind wir am produktivsten. Wir räumen alle auf, der Boden (ah ja, der war ja aus Holz, jetzt erinnere ich mich) zeigt sich nach und nach. Für einmal dürfen wir auch die Briobahn wegräumen. Wäre ja blöd, wenn Tante Annekäthi «darüber stürcheln» würde. Die Sofakissen werden auf dem Sofa schön arrangiert, statt wild in der Wohnung verteilt. Das Brünneli glänzt, der Boden ebenso. Das Spielzeug befindet sich tatsächlich in den dafür gedachten Kisten. Frisch gelüftet, das Kerzli brennt…. schön. Wenn auch nur für einen kurzen Moment.
  • Barfuss im Garten umherspringen, Blüemli pflücken und den weltschönsten Blumenstrauss der Mama schenken (natürlich ist Löwenzahnblatt meine liebste Pflanze). Dreckige Füsse zeugen von einem herrlichen Tag draussen.
  • Arme, die sich um meinen Hals schlängen und dazu einen Joghurt-Kuss in Geschmacksrichtung Erdbeere.
  • Eine Trommel Waschmaschine ohne Stein oder Schneckenhaus zu waschen.
  • Wenn wir zeitig das Haus verlassen und die Legofrau die richtige Frisur auf hat. Dann erwischen wir sogar den Zug, den wir geplant hatten.
  • Zu sehen, wie sie ihr Herz an Tiere verschenken. Bedingungslos.
  • Tage, an denen wir nichts los haben. Ich liebe sie. Die Zeit spielt keine Rolle. Nichts muss, alles kann. Die dritte Runde Mix-Max wird gespielt. Gegessen wird, wann wer Hunger hat. nirgends hinmüssen, nur wenn wir wollen. Nichts tun müssen, nur wenn wir wollen. Zeit haben, einander zuhören und nicht schon gedanklich beim nächsten Termin sein, einander Geschichten erzählen, nur wenn wir wollen.
  • Kinderlachen – und zwar so fest und lange, dass wir gar nicht mehr wissen, warum wir lachen und bis der Schluckauf kommt!
  • «Mama, du bist schön». Auch wenn ich mich grad alles andere als schön fühle.
  • Den Kindern beim Schlafen zusehen und staunen. Darüber, dass sie das Beste sind, was wir je in unserem Leben hingekriegt haben und das dies gerade die beste Zeit ist. Egal wie mühsam, egal wie anstrengend der Tag war. Das Allerbeste.
Themen
Eltern
Blog
Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon