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Glück und Liebe sind bei uns eingezogen

Das letzte Kind hat Fell. Doch welches Haustier passt?

Die Katze «Joy» ist der Familie schnell ans Herz gewachsen. (Bild: nst)

Sobald man nicht mehr wickeln muss, ziehen Hund, Katze oder sieben Meerschweinchen ins Haus. Das letzte Kind scheint ein Fell zu haben. So war es auch bei uns. Und es war eine unserer besten Entscheidungen.

Welches Tier legen wir uns zu? Nicht, dass wir Eltern am Ende mit dem Haustier zurückbleiben, alt und grau und noch immer nicht frei zum Reisen wegen dieses Tieres. Wir Eltern tendieren erstmal zum Aquarium mit Fischen. Aber mit Fischen kann man nicht kuscheln, Streicheln mögen sie auch nicht.

Dann halt Hamster oder Meerschweinchen. Diese Nager sind jedoch nachtaktiv. Das macht mit Kindern auch eher wenig Sinn. Nicht auszudenken, wenn man die Kinder mal so weit hat, dass sie nachts durchschlafen. Und dann? Machen diese Viecher Radau und wecken die Kinder.

Was für ein Haustier spricht

Kinder lernen ja mit Haustieren nebst dem Sich-Sorgen auch den Umgang mit dem Tod. Es sei denn, man schafft sich einen Papagei oder eine Schildkröte an. Was wir in unserem Garten schon vergraben haben, Hasen, Frösche, Vögel. Der Zyklus des Lebens zeigt sich durch die Tiere.

Am Ende des Tages liegt die Verantwortung für die Tiere doch bei den Eltern – das ist uns klar. Dennoch lernen Kinder so viel im Zusammenleben mit Tieren: ein gesundes Sozialverhalten und grössere emotionale Stabilität. Ausserdem entwickeln sie mehr Empathie.

Aufgewachsen auf einem Bauernhof, hatte ich immer Tiere um mich herum. Ich verstehe den Wunsch nach einem Haustier daher absolut. Die Kinder wussten also, dass sie mich bald auf ihrer Seite haben würden. Herr Limacher ist da schon mehr die Knacknuss in unserer Familie. Er, der «seinen» geölten Parkettboden pflegt und sich über wüeschte Kratzer aufregt. Liegen Haare von uns drei Fröleins herum, ist er mit dem Staubsauger oder der Fusselrolle unterwegs.

Welches Tier sollte es sein?

Ich liebe Tiere. Draussen. Ich wollte kein Tier, das bei uns im Haus lebt. Nasses, stinkendes Fell mag ich nicht. Die Fröleins jedoch hatten sich in den Kopf gesetzt, eine Katze zu haben. Seit das grosse Frölein lesen kann, hat sie sich über eine lange Zeit ausschliesslich Bücher über Katzen ausgeliehen. Lesenlernen war bei uns gleichbedeutend mit: «sämtliches Wissen aneignen über Katzenpflege, -ernährung und -spieltrieb». Fragte jemand unsere Töchter, was sie sich zum Geburtstag oder zu Weihnachten wünschten, war die Antwort immer gleich: eine Katze.

So wurden wir über lange Zeit in Katzengespräche verwickelt und irgendwann gingen uns die Argumente aus. Dann war es soweit. Gerade noch vor dem Lockdown zog Joy bei uns ein. Das Büsi unserer Wahl war bereits acht Jahre alt. Kein wildes, junges Kätzchen, das die Vorhänge raufklettert, eher die gemütliche, weise Dame. Wir wussten, dass die Lebenserwartung bei Katzen etwa bei 15–20 Jahren liegt.

Der Einzug der Katze

Und da war sie mit ihrem getigerten Fell und ihren grünen Augen. Wir haben uns auf alles, wirklich alles eingestellt. Die strubsten Szenarien gingen in unserem Kopf ab. Innerlich verabschiedeten wir uns von schönen Polstermöbeln und geöltem Parkettboden. Und dann passierte nichts von alldem. Sie war einfach da – vom Körbli direkt in unser Herz.

Zugegeben, als Vegi-Familie nasses Katzenfutter-Rind-Huhn-Gemisch zu füttern und das Katzenklo zu leeren erforderte zu Beginn recht Überwindung. Aber wir lernten diesen Fellknäuel mehr und mehr kennen und Joy hat unser Herz in Windeseile erobert. Auch jenes von Herrn Limacher. Dies gibt er vorderhand nicht zu. Aber wir beobachten ihn manchmal, wie er ihr den Platz neben sich freihält und zusammen mit ihr Fussball guckt.

Klare Regeln und wie wir sie wieder über Bord warfen

Selbstverständlich haben wir vor ihrem Einzug klare Regeln vereinbart: Das Sofa ist katzenfreie Zone, die Betten ebenfalls. Beim Sofa dauerte es drei Tage, bis wir sie friedlich schlafend darauf antrafen und es nicht übers Herz brachten, sie zu verscheuchen. Bei den Betten etwa eine Woche. Denn immer die Zimmertüren hinter uns zu schliessen, darin waren wir nicht sonderlich gut.

Die Katze liegt jetzt oft bei einem der Fröleins zu Füssen. Dort wird sie in den Schlaf gestreichelt. Dies tut beiden richtig gut. Beide werden so ruhig, nicht klar, wer früher einschläft. Kind oder Katze.

Tiefschlaf dank Katze

Das kleine Frölein schläft seit dem Einzug der Katze erst richtig durch. Hätten wir dies gewusst, hätten wir dem Projekt Katze früher zugestimmt. Überhaupt war dies eine unserer allerbesten Entscheidungen. So viel mehr Liebe und Glück wohnen seither in unserem Haus. Streit wird rascher geschlichtet. Es ist ruhiger, ja auch lustiger. Diese Katze hat so ein feines Gespür. Dafür lohnt es sich, einmal häufiger das Bettzeug zu wechseln oder auch mal ein Malheur wegzuputzen.

«Pass auf dich auf», sagen wir Joy, wenn sie nach draussen geht. Und bereits jetzt denke ich: Hoffentlich wird sie alt bei uns. So alt wie ein Papagei oder eine Schildkröte.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Hannes Estermann
    Hannes Estermann, 06.06.2022, 08:34 Uhr

    Ein von Herzen geschriebener,einfühlsamer Mensch-Tierartikel !
    Gratuliere der Autorin!

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    • Profilfoto von Nadja Stadelmann Limacher
      Nadja Stadelmann Limacher, 17.07.2022, 09:35 Uhr

      vielen 🧡lichen Dank!

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